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Bericht SummerBreeze Open Air 2008: Freitag einleitung | donnerstag | samstag | fazit | Bodo's Kommentar
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Haben am Vortag noch die Nordländer von Týr gejammert, wie schrecklich heiß es doch ist, so müssen Dark Age heute vor einer vermummten Meute spielen, die trotz Dauerregen sogar noch relativ zahlreich erschienen ist. Denen heizt man dann mit Fix The Focus gleich zu Beginn ordentlich ein, doch dank dem Regen will einfach nicht so richtig Stimmung aufkommen. Man müht sich mit Zero, Exit Wounds und Suicide Crew ab, die erste Reihe macht auch schön mit, aber irgendwie soll es heute nicht sein. Dabei ist die Band noch nicht einmal schlecht und von den wenigen Anwesenden wird sogar eine Zugabe gefordert. Klar, denn bei den widrigen Umständen sind nur die wahren Fans vor Ort.
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Die Niederländer von Heidevolk sind da den Regen schon eher gewohnt, dennoch haben auch sie unter Verlusten zu leiden. Denn Zweitsänger Joris Boghtdrincker ist krankheitsbedingt heute nicht dabei, wie uns Sänger Mark Splintervuyscht mitteilt. Schade, gerade Joris hat bei den Auftritten der Band immer am meisten für Stimmung gesorgt. Aber das kriegen die niederländischen Krieger auch so hin. Man spielt vor allem bekanntes Material, wie Saksenland, Het Gelder Volkslied (zu dem dann auch Violinistin Irma die Bühne betritt) oder Vulgaris Magistralis. Und so kann die Band trotz weitgehend unverständlicher Texte und ekelhaftem Wetter doch noch einige Leute vor die Bühne locken, die auch ordentlich mitgehen.
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Auf der kleinen Bühne geht es dann mit den Norwegern Midnattsol weiter. Die tragen zwar die Sonne im Namen, aber scheinen will diese deshalb noch lange nicht und so friert Frontfrau Carmen Elise sichtlich in ihrem sommerleichten Bühneoutfit. Dafür begeistert sie mit ziemlich guten Deutschkenntnissen und macht auch fast alle Ansagen auf Deutsch, was ihr die Sympathie der Menge zuträgt. Wie Carmen Elise erzählt, ist dies der erste Auftritt, auf dem die neuen Stücke (z.B. Open Your Eyes) live gespielt werden. Den Song Northern Light widmet die Sängerin einer Gruppe von Norwegern, die nur um Midnattsol zu sehen den weiten Weg zum Summer Breeze auf sich genommen hat. Mit River Of Virgin Soil geht der Auftritt der Band dann zu Ende. So weit eigentlich nicht schlecht. Für die vielen Soundprobleme und das schlechte Wetter kann die Band auch nichts. Aber Carmen Elise müsste schon noch etwas an ihrem Stageacting arbeiten. Sympathisch ist sie ja, aber sie wirkt viel zu steif (insbesondere bei der Mimik wirkt sie wie der weibliche Sylvester Stallone) und zu schüchtern.
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Nachdem wir im letzten Jahr bereits Ex-Megaherz Frontmann Alex Wesselsky mit seiner neuen Truppe Eisbrecher auf dem Summebreeze hatten, war dann dieses Jahr der Rest von Megaherz unter dem ursrpünglichen Namen und mit neuem Frontmann auf der Painstage zu sehen. Auch wenn es überwiegend aktuelles und neues Material zu hören gab war die Stimmung extrem gut, immerhin wurde eine Tour im Herbst angekündigt auf der man dann auch die älteren Stücke zu hören bekommen wird. Gothic/Neue-Deutsche-Härte-Kapellen heben sich zwar musiklisch vom Rest des LineUps schon ziemlich ab, es findet sich jedes Jahr wieder erstaunlich viel Publikum am frühen Nachmittag ein, das die Texte kennt und mitsingt und für gute Stimmung sorgt. Von daher bin ich gespannt wer diesen Slot im nächsten Jahr füllt, und ob wir wieder einmal das Miststück hören werden.
