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Bericht Metalcamp 2007 einleitung | montag | dienstag | donnerstag | freitag | samstag | fazit
Mittwoch, 18.07.2007
Heute lassen wir es noch geruhsamer angehen als gestern und fahren mit dem Auto durch Tolmin zur Tolminska korita, der Tolminka-Klamm. Dort genießen wir zunächst einmal die Vorteile des vergünstigten Eintritts (Besucher des Metalcamps zahlen nur 1 €) um dann eine Enttäuschung zu erleben: Gerade der schönste Teil der Schlucht ist nicht zugänglich, da sowohl Straße als auch Fußweg im letzten Winter durch Steinschlag zerstört wurden und die Instandsetzungsarbeiten noch nicht abgeschlossen sind. Eine Woche später hätten wir den Weg wahrscheinlich wieder benutzen können. Naja, dann eben nächstes Jahr. Noch ein Grund wiederzukommen.
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Schon beim Abstieg zur Tolminka spürt man deutlich die Temperaturabnahme. Direkt am Ufer des nur 5-9 °C kalten Flusses ist es angenehm kühl und so lassen wir erstmal Seele und Füße baumeln, bis wir wieder auf Betriebstemperatur abgekühlt sind. Über eine Hängebrücke überqueren wir die Tolminka und danach noch über eine recht wackelige Angelegenheit von Hängebrücke die Zadlašcica, die sich hier mit der Tolminka vereint, allein um die Aussicht von der Brücke zu genießen. Der eigentliche Weg führt steil bergauf, wird aber weiter oben wieder flacher. Von diesem Weg aus hat man eine wunderbare Sicht auf die Schlucht der Zadlašcica. Wir sehen den grünen „Bärenkopf“, eine natürliche steinerne Brücke (die nur niemandem, außer vielleicht Kleintieren nutzt; ist aber schön anzuschauen), schwarze Abgründe, so tief, dass man die hineingeworfenen Steine kaum aufschlagen sieht, weiße Wasserfälle und türkisfarbene Pools im Sonnenlicht. Dabei bewegen wir uns immer in einem schattigen Wald und auch die Flüsse senken die Lufttemperatur angenehm.
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Doch sobald wir höher steigen, kommen wir wieder in wärmere Gefilde und geraten ordentlich ins Schwitzen. Dafür erwartet uns am höchsten Punkt die Zadlazška Jama, auch Dantejeva, Dantes Höhle genannt, die der Dichter Dante Alighieri Anfang des 14. Jahrhunderts besucht haben soll. Angeblich ließ er sich durch den Besuch für die Beschreibung der Hölle in seiner „Göttlichen Komödie“ inspirieren. Es gibt die Möglichkeit, diese Höhle ganz zu besichtigen, allerdings sollte man dies nur mit Führer tun, da man sich in der weitläufigen Grotte leicht verlaufen kann und es auch nicht ganz ungefährlich ist. Wie gehen daher nur in den vorderen Teil, der mit seinen geschätzten 15 °C zu begeistern weiß. Bereits kurz unterhalb der Höhle konnten wir uns jedoch etwas abkühlen. Denn dort strömt aus einer Felsspalte kühle Luft, so dass man das Gefühl hat, man stünde vor einer Klimaanlage. Bis auf die geringe Temperatur hat die Höhle ohne Führung jedoch nicht allzu viel zu bieten und wir besuchen, nachdem wir wieder abgekühlt sind, noch die 60 m hohe Teufelsbrücke über die Tolminska korita. So können wir uns die Klamm wenigstens von oben ansehen, wenn man schon nicht durchgehen kann. Nach dem steilen Abstieg vertreiben wir uns noch etwas die Zeit am Ufer der Tolminka und sehen anderen Leuten beim Baden in dem eiskalten Wasser zu.
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Die Tolminka-Klamm ist unglaublich schön, und man kann jedem, der das Metalcamp besucht, nur empfehlen, auch hierher zu kommen. Als wir das Tal schließlich verlassen, erschlägt uns wieder die Hitze und zurück auf dem Zeltplatz müssen wir uns erst mal ein kühles Zlatorog (das beste Bier Sloweniens!) genehmigen.
