|
CD Reviews :: Festivalberichte :: Festival Guide
Bericht Metalcamp 2008 einleitung | 1 | 2 | 4 | 5 | 6 | 7
Samstag, 05.07.2008
Tolminska Korita
|
Und erbarmungslos brennt am nächsten Tag die Sonne auf’s Zelt. Schon um 8:00 Uhr ist es in dieser Sauna nicht mehr auszuhalten und man muß aufstehen. Ich zumindest, einige der Mitfahrer halten es auch noch länger aus.
Heute steht ein Programmpunkt an, den wir zwar letztes Jahr schon hatten, aber weil’s so schön war und wir ja einige Neulinge dabei haben, fahren wir noch einmal zur Tolminska Korita, der Schlucht, die die Tolminka vor den Toren Tolmins in die Berge gegraben hat. Nach kurzer Autofahrt und atemberaubenden Einparkmanövern haben wir die Schlucht erreicht. Schnell noch den für Metaller reduzierten Obolus entrichtet und schon empfängt uns die Schlucht mit ihrer angenehmen Kühle. Einige können es gar nicht abwarten und strecken gleich die Füße ins eiskalte Wasser.
Nach kurzer Pause geht es dann weiter. Letztes Jahr blieb uns ja gerade der schönste Teil der Schlucht verwehrt, da die Folgen eines winterlichen Steinschlags noch nicht völlig beseitigt waren. Doch dieses Jahr können wir hin und ich muß sagen: So schön schon der Rest ist, dieser Teil ist wirklich großartig. Die von den Wassermassen glattgeschliffenen Wände erheben sich in einem engen Canyon ca. 60 m in die Höhe, die Sonne kann hier kaum eindringen. Die Wände sind dunkelgrau, fast schwarz, vom Boden leuchtet uns das weißlichblaue, klare Wasser entgegen und hier und da gibt es grüne Farbtupfer. Einfach wunderschön und mit Worten eigentlich kaum zu beschreiben, also schaut euch einfach die Photos an!
| |
|
Wir wandern weiter zum „Bärenkopf“, einer natürlichen Steinbrücke über die Zadlašcica, die hier, am tiefsten Punkt des Triglav Nationalparks in die Tolminka mündet. Im Halbdunkel des Waldes ist es angenehm kühl, so daß man das Gefühl hat, gegen eine Wand zu laufen, als wir wieder die Straße Richtung Cadrg betreten. Für die Neulinge laufen wir noch schnell zur Dante-Höhle (Zadlaška Jama, auch Dantejeva), bevor wir uns wieder an den Abstieg machen.
Unten an der Tolminka werden zunächst die Wasserflaschen aufgefüllt, dann die Füße reingestreckt. Einige besonders unverfrorene (im wahrsten Sinne des Wortes) wagen ein Bad in den eisigen Fluten. 10°C zeigt das mitgebrachte Thermometer an. Da begnüge ich mich dann doch mit einem Fußbad. Leider können wir hier nicht ewig sitzen, denn die ersten Bands des heutigen Tages rufen schon.
|
Überraschend viele Leute für diese Uhrzeit und vor allem bei diesen Temperaturen ließen sich von Mercenary vor die Bühne locken. Die Dänen sehen auch im Laufe des Auftritts zunehmend fertiger aus und die Schweißränder auf ihren Klamotten nehmen riesige Ausmaße an. Trotzdem liefern sie eine engagierte Show und das Publikum bangt zu Nummern wie The Hours That Remain und Execution Style. Man stellt einige Songs vom neuen Album Architect Of Lies vor, zum Beispiel The Endless Fall, spielt aber natürlich auch älteres Material wie z.B. 11 Dreams. Die Band rockt ordentlich, aber wenn man nicht gerade Fan ist, ist es einfach viel zu heiß zum mitmachen. Zudem gefällt mir die Band auf kleinen Clubbühnen wesentlich besser als auf der großen Festivalbühne, wo sie doch etwas verloren wirkt.
