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Bericht With Full Force 2006 einleitung | samstag | sonntag | fazit
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Schon um 14:30, in gleissender Mittagshitze wurde dann am Freitag die erste Band aufs Publikum
losgelassen: The Anti Doctrine aus Düsseldorf. Die
Tatsache dass noch nicht wahnsinnig viel Publikum anwesend war (die meisten haben wohl noch im
Anreisestau, beim Zeltaufbauen oder beim Mittagsgrillen gesteckt) hat den Jungs aber scheinbar
nicht viel ausgemacht, denn sie schienen richtig Spass auf der Bühne zu entwickeln. Musikalisch
eher ohne wahre Höhepunkte, mit einer Mischung NuMetal/Metalcore, laut und rabatzig, war es dann
auch schwierig das spärliche Publikum zu begeistern, das Schicksal des Festival-Openers eben.
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Ein Anheizen des Publikums war aufgrund des absolut grandiosen Wetters eigentlich kaum nötig
(eine kühle Brise wäre für die Stimmung jetzt bereits förderlicher gewesen), aber Bloodsimple haben das schon richtig gehandhabt, und ihr
Debut-Album A Cruel World vom letzten Jahr ordentlich präsentiert. Mit aggressivem
Metalcore, gewürzt mit einer Prise melancholischer Melodie hier und da haben die New Yorker, die
aus den Resten der Band Vision of Disorder entstanden sind, den Nachmittag der
amerikanischen Bands eingeläutet. Unterstrichen wurde das dann noch durch Grüße an die folgenden
Devildriver und an Trivium.
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Als nächstes erklommen dann Devildriver die Mainstage.
Im Vorfeld gross angekündigt sollte das neue Bandprojekt (naja, was heisst neu, sie sind ja nun
auch schon 2 Jahre dabei) von Dez Fafara, dem Ex-Frontmann von Coal Chamber, etwas weniger
Richtung NuMetal, dafür mehr Death Metal darstellen. Nun, schwer zu sagen, ich würde es in die
Schiene Metalcore, allerdings ohne die melodiösen Parts, einordnen was die Jungs da produzieren.
Auf jeden Fall versprüht Mr. Fafara eine gehörige Portion Aggression wenn er so auf der Bühne
steht, und das begeistert das Publikum. Ich würde mir für die Songs ein Wenig mehr
Wiedererkennungspotential wünschen, aber wird ja vielleicht noch. O-Ton Mr. Fafara: Thank you
for having us!. Jaja, schon gut.
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Als nächstes: Trivium. Wieder Amerikaner (aus Florida) und
wieder eine Band die in den Medien schwer gehyped wird. Aber aua: hier passier das nicht ohne
Grund. Die Musik kann man nur als Metalcore mit schwerer Death/Thrash-Kante beschreiben, heftige
Riffs mit massivem Gebrüll wechsel nicht mit melodiösen Abschnitten mit ruhigerem Gesang ab.
Sowohl der Gesang, der von Singen nach Brüllen/Schreien ohne Umschweife wechselt als auch die
Arbeit an den Gitarren (hey, erste Band des Festivals mit Gitarrensoli, und dann auch noch
anständige!!) kann absolut überzeugen. Und wenn man die Jungs dann auch noch in ihren 80er-Style
Klamotten auf der Bühne sieht kommt durchaus Stimmung auf als wären da die grossen Vorbilder am
Werk. Gespielt wurde überwiegend Material vom aktuellen Album Ascendancy mit einem
kleinen Ausflug zum Debüt-Album From Ember to Inferno mittels des gleichnamigen Songs. Um
die Frage des Herrn Heafy zu beantworten: Jawoll, wir kommen bestimmt zu eurem nächsten Konzert.
Die für mich erste Band des Festivals wartet gleich mit einer Überraschung auf: Die u.a. durch
den aktuellen Metalcore-Boom bekannt gewordenen Trivium entern in einem äusserst oldschooligen
Outfit die Hauptbühne. Ärmellose Metallica Shirts, lange Haare, Jeanskutten, enge Hosen und
weiße Turnschuhe bestimmen das Bühnenoutfit. So überraschend das Outfit auch ist, so überzeugend
kommt der Auftritt rüber, äusserst thrashig, wüst und intensiv präsentieren sich die Amerikaner
mit Songs von ihren Alben „Ascendancy“ und „Ember to Inferno“. Definitv sehenswert.