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Als die Finnen Korpiklaani nachmittags um 15:20 Uhr die Bühne betreten lacht die Sonne schon wieder und die Band tut es ihr gleich. Korpiklaani strahlen wie immer übers ganze Gesicht, als sie ihren Auftritt mit Wooden Pints, gefolgt von dem selbstbetitelten Korpiklaani einleiten. Mit dem allseits bekannten und beliebten Cottages And Saunas geht es weiter und die Menge ist kaum noch zu halten. So viele Stagediver hat man bisher wohl noch nicht gesehen. Dazwischen rennen dann noch allerhand als „Waldmenschen“ verkleidete Gesellen, Hasen, begeisterte Strohwerfer und anderes Gelichter durch die Menge. Mit dem Instrumental Tuli Kokko und Keep On Galloping vom aktuellen Album Korven Kuningas geht es dann flott weiter, bevor man mit dem Journey Man schon dem Ende des Auftritts entgegenblickt. Den letzten Song dürfen sich die Fans dann aussuchen und so wird es, wen wundert’s, Beer Beer. So kann man diesen Auftritt einmal mehr als absoluten Erfolg verbuchen. Etwas überraschend ist, daß Korpiklaani nicht ihr Standardrepertoire heruntergespult haben und beliebte Songs wie den Hunting Song oder Happy Little Boozer zu Hause gelassen haben. Naja, zumindest letzteren trifft man später im Pressezelt an, wo vereinzelte Bandmitglieder schon mal während eines Interviews einschlafen, nur noch zeitweise der englischen Sprache mächtig sind oder überhaupt nicht mehr wissen, wo sie denn eigentlich sind. Zwar schon tausendmal gesehen, aber immer wieder unterhaltsam.
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Pro-Pain sind für mich der Inbegriff des New-York Hardcore und schon seit Jahren bereits absolutes Pflichtprogramm auf allen Festivals, sie sind die notwendige Zutat, ohne die ein Festival nicht funktionieren kann. Wie immer machen die Mannen um Front-Gorilla Gary Meskil großen Showeinlagen, grooven aber vom ersten bis zu letzten Titel was das Zeug hält. Das Material ist simpel bis minimalistisch aber dermassen druckvoll und tight vorgetragen dass die Knochen krachen. Mit Titeln wie Smoking Gun, Shine, Fuck it, Get real und Make War not Love bringt die Band den Acker zum beben, Terpentin, den obligatorischen Böhse-Onkelz-Cover könnte man sich meiner Meinung nach wirklich schenken, aber mit All For King Goerge ist ein würdiger neuer Abschluss-Song gefunden.
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Während XVI Dark Centuries setzt dann wieder der Regen ein, doch zum Glück spielen die im Zelt. Das ist rappelvoll und Sänger Michel bringt es dann auch auf den Punkt: „Ich hoffe, ihr seid nicht nur hier, weil es regnet!“ Doch das scheint nur bei wenigen der Fall zu sein und von den meisten Anwesenden werden die Thüringer ausgiebig gefeiert. Ich persönlich jedoch finde den Auftritt eher langweilig, offensichtlich stellt sich dieser Effekt ein, wenn man die Band schon öfter gesehen hat. Aber das „Stagediving“ ist ja auch nicht gerade wahnsinnig mitreißend.
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Dieses Jahr hatte das Summerbreeze mit Onslaught und Destruction ja schon Höhepunkte für Thash-Metal-Fans zu bieten, Exodus waren mir von den Kollegen als DIE Thrash-Metal Band schlechthin ans Herz gelegt worden, OhmeinGottDieMusstDuDirAnsehen ... . Überzeugt haben die Amerikaner allerdings nicht, zumindest mich nicht. Der Sound war gut, an der musikalisch-technischen Performance gab es eigentlich nichts zu meckern, aber Frontmann Rob Dukes überzog das Assi-Image dann doch heftig. Dauerndes beschimpfen des Publikums, der regelmässig erhobene Mittelfinger und das ständige Auf-Die-Bühne-Rotzen müssen wirklich nicht sein. Der Rest des Publikum schien da aber weniger meiner Meinung zu sein und war weitgehend begeistert, jedem das Seine.