| |
|
Finntroll können dann noch einmal wesentlich mehr Leute ziehen, aber anders ist man es von den Finnen ja auch nicht gewohnt. Mit Gryning, dem Intro des aktuellen Albums, sowie dessen erstem Song Sång beginnt man den Auftritt. Mit Nattfödd gibt es dann einen Song vom letzten, gleichnamigen Album. Von dieser Scheibe, die an sich ja schon sehr gut ist, pickt man sich nur die Sahnestückchen heraus, so zum Beispiel Fiskarens Fiende, bei dem mal etwas Bewegung ins Publikum kommt. Aber nur etwas. Denn im Vergleich zu dem, was man sonst bei Finntroll gewohnt ist, ist das Publikum hier ziemlich lahm. Aber das sind wir ja mittlerweile von Slowenien gewohnt und es ist zum Teil wohl auch hitzebedingt. Dennoch gibt Sänger Vreth sein bestes und versucht das Publikum nach allen Kräften zu motivieren. Schön zu sehen, daß der Mann seine Schüchternheit auf der Bühne mittlerweile überwunden hat. Und so schlimm ist es eigentlich auch nicht, daß man mal die Band sehen kann und sich nicht im Schwergewichtsstagediverhalten üben muß. Die Band präsentiert uns heute eine ausgewogene Mischung aus neuem (Ormhäxan, En Mäktig Här) und altem Material (Blodnatt, Svartberg). Nicht fehlen darf natürlich auch DER Hit der Band, Trollhammaren. Auch wenn man den Song auf Platte schon fast nicht mehr hören kann, live macht er doch immer wieder Spaß. Mit Försvinn Du Som Lyser klingt der Auftritt dann fast schon sentimental aus. Das war mal wieder ein richtig schöner Finntroll-Auftritt, so wie ich ihn sehen will.
|
Auch auf Apocalyptica bin ich sehr gespannt, denn die gehören ebenfalls zu den Bands, die ich noch nie gesehen habe. Und ich merke gleich: All die Jahre habe ich was verpasst. Es stehen unglaublich viele Leute vor der Bühne, mindestens genauso viele wie am Vortag bei In Flames. Mit dem neuen Stück Grace macht man den Auftakt, allgemein macht man wenig Ansagen, die Band zieht einfach ihr Ding durch und post, was das Zeug hält. Auch mit Cello kann man verdammt cool aussehen. Mit dem romantischen Bittersweet einem Song „for ladies and men“, geht es weiter. Den krassen Gegensatz dazu („Apocalyptica goes slayerish!“) bietet Last Hope. Weiter geht es mit Live Burns, bevor es mit Seek And Destroy das erste Metallica-Cover gibt. Inquisition Symphony ist dann wieder eigenes Material und dann gibt es auch schon wieder Metallica: Enter Sandman. Unliebsame Zwischenrufer werden souverän abgewehrt mit „Shut up and listen!“, bevor man mit einer sehr eigenen Version von Hall Of The Mountain King leider schon zum Ende des Auftritts kommt. Doch eine Zugabe gibt es noch: Nothing Else Matters. Die Ballade wird vom gesamten Publikum lautstark mitgesungen, Feuerzeuge und Handys werden geschwenkt – einfach Gänsehaut pur und ein mehr als gelungener Abschluß. Apocalyptica waren wirklich verdammt stark, das hätte ich so nicht erwartet. Wie man nur mit vier Cellos und Drums, rein instrumental eine solche Stimmung aufbauen kann – einfach Wahnsinn. Die Finnen gehören auf jeden Fall auch zu den Gewinnern des diesjährigen Metalcamps.