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Bereits wärend Trivium spielten zeichnete sich der Gewissenskonflikt des diesjärigen Festivals
ab. Während der normalerweise lautet: 'Trink ich lieber Bitburger oder Karlsberg??' war es
diesmal schlimmer: Fussball gucken oder Bands? Nunja, selbst für Fussballmuffel wie mich ist
diese Frage schwer zu beantworten wenn es sich um ein WM Spiel Deutschland:Argentinien handelt.
Zum Glück wurde das Spiel auch auf der Video-Leinwand neben der Mainstage übertragen, sodaß
(mehr oder weniger) beides gleichzeitig möglich war. Zugleich gab es hinter der Tentstage noch
eine große Videotafel vor der sich etliche Leute versammelten deren Fussball-Fleisch mal wieder
stärker war als der Metal-Geist.
Karlsberg oder Bitburger? Schön wärs!
Bei mir ist alles vor Kreator im Fussball Viertelfinale Deutschland vs. Argentinien
untergegangen. Leider habe ich erst nach dem Spiel erfahren, dass das Spiel während den
Konzerten auf der grossen Videoleinwand links neben der Mainstage übertragen wurde. Egal. Wir
haben trotzdem gewonnen! SCHLAAAAAND!
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Pünktlich zur Umbaupause war dann auch Halbzeit, also erstmal ab in den Schatten und ein wenig
Flüssigkeit nachgiessen. In die zweite Halbzeit ging es dann mit einer 1:0 Führung für
Argentinien, was aber nicht besonders auf die Stimmung drücken konnte, denn es war Zeit für
Stone Sour. Diese Band ist ein Nebenprojekt von Slipknot-Sänger Corey Taylor, hat aber
mit Slipknot nicht viel gemeinsam. Die überwiegend in mittlerem Tempo gehaltenen Stücke werden
von cleanem Gesang getragen und vermitteln Kraft und viel Druck. Nicht sehr aggressiv und doch
definitiv Metal - so haben Stone Sour den bisherigen tag klar dominiert. Mit einer
Sinatra-Einlage und einem charismatischen Frontmann sowie spontanen Textpassagen wie Germany
just scored a goal!! und Deutschland! Deutschland! konnte das Fussballmatch positiv
mit in den Gig einbezogen werden: Hut ab und danke für diesen klasse Gig!
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Als The Black Dahlia Murder um 18:20 die
Zeltbühne betreten ist ein deutlicher Publikumsschwund in Richtung des auf der Grossleindwand
stattfindenden Fussballspiels Deutschland-Argentinien festzustellen. Das stört die Herrschaften
allerdings nur am Rande, und los geht einer der in meinen Augen intensivsten Auftritte des
gesamten Festivals. Man kann schon ne Menge Bands gesehen haben – kaum eine haut live so
unglaublich auf die Kacke wie The Black Dahlia Murder. Fronter Trevor Strnad legt trotz seines
wirklich harmlos scheinenden Äußeren Barney Greenway`sche Bühnenaktivität an den Tag und der
Rest der Truppe lässt mit ultraheftigen Blastattacken das Zelt erbeben. Ich werde nie verstehen
wieso diese Band ständig in die Metalcore-Schublade gesteckt wird. Ich persönlich höre da nur
ultraheftigen, und ziemlich eigenständigen Deathmetal. Dieser Meinung scheine ich nicht alleine
gewesen zu sein, denn trotz des laufenden Fussballspiels locken die Jungs mit ihrem feurigen
Auftreten mit steigender Spieldauer immer mehr Leute vor die Bühne. Prädikat extraderb – mein
persönliches Freitagshighlight.
Also ich hatte schon den Eindruck, dass die Jungs ziemlich angepisst waren von der WM.