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Ganz anderes jedoch bei ihren Kollegen aus der Schweiz. Bei Eluveitie ist mal wieder vom ersten Song an Stimmung. Mit Inis Mona startet man den Auftritt und nach einigen Lektionen in Gälisch geht es mit Of Fire, Wind & Wisdom weiter. Auch hier gibt es wieder Unmengen an Stagedivern, die zu den Klängen von Bloodstained Ground und Slanias Song (der mittlerweile live immer besser klappt) über die Menge schweben. Mit The Somber Lay und Your Gaulish War geht der Auftritt der Band dann auch schon zu Ende und man hat den Eindruck, daß es wieder viel zu schnell vorbei war. Trotzdem war der Auftritt nicht so wie sonst. Denn der Gig auf dem Summer Breeze war der erste ohne die allseits beliebten Kirder-Brüder sondern mit ihren Nachfolgern Kay Brem und Päde Kistler. Und man muß wirklich sagen, daß ihre Nachfolger ihnen zumindest jetzt nicht das Wasser reichen können. Die beiden verfügen nicht annähernd über die Bühnenpräsenz von Rafi und Sevan (was zugegebenermaßen auch alles andere als einfach ist). Insbesondere Flötist Päde wirkt sehr schüchtern und versteckt sich am liebsten vor dem Drumkit und hinter seinen Haaren oder spielt gleich ganz vom Publikum abgewandt. Das muß noch viel besser werden!
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Und wieder ist Rennerei angesagt. Im Partyzelt spielen jetzt die Norweger Sworn. Die Band legt einen grundsoliden Auftritt hin, aber nachdem ich sie dieses Jahr schon mehrmals gesehen habe, wird mir die Band doch recht schnell langweilig. Vielleicht habe ich heute auch einfach keinen Nerv mehr dafür. Man merkt deutlich, daß die Band doch sehr von der Ausstrahlung ihres Sängers lebt. Nachdem dann aber noch ein nerviges Drumsolo gespielt wird verlasse ich den Ort des Geschehens und schaue mir lieber mal die Stände in der Nähe des Partyzelts an.
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Dann bleibt es im Partyzelt, denn jetzt spielen die Schweden Månegarm, und die sind schon eine ganz andere Liga als Sworn. Daneben überrascht die Band mit personellen Neuerungen, denn statt Sänger Erik Grawsiö sitzt ein anderer hinter den Drums. Dafür haben die Schweden jetzt einen „richtigen“ Sänger an der Front stehen. Erstmal etwas verwirrend, zumal mir nichts über Umbesetzungen bei der Band bekannt ist (und ich bis heute nicht einmal herausfinden konnte, wer denn da überhaupt auf der Bühne stand). Mit Genom Världar Nio startet die Band mit einem ihrer besten Songs, mit Sigrblot und I Evig Tid gibt es das Standardprogramm ohne große Überraschungen zu hören. Im Grunde nicht schlecht, aber doch auch irgendwie enttäuschend. Schade, ich hatte mich sehr auf den Auftritt der Band gefreut.
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Nachdem dann die Metal-Coreler von As I Lay Dying dem Vorurteil laaaaaangweilig..., End of Green und Six Feet Under dem Urteil schon so oft gesehen ... sowie den langen Wegen zum Ofper gefallen waren, war ich wohlgenährt und zufrieden rechtzeitig zu Kataklysm dann wieder vor der Pain-Stage. Als deutlich weniger zufrieden als ich entpuppte sich dann die Band, denen hatte die Fluggesellschaft bei der Anreise nämlich nicht nur das Backdrop sondern gleich das gesamte Equipment verschlampt. Zm Glück konnte zumindest der Verlust des Equipments mit der feundlichen Unterstützung anderer Bands vorübergehend ausgeglichen werden so dass Kataklysm dann zwar ohne Backdrop, dafür aber mit einer Menge Wut im Bauch ihren Gig rechtzeitig beginnen konnten. Mit der Songauswahl haben die Kanadier mich dann überrascht, wider Erwarten wurden kaum Songs vom neuen Album Prevail dargeboten sondern überwiegend bekanntes und wohlerprobtes Material wie Crippled And Broken, Blood On The Swans,Manipulator Of Souls, Shadows And Dust, Angels Weep In The Dark, und As I Slither. Auch wenn Kataklysm nicht grade durch unterhaltsames Stage-Acting auffallen, reichen die energiegeladenen Songs vom Midtempo-Stampfer bis zum Blastbeat-Geknüppel völlig aus um das Publikum mitzureissen. Prädikat: besonders nackenbelastend!
