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Bericht Metalcamp 2008 einleitung | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 7
Dienstag, 08.07.2008
The End Is Near
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Um 5:00 Uhr in der Frühe reißt uns dann ein Donnerschlag aus dem Bett bzw. dem Schlafsack. Schon wieder ein Gewitter. Immerhin hat es der Wettergott nach einer Woche endlich geschafft, den Regen richtig zu timen und morgens fallen zu lassen. So heizt sich das Zelt nicht auf und man kann sie noch einmal umdrehen und sich gepflegt noch ein paar Stunden auf’s Ohr hauen. Doch auch um 10:00 Uhr grummelt es noch aus den Bergen und gießt es ohne Unterlaß. Seit 5 Stunden. Das Frühstück fällt heute einsam aus. Paarweise sitzt man im Zelt und ißt vom Boden, nachdem man auf dem Weg zum Auto klatschnass geworden ist.
Gegen 13:00 Uhr lichtet es sich allmählich und man kann sich wenigstens unter den Pavillon begeben. Von dort beobachten wir dann, wie sich die Reihen allmählich lichten und immer mehr Festivalbesucher vor den Wassermassen kapitulieren und die Heimreise antreten. Die Hauptzufahrt verwandelt sich in eine Schlammpiste, die mehr Ähnlichkeit mit dem Wattenmeer als mit einem Feldweg hat. Das Dixi zu besuchen wird zum Balanceakt.
Doch auch schöne Dinge bringt der Regen. So genießen wir von unserem Pavillon aus das Fernsehprogramm „Unfähige Autofahrer kämpfen sich durch tiefen Schlamm“. Für besondere Erheiterung sorgt die Folge „Wie wickele ich am schnellsten eine Pavillonplane um die Hinterradachse?“
Sportlich gesehen steht heute Hydrospeed an. Angesichts des naßkalten Wetters ist unsere Lust allerdings ziemlich geschwunden. Und bei Maya angekommen wird uns mitgeteilt, daß die Tour leider ausfallen muß, da der Wasserstand der Soca durch den anhaltenden Regen so gestiegen ist, daß eine solche Tour einfach zu gefährlich wäre. Schade, auf Hydrospeed hatte ich mich am meisten gefreut.
Immerhin hat es aufgehört zu regnen und die Sonne kommt raus. Wir feiern das mit einem großen Grillen bevor es auf zu den ersten Bands geht, die wir heute sogar ausnahmsweise nicht im Regen sehen müssen.
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Mittags kommen Volbeat bei strahlendem Sonnenschein auf die Bühne, das perfekte Ambiente für einen spassigen Auftritt. Gekonnt spielen sie ein schönes Repertoire mit vielen Hits von der Rock The Rebel/Metal The Devil-LP. Darunter Mr. & Mrs. Ness, Radio Girl, Boozer, The Gardens Tale, River Queen, Rebel Monster. Das Lied Sad Man's Tongue widmet Michael Poulsen, der Sänger der Dänen, seinem vor einer Woche verstorbenen Vater. Die Mitsingspielchen, die Michael ausprobiert, werden vom Publikum irgendwann nur noch mit Kopfschütteln quittiert. Was er wiederum mit einem hämischen Grinsen quittiert. Er hat doch einen sehr eigenen Gesangsstil.