| |
|
Die nächste Band ist auch gleich wieder ein Highlight. Seit 2001 habe ich Iced Earth nicht mehr live gesehen. Die Ripper-Phase habe ich dabei mit Absicht übersprungen. Wie die Trennung dann verlief war zwar nicht unbedingt die feine englische Art, aber Iced Earth wieder mit Matthew Barlow – das klingt einfach gut und richtig. Die Songs, die für Tim Owens geschrieben wurden klingen zwar von Barlow gesungen etwas seltsam (wie z.B. Declaration Day), aber trotzdem gut. Violate und Watching Over Me sind dann wieder ganz groß. Iced Earth beweisen, daß sie auch ohne große Show, allein durch pure Anwesenheit, begeistern können. Mit Ten Thousand Strong gibt es einen neuen Song, bevor es mit Dracula den einzigen Song von der Horror Show gibt. Hier sind die Reaktionen etwas verhalten, doch bei The Coming Curse ist wieder richtig Stimmung und bei I Died For You wird es dann romantisch. An dieser Stelle kann man nur empfehlen, sich als Besucher des Metalcamps auf dem Hang links der Bühne zu postieren. Hier sieht man nicht nur einwandfrei auf die Bühne, sondern kann auch das ganze Publikum überblicken. Trotzdem steht man mittendrin und erlebt dadurch die Stimmung auf dem Platz noch intensiver. Travel In Stygian und A Question Of Heaven beenden den Auftritt, irgendwann wurde auch noch Melancholy gespielt. Ein super Auftritt mit einer unglaublichen Stimmung und Magie! Das findet auch das Publikum und so werden Iced Earth noch zu einer Zugabe gerufen, die dann mit The Hunter und zwei weiteren Songs ziemlich umfangreich ausfällt. Fazit: Matthew Barlow ist zurück und alles ist gut!
Kleine Randnotiz: Als die Band gerade wieder ins Hotel fahren will, wird ihr Minibus so dicht von paparazzimäßigen Fotografen umringt, daß der Fahrer nicht wagt, loszufahren, aus Angst, jemanden anzufahren und schon die Security eingreift. Eine etwas skurril anmutende Szenerie, die man sonst nur von großen Popbands kennt, die jedoch von Iced Earth entschärft wird, indem diese den Bus öffnen, jeden Fotograf seine Bildchen schießen läßt und sich dann problemlos entfernen kann. So kann man es auch machen!
|
Die Viking Death-Metaller Amon Amarth sind für mich heute die letzte interessante Band. Valhall Awaits Me macht den Anfang, allerdings ist der Sound so mies, daß der Song kaum zu erkennen und Johan Hegg so gut wie nicht zu hören ist. Diese Probleme kann man jedoch sehr schnell beheben, so daß man bei Asator nicht mehr über den Sound klagen kann. Trotzdem kommt der vom Sänger bei Across The Rainbow Bridge geforderte Moshpit nicht wirklich zustande. Hier zeigt sich einmal mehr die übliche slowenische Trägheit. Dafür wird aber zu den Klängen des Band-Hits Death In Fire gebangt, was das Zeug hält. Auch die bärtigen Männer auf der Bühne geben alles, Johan Hegg schraubt sich einmal mehr die Rübe ab und Cry Of The Black Birds und besonders Runes To My Memory werden abgefeiert. Auch die älteren Songs werden mitgesungen, es herrscht allgemein gute Stimmung auch wenn insgesamt nicht so viel los ist. Amon Amarth ziehen doch deutlich weniger Zuschauer als In Flames am Vortag. Trotzdem scheint es der Band zu gefallen, denn nachdem der Auftritt mit The Pursuit Of Vikings zu Ende gegangen ist, macht Johan Hegg begeistert Fotos vom Publikum. Ein guter Auftritt der Schweden, wenn auch vielleicht nicht ihr bester. Aber Hauptsache, alle hatten ihren Spaß.
| |
einleitung | 1 | 2 | 4 | 5 | 6 | 7
Bericht: Hypnos, Tyr
Photos: Tyr
|
|