Nach soviel Black und Folk Metal ist es jetzt mal Zeit für ruhigere Töne, und so sehe ich mir als letzte Band auf der Main Stage die Mittelalter-Metaller Subway To Sally an. Die ziehen zwar ganz schön viel Publikum, aber doch weniger, als ich erwartet hatte. Dafür ist von Anfang an viel Stimmung, wofür die Potsamer mit Songs wie Hohelied, Puppenspieler oder Die Trommel sorgen, denn zu diesen Songs muß man sich einfach bewegen. Bedächtiger wird es dann mit Eisblumen und Falscher Heiland, bevor man mit dem alten Song Sabbat wieder einen richtigen Stampfer auspackt. Danach geht es ins Feuerland, wo eine Wehe Stunde anbricht. Natürlich bleibt es da nicht aus, daß Meine Seele brennt. Bei der Ansage von Auf Kiel übt sich Sänger Eric Fish in der englischen Aussprache und zeigt wieder einmal, daß er besser bei der deutschen bleiben würde. Nach dem wilden Tanz auf dem Vulkan gibt es dann mit Henkersbraut und Kleid aus Rosen wieder etwas ruhigere Stücke, bevor man mit Sag dem Teufel einen der beliebtesten alten Songs auspackt. Mit Sieben geht der Auftritt der Band dann zu Ende, aber wie Subway To Sally-Fans nun mal so sind, lassen sie sich nicht ohne Zugabe abspeisen und die typischen Julia-Chöre hallten über den Platz. Und so gibt es als Zugabe dann noch den Veitstanz, bevor mit Julia und die Räuber entgültig Schluß ist. Die Potsdamer haben wieder mal einen sehr schönen Auftritt hingelegt und im Freien kommen ihre Feuerspuckeinlagen besonders gut.
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Weiter geht es im Partyzelt und jetzt geht es richtig rund. Denn nun erobern die Österreicher Hollenthon die Bühne. Und die geben von Anfang an richtig Gas. Da ist die Arbeit im Fotograben doppelt schwer, denn man muß sich regelrecht zwingen, nicht mitzubangen, sondern Fotos zu machen. Die Band startet verdammt stark mit On The Wings Of A Dove vom aktuellen Album Opus Magnum und Fire Upon The Blade vom Vorgängeralbum With Vilest Of Worms To Dwell. Bei diesem Album bleibt man dann auch ersteinmal und es geht mit Y Draig Goch weiter. Mit Ars Moriendi und Son Of Perdition gibt es dann nochmal zwei Songs vom neuen Album, bevor man mit Woe To The Defeated wieder zum Vorgänger wechselt. Mit Once We Were Kings endet der Auftritt dann viel zu früh. Hollenthon waren mal wieder richtig gut drauf und haben sich live gegenüber ihrem Auftritt auf dem Dong Open Air im letzten Monat nochmals verbessert. Einfach nur ein richtig genialer Auftritt, der viel Spaß gemacht hat.
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Nach einer kurzen Umbaupause sind jetzt The Vision Bleak an der Reihe. Mein Nacken schmerzt noch von Hollenthon, doch die Deutschen kennen da keine Gnade. Mit The Demon Of The Mire geht es los, und dann packt man gleich die Hits Carpathia und Kutulu! aus. Und auch dieses Mal kann das Publikum die Frage Can you say Kutulu??? ohne Probleme beantworten. Und als würde noch nicht genug Stimmung herrschen, kommt man jetzt mit Wolfmoon daher. Man läßt dem Publikum keine Chance zum Ausruhen, mit The Vault Of Nephren-Ka und The Grand Devilry nähert man sich allmählich dem Ende des Auftritts. Mit By Our Brotherhood With Seth ist der Auftritt dann auch leider schon viel zu früh zu Ende. Zumindest empfindet das der Geist so, der Nacken spricht anders. Auch diese Band lieferte einen absolut genialen Auftritt ab, der trotz der späten Stunde nicht Wenige ins Partyzelt lockte. An dieser Stelle möchte ich noch anmerken, daß ich es absolut unverantwortlich vom Veranstalter finde, Hollenthon und The Vision Bleak direkt hintereinander spielen zu lassen. Welcher Nacken soll das bitte aushalten??
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Bericht: Alexter, Tyr
Photos: Alexter, Tyr
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