Ich zitiere mal: 'fuckin' world championship is for fuckin pussies!'. Aber okay, genauso
gut könnte ich zitieren: 'fuckin' death metal is fuck!!!'. Insofern macht das wohl alles
nicht so den Unterschied.
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Ganz im Gegensatz zu Born From Pain. Die schienen sich
trotz mangelnder Zuschauer weniger an der WM zu stören. Sie haben einfach einen mordsmäßigen
Druck gemacht! Nicht zuletzt wegen der donnernden Dampfwalze von Che Snelting, der sich da
Sänger als Sänger der Niederländer wirklich allen Respekt verdient hat. Und ebenfalls in Sachen
Energie. Den ganzen Auftritt auf der Bühne rumgesprungen wie von einer Tarantel gestochen.
Da könnte man mal die Anleihen von der Seite Hardcore hinein interpretieren. Den Druck und
die Melodien allerdings scheinen eher aus einer anderen Richtung zu kommen. Also kann man das
ganze wohl passenderweise wirklich als Metalcore bezeichnen. Oh, den Begriff liest man jetzt
nicht zum ersten und ganz sicher nicht zum letzten Mal in diesem Bericht. Aber selbst wem dieser
Damphammer auf dem Album zu nichtssagend ist, live auf der Bühne kann man sich nicht entziehen!
Einer meiner absoluten Höhepunkte auf dem With-Full-Force 2006 und dem Namen des Festivals
haben Born form Pain definitiv alle Ehre gemacht!
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while(MADBALL){
fire(grill);
grill(schwenker);
feed(alexter);
win(football);
}
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Die Hardcorelegenden aus Amiland haben ebenfalls mit dem Fussball zu kämpfen – Während auf der
Leinwand neben der Hauptbühne das Elfmeterschiessen läuft ist der arschtight groovende Hardcore
bestenfalls Nebensache – Aber man will sich nicht beschweren, denn wann hat man beim Public
Viewing schon mal Live-Untermalung von einer der besten Hardcore-Bands dieses schönen Planeten?
Und auch Fronter Freddy Cricien, nimmt es dem Publikum nicht übel, outet er sich doch selbst als
Fussballfan und läuft mehr als einmal zwischen Songs flugs zum Wellenbrecher und erkundigt sich
in der ersten Reihe nach dem Zwischenstand. Musikalisch braucht man dazu eigentlich nichts zu
sagen: Laut, höllisch groovend, Druck ohne Ende. Super Sache, das.
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Und dann kamen sie durch grünen Rauch, direkt aus dem Ruhrpott auf die Bühne des WFF: Kreator.
Das deutsche Thrash-Urgestein um Frontmann Mille Petrozza, bereits seit Mitte der 80er im
Geschäft, und so stark wie nie. Nach der Enemy of God Tour im letzten Jahr sind sie
diesen Sommer auf einigen Festivals zu sehen, und egal ob ihr Fans der ersten Stunde seit oder
Kreator gar nicht kennt: wer auf klassischen Thrash steht, der muss sie sich ansehen. Gerade zur
richtigen Zeit, umrahmt von der untergehenden Sonne und getaucht in buntes Licht und Rauch
wurden Songs der aktuellen Platte (Enemy of God, Impossible Brutality, Suicide Terrorist)
zum Besten gegeben als auch ältere Kracher wie Violent Revolution, und das alles ohne mit
Geschwätz viel Zeit zu verlieren. Fazit: wer braucht schon Slayer wenn er Kreator haben kann??
Kreator sind für mich Slayer aus Deutschland. Trashmetalriffgeballer vom feinsten war also der
erste bleibende Eindruck des diesjährigen With Full Force. Und was haben die Jungs gerockt! Es
tut gut, ein wenig Old School Metal (darf man die bereits Old School nennen?) um die Ohren
geföhnt zu bekommen. Davon könnten sich so einige Bands eine gute Scheibe von abschneiden!