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Eluveitie. Schon wieder. Gibt es eigentlich irgendeinen Ort, wo die Band im letzten Jahr nicht gespielt hat? Aber es lohnt sich schon bei dieser Band. Und heute ganz besonders. Denn die Kirder-Brüder haben vor einigen Wochen ihren Ausstieg aus der Band bekannt gegeben und dies ist eine der letzten Gelegenheiten die Band in alter Besetzung zu sehen. Für mich wird es das letzte Mal sein und so nutze ich diese Gelegenheit. Die Schweizer haben schon im vorigen Jahr die große Bühne gerockt und dieses Mal spielen sie verdientermaßen ein gutes Stück weiter hinten in der Running Order. Und das folkverrückte slowenische Publikum frißt den Eidgenossen aus der Hand und feiert neue Songs wie Inis Mona genauso ab wie alte Nummern (z.B. Of Fire, Wind & Wisdom). Dennoch ist das Publikum, verglichen mit dem, was man sonst von Eluveitie-Konzerten kennt, eher ruhig, die Band dagegen gibt Vollgas wie immer und die einzelnen Mitglieder schaffen es sogar sich auf der riesigen Bühne ab und zu gegenseitig in die Quere zu kommen. Bei Slanias Song gibt es zwar leichte Schwächen im Gesang, doch das stört niemanden weiter. Und als Sänger Chrigel Glanzmann dann fragt, ob die Slowenen denn Bier mögen, skandiert das Publikum spontan Zlatorog-Sprechchöre. Womit einmal mehr bewiesen wäre, daß das Sponsorenbier Union hier einfach fehl am Platze ist. Auch bei Your Gaulish War treiben es die Schweizer auf der Bühne ziemlich bunt und Sevan und Rafi Kirder geben bei einer ihrer letzten Shows zu Songs wie Tegernakö und Uis Elvetie nochmal alles. Man wird die beiden mit ihrer Bühnenpräsenz wirklich vermissen. Mit Andro endet dann der Auftritt und durch das Publikum zieht sich eine lange Polonäse. Man feiert die Schweizer gebührend; dennoch hat man den Eindruck, daß in diesem Jahr weniger Zuschauer vor der Bühne stehen als noch im letzten Jahr. Vielleicht ist der gemeine Metalfan mittlerweile einfach Eluveitie-gesättigt. Ein guter Auftritt, mehr aber auch nicht. Ein bißchen Melancholie bleibt zurück. Sevan und Rafi, wir werden euch vermissen!
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Dann folgt wieder eine deutsche Band. Subway To Sally. Auch die hat man schon tausendmal gesehen aber auch bei ihnen lohnt es sich eigentlich immer wieder. Auch hier dürfen wir wegen den Pyros erst etwas später in den Graben. Mit Die Trommel und Falscher Heiland eröffnet man die Show ziemlich flott mit neueren Stücken und das Publikum geht relativ gut mit. Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie Bands, die ausschließlich deutsch singen, im Ausland so ankommen. Bei Subway besteht der Hauptunterschied darin, daß nur wenige Leute die Songs mitsingen, die meisten feiern die Band einfach so ab. Sänger Eric Fish „begeistert“ mit Ansagen in „perfektem“ Englisch und man schämt sich schon ein klein wenig mit, so als Deutscher. Naja
der Gute ist ja auch schon den ganzen Mittag rauchend und weintrinkend durch den Backstagebereich gerannt – vielleicht wirkt sich das auf das Sprachzentrum aus. Wie auch immer, singen kann er auf alle Fälle noch und verzaubert mit Eisblumen das Publikum. Bei Sabbat und Feuerland geht es dann wieder rund und insbesondere Feuerland wird seinem Namen gerecht und es gibt eine ordentliche Fuhre Pyros. Mit Tanz auf dem Vulkan gibt es wieder einen neueren Song, bevor man mit Henkersbraut was Altes rauskramt. Der Wechsel Alt-Neu geht mit Kleid aus Rosen und Sag’ dem Teufel auch schön weiter. Ich muß mich hier verabschieden, da ich mir noch Cripper auf der Waldbühne ansehen will. Subway To Sally waren wieder mal sehr gut, konnten aber beim leicht desinteressiert wirkenden internationalen Publikum nicht die gleiche Magie erzeugen wie bei Shows in Deutschland. Als einzige Band (zumindest von denen, die ich gesehen habe) spielen sie auf einer kahlen Bühne ohne Backdrop. Die englischen Ansagen von Eric Fish sind einfach unter aller Sau und stoßen vielfach auf Unverständnis: „Calculate with me Slovenia! 1, 2, 3.
“ Count wäre das richtige Wort gewesen Herr Fish, count
Ich empfehle einen Englischkurs. Bitte.