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Die erste Band, die heute für mich von Interesse ist, sind Die Apokalyptischen Reiter und ich bin schon gespannt, wie ihre überwiegend deutschen Texte beim internationalen Publikum ankommen. Die Band beginnt auch gleich mit Vier Reiter stehen bereit mit einem deutschen Song. Mitgesungen wird hier überwiegend vom deutschsprachigen Publikum, aber solange der Rest mitfeiert, ist das ja auch in Ordnung. Das zweite Stück ist dann freundlicherweise auf Englisch. Und so wird Riders On The Storm von wesentlich mehr Zuschauern mitgesungen. Doch dann geht es wieder deutsch weiter mit Unter der Asche. Bei diesem Lied ist richtig Bewegung im Publikum, das bis hinter den Mischturm und seitlich auf Tischen und Bänken steht und sogar in den Bäumen sitzt, um die Deutschen zu sehen. Weiter geht’s mit Revolution und anschließend fragt Sänger Fuchs mal wieder nach freiwilligen Damen aus dem Publikum. Natürlich findet sich wieder eine junge Frau, die vom Sänger eindringlich, jedoch leider zu spät gewarnt wird: „Come on stage is the biggest mistake you can do!“ Immerhin nimmt’s die Dame mit Humor und zu Seemann darf sie auf den wogenden Schultern von Sänger Fuchs wie ein Schiff auf den Wellen reiten. Leider ist der Sound etwas baßlastig und der Gesang kaum hörbar und auch das Publikum geht nicht so ab wie in Deutschland. Nach Sehnsucht gibt es dann das mittlerweile obligatorische „Drumsolo“ der Reiter, bei dem das Publikum bis in die letzten Reihen mitmacht. Danach entdeckt Sänger Fuchs sein neues Lieblingsspielzeug: Einen Wasserschlauch, der ihm von einem der Ordner gereicht wird und mit dem er voll Freude die schwitzenden Fans abkühlt. Diese Abkühlung brauchen sie auch, denn mit We Will Never Die geht es jetzt richtig rund. Zudem kommen die blauen Reiterluftballons mal wieder zum Einsatz, die vom internationalen Publikum erst richtig gewürdigt werden. Da werden Kämpfe ausgefochten, nur um einmal einen großen blauen Ball mit den Händen berühren zu können. Danach werden zwei Schiffe (die jedoch handelsüblichen Luftmatratzen täuschend ähnlich sehen) zur See gelassen, bestückt mit jeweils einem Freiwilligen. Die MS Reitermania und die Dr. Pest schippern über ein Meer von Armen und Händen zu den Klängen von Reitermania Richtung Mischturm, nicht ohne von Fuchs noch ermahnt zu werden: „Take care, this is private!“ Der Sänger stürzt sich gar selbst in die Fluten und singt eben crowdsurfend weiter. Leider ist der Auftritt der Reiter damit auch schon zu Ende und auch die vielfach geforderte Zugabe kann selbstverständlich nicht gespielt werden. Dafür gibt es dann als Umbaumusik Abbas Thank You For The Music vom Band, wozu sich die Metaller aller Herren Länder spontan zusammenfinden und Arm in Arm über den Platz tanzen. Herrlich!