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Kaum hatten Kreator ihren Auftritt beendet tat sich unterhalb der Video-Leinwand die Absperrung auf und ein
Feuerwehr-Fahrzeug wurde aufs Gelände gefahren. Gut, ich muss gestehen es war schon ziemlich trocken und vorallem
staubig auf dem Gelände, und ein wenig Wasser am Boden würde das etwas unterbinden, ein wenig Wasser in der Luft
würde auch dem Publikum nicht schaden sondern gut tun. Allerdings grade jetzt wo es anfing kühler zu werden auf
die glorreiche Idee zu kommen mit einem Wasserwerfer ins Publikum zu feuern, und das ohne Ankündigung, na das
war schon ne Leistung (vorallem da viele Leute Kameras dabeihatten). Wiederholen können hätten sie das aber
allemal, da der Staub ganz bestimmt nicht weniger wurde. Haben sie aber nicht.
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Nun denn, mit einem halben Literchen Wasser in den Klamotten - und in der Kamera - gings dann
weiter mit Soulfly. Die Brasilianer um Ex-Sepultura-Shouter Max Cavalera haben sich in den
letzen Jahren zu einer der am meisten gefeierten Bands des Festivals entwickelt und sind nun
fast jedes Jahr hier zu finden. Das mag einerseits an der intensiv-tanzbaren Mischung von
Ethno-Tribal-Klängen mit Metal liegen die sowohl aggressiv als auch emotional wirken ohne jemals
den Eindruck absoluter Ehrlichkeit zu verlieren, oder aber an den alten Sepultura-Songs die
immer wieder Soulfly-Gigs würzen obwohl diese inzwischen fünf eigene Platten und damit viel
eigenes Material im Gepäck haben. Jedesmal wenn das Konzert dann für wildes rumgetrommele
unterbrochen wird, ärgere ich mich meine eigene Trommel vergessen zu haben, daher ein Aufruf an
dieser Stelle: zum nächsten Soulfly Konzert ne Trommel mitbringen, brauchen kann man die
bestimmt. Wider erwarten hat Mr. Cavalera dann auch die Fussball-Stimmung genutzt um das
Publikum anzuheizen. Trotz massiver Brasilien-Beflaggung der Bühne kam das Deutschland-Trikot
und die 'Deutschland Deutschland' Anfeuerung gut an.
Soulfly haben wie vor zwei Jahren wieder voll überzeugt. Der brasilianische Vierer um Frontmann
Max Cavalera hat sich zu einer starken Marke entwickelt, was man damals nach Max' Ausstieg bei
Sepultura noch nicht ahnen konnte. Los ging es mit The Prophecy vom gleichnamigen Longplayer.
Das Publikum war sofort dabei. Aus dem Hüpfen kam man nur während der exzellenten langsamen
Parts heraus, wenn Gitarrist Marc Rizzo seine virtuosen Künste auf der Akustikgitarre
ausgespielt hat, beispielsweise bei der schön in die Länge gezogenen Liveversion von Mars. Live
immer ein Erlebnis, kaum einer kann sich der Energie dieser Band entziehen. Richtig rund ging es
bei Krachern wie Eye For An Eye, aber auch bei den Sepultura Hits Roots und Refuse/Resist, die
zur Freude der Fans gespielt wurden.
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Abschluss der Abends an der Mainstage bildeten dann die Schweizer Celtic Frost. Seit der
Reunion viel gefeiert konnte der klassische mid-tempo-doom mich nicht wirklich mitreissen, das
ist aber auch schon lange nicht mehr die Musik die ich höre. Sicher war der Auftritt souverän
und professionell, doch wer die Musik schon langweilig findet wird der (eben sogut wie nicht
vorhandenen) Show auch wenig abgewinnen können. Also ab gehts ein letztes mal zu Zelt für heute,
um sich für die Knüppelnacht zu richten und zu stärken...
Celtic Frost sind leider geradezu untergegangen. Gäbe es auf dem Open Air Gelände Wände, Soulfly
hätten die Mannen von Celtic Frost gegen eben diese gespielt. Nach 10 Jahren Abstinenz sind die
Schweizer wieder zurück auf der Bühne. Bisher waren mir die Eidgenossen nicht bekannt, konnten
dennoch durch ihren nach Doom Metal klingenden Sound überzeugen. Die Tatsache, dass das Publikum
nicht dermassen mitgegangen ist wie erwartet, lässt sich am ehesten durch die etwas langsamere
Gangart der Songs erklären. Ausserdem war es schon reichlich spät und die Masse dementsprechend
besoffen genug.