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Auf der Waldbühne ist es heute zu verschiedenen Verzögerungen und Verschiebungen gekommen, so daß Cripper, die ursprünglich zeitlich vor Subway To Sally spielen sollten, jetzt erst anfangen, als die Potsdamer schon fast fertig sind. Ich bin etwas zu lange bei Subway hängengeblieben und verpasse die ersten beiden Songs der Hannoveraner Thrasher. Sun; Colour: Black ist das erste Stück von Cripper, das ich mitbekomme. Bereits zum dritten Mal in Folge machen die Deutschen die kleine Bühne auf dem Metalcamp unsicher. Heute dann auch endlich mit neuem festen Bassisten. Wie man es nicht anders von ihnen gewohnt ist, gibt die Band von Anfang an Vollgas und Frontfrau Britta wirbelt wie ein Derwisch wild über die Bühne, läuft jeden Quadratzentimeter ab und besucht jedes Bandmitglied mal auf seiner Position. Songs wie Lord Of Fire oder I lassen auch das Publikum nicht ruhig bleiben und man feiert eine ausgelassene Party. Mit Junkie Shuffle stellt man auch noch einen neuen Song vor, bevor der Auftritt mit Fire Walk With Me zu Ende geht. Das Publikum schreit nach einer Zugabe, die jedoch leider nicht drin ist. Dafür gibt es sofort nach dem Auftritt CDs direkt von der Band, die bei dieser Gelegenheit auch noch gleich signiert werden, zu kaufen. Es ist wirklich unglaublich, welchen Ruf sich diese Band mittlerweile im Underground erspielt hat und wie viele Zuschauer sie ziehen. Ich mag mich wiederholen, aber: Aus dieser Band wird noch was!
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Nach Cripper müssen wir dann tüchtig sprinten, damit wir noch rechtzeitig zu Arch Enemy da sind. Für Michael Amott und Daniel Erlandsson bedeutet dies bereits den zweiten Auftritt auf diesem schönen Festival. Doch alles hat einmal ein Ende und so genießen wir die letzte Band des Festivals in vollen Zügen. Den Auftritt kann man wohl eher unter „Nummer Sicher“ verbuchen, denn von der aktuellen Scheibe Rise Of The Tyrant gibt es mit Blood On Your Hands, Revolution Begins und I Will Live Again gerade mal drei Songs. Dafür haut man uns aber auch viele der bekannten Kracher wie Dead Eyes See No Future, Nemesis oder das unvermeidliche We Will Rise um die Ohren. Daneben serviert man uns auch Alltagskost wie Ravenous, Taking Back My Soul, Dead Bury Their Dead oder My Apocalypse. Frontröhre Angela Gossow ist gewohnt kommunikativ und versteht es, das Publikum zu unterhalten, das noch einmal alle Kräfte mobilisiert. Mit Fields Of Desolation vom 1996er Debüt Black Earth läßt man den Auftritt ausklingen und verläßt die Bühne. Trotz Zugaberufen kehrt die Band nicht wieder auf die Bühne zurück. Schade, denn Arch Enemy hatten einen guten Tag erwischt und konnten durchaus begeistern.
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Statt den Schweden betritt nun eine ganze Mannschaft die Bühne, nämlich ein Teil der Helfer auf dem diesjährigen Metalcamp, die uns die Metalcamp-Hymne vorsingen. Ja, richtig. Das Festival hat eine eigene Hymne. Trotz grenzdebilem Text ist der Song ein verdammter Ohrwurm, so daß man ständig den bescheuerten Text trällern muß. Das war wirklich hart. “Metalfans swim in the rivahhhhh!” Wer jetzt neugierig geworden ist oder generell masochistisch veranlagt ist, der möge hier klicken. Nach dieser beeindruckenden Gesangsdarbietung ist das diesjährige Metalcamp dann leider auch schon zu Ende. Noch ein Cocktail auf den Schreck (und um die Bons loszuwerden, denn zurückgeben ist nicht), dann geht es Richtung Zelt.
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Bericht: Hypnos, Tyr
Photos: Tyr
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