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Anschließend betreten die Finnen Korpiklaani die Bühne und verursachen vor selbiger einen Massenauflauf. Denn die Band zieht die meisten Zuschauer des Tages, sogar wesentlich mehr als später der Headliner Doro. Die Slowenen scheinen wirklich auf Folk Metal zu stehen. Mit Journey Man geht es los und das Publikum zeigt wohl die meisten Reaktionen des Festivals. Vom ersten Ton an wird gebangt und wird gesungen, was Nacken und Lunge hergeben. Offenbar freuen sich die Waldmenschen, daß sie auch mal im Wald spielen dürfen und so gibt es mit Cottages And Saunas gleich noch einen fröhlich-schnellen Song hinterher. Anschließend spielt man für das begeisterte Publikum einen Song von der neuen Platte Tervaskanto (der einzige neue Song heute), bei dem die Zuschauer aber genauso gut mitgehen wie bei den alten Sachen, und auch bei dem anschließenden Instrumental ist ordentlich Stimmung im Publikum. Bei einem ruhigeren Stück bietet man den Fans die Gelegenheit, sich etwas auszuruhen, bevor es mit Happy Little Boozer wieder richtig schnell wird. Daß der Gesang kaum bis gar nicht zu hören ist, und der Sound ebenfalls nicht gerade der beste ist, stört dabei kaum jemand. Es wird einfach nur gehüpft, gesprungen und getanzt. Wooden Pints und der abschließende Hunting Song können diese feucht-fröhliche Stimmung ohne Probleme aufrechterhalten. Leider ist dann auch schon Schluß, und obwohl die Zuschauermassen vehement eine Zugabe fordern, kann natürlich keine gespielt werden. Dabei wurde z.B. Beer Beer von vielen Fans schmerzlich vermißt. Dennoch war es ein fantastischer Auftritt vor unglaublich viel Publikum.
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Der Headliner des zweiten Tages ist wieder eine deutsche Band. Doro, ein Urgestein des deutschen Heavy Metal entert die Bühne und begrüßt wortreich die vielen Fans aus ganz Europa. Mit Earthshaker Rock eröffnet die Band ihren Gig, bevor es gleich mit einem Klassiker aus den 80ern, I Rule The Ruins, weiter geht. Doro redet sehr viel auf der Bühne (na ja, sie ist ja auch eine Frau) und kündigt fast jeden Song umfangreich an, so auch den nächsten, den sie für ihre Fans geschrieben hat: You’re My Family. Danach führt uns Doro durch ihre Diskographie, ein Klassiker jagt den anderen. Burning The Witches, True As Steel (mit genialem Synchronbanging), Above The Ashes, Hellbound, Hellraiser. Alles Songs, die wohl jeder, nicht nur die Fans, kennt. Nach Metal Racer gibt es dann noch ein Drumsolo (langsam habe ich genug Drumsolos für dieses Festival) und ein Mitsingspielchen. Burnin’ Up ist nicht ganz so mitreißend, bei East Meets West singt aber wieder der ganze Platz mit. Und beim Judas Priest-Cover Breaking The Law sowieso. Da muß Doro die Fans nicht zweimal bitten, den Part von Udo Dirkschneider (der auf Platte das Cover im Duett mit Doro singt) mitzusingen. Allerdings ist Doros Version des Hits zu Beginn eher langweilig, aber am Ende knallt sie dann fast wie das Original. Zum Abschluß gibt es dann den wohl größten Hit der Band, All We Are. Doch als Headliner kann man nicht einfach so verschwinden und so kehrt die Band noch zu einem Zugabenblock auf die Bühne zurück. Neben den beiden Songs Fight und Out Of Control gibt es als allerletztes Stück den Titelsong der aktuellen Platte Warrior Soul. Ein gelungener Auftritt der Frau Pesch und ihrer Mannen, auch wenn zu meinem Bedauern Chris Caffery leider nicht mit dabei war. Den Leuten hat’s gefallen, allerdings standen bei Doro längst nicht so viele Leute vor der Bühne wie bei Korpiklaani. Der Sound war zu Beginn nicht ganz so gut, hat sich aber im Laufe des Sets sehr verbessert und war am Schluß wirklich annehmbar.
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Nach Doro gehen wir noch runter an die Beach Bar, um uns ein paar Cocktails zu genehmigen, die es dort zu recht günstigen Preisen gibt. Leider ist es dort auch ziemlich kalt, da die beiden Flüsse Soca und Tolminka, die hier zusammenfließen, die Umgebung doch recht stark abkühlen. Zur inneren Erwärmung gibt es Alkohol, zur äußeren kommt ein Feuerspucker, der auf dem Tresen der Bar seine Künste vorführt. Lange halten wir es dort unten jedoch nicht aus und verkriechen uns dann bald müde in die Zelte.
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