Ich schätze fast auch, Doom ist einfach kein Massenreißer. Und nichts beschreibt diesen Auftritt
von Celtic Frost besser! Ich hatte leider nur die Gelegenheit die letzten knapp 3 Lieder zu sehen
/ hören, weil ich in den Eingeweiden der Festivalorganisation mitten in der Nacht noch ein zurückgelegtes Ticket
für unsere Nachreisende Bayerin erkämpfen musste. Erfolgreich allerdings und um die Erfahrung reicher,
dass die Organisatoren und Innen, trotz Stress noch recht menschlich und sympathisch waren. Meinen
Personalausweis musste ich dennoch als Pfand zurücklassen. Zurück zu den Schweizern von Celtic Frost:
Die teilweise rotz-rockigen Passagen verbunden mit einem kalten, klirrenden Sound erklären dann auch
irgendwie die viel angesprochene Vorreiterrolle in Sachen Black Metal. Ich fand den Auftritt verdammt gut!
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Napalm Death sind live immer wieder ein Erlebnis. Sänger Barney zappelt den kompletten Gig durch
wie ein Epilektiker auf Speed über die Bühne. Kein Wunder, dass die Menge nicht ruhig bleiben
kann. Die Engländer ballern mit gekonnter Präzision (der Fachmann sagt, die Band ist
tight) ihre besten Songs in die Köpfe der Fans. Ein Muss. Grindcore vom feinsten.
Zu Napalm Death kann man eigentlich nicht viel sagen. Die muss jeder mal gesehen haben (das ist
absolutes Pflichprogramm!) und die schaffen es mit ihrer tighten und präzisen Spielweise und dem
Tobsuchtsanfall von Sänger auch immer wieder selbst nicht-Fans zu begeistern.
Barney ist echt übel! Man könnte fast sagen, ihn zu erwischen ist ein Geschicklichkeitsspiel
für Fotografen. Danach kommen alle schweißüberströmt und entnervt aus dem Fotograben und
vergleichen ihre handvoll gelungener Schnappschüsse. Und musikalisch gäbe es vielleicht auch
noch das ein oder andere zu erwähnen, denn die Songauswahl war wirklich vom Feinsten!
Angefangen 1987 mit Scum vom gleichnamigen Debutalbum (damals hatte statt Barney noch
Lee Dorrian 'gesungen') bis hin zu The code is red, long live the code von 2005. Wenn
ich es richtig verstanden habe, gaben sie auch noch einen kleinen Vorblick auf das neue Album
mit dem Song The Satanist, frei nach dem Motto 'wer keine Religion braucht, braucht
erst Recht keinen Satanismus. Und als Schmankerl am Ende dann noch ein Cover von den
Dead Kennedys: Nazi Punks, Fuck off!.
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Sehr interessant waren Mystic Circle. Irgendwie schafft die Band es alle Elemente
klassischem Black Metals, wie böse Musikernamen (Graf Belzebub?), Blastbeats, rasende
Gitarrenriffs und heiloses Gekloppe, zu benutzen und doch etwas zu produzieren das irgendwie
nicht wirklich Black Metal ist. Ich weiss nicht woran das liegt, vielleicht daran dass der
Gitarrist aussieht als wäre er bei Manowar weggelaufen, des Rätsels Lösung ist allerdings das
einzige was hier von der Dunkelheit umfangen wird.
Graf VON Beelzebub, so viel Zeit muss sein! Selbiger ist übrigens in seiner Funktion als
Frontmann, Sänger und Bassquäler der einzige, der die gesamte Bandgeschichte miterlebt hat.
Diese liest sich in der Tat ähnlich wie die einer Black Metal Band. Quasi vor jedem Album
mindestens ein bis zwei Wechsel im Lineup und die Namen fügen sich auch gut in das gewünschte
'böse' Bild ein. Wenigstens hatte der Graf diesmal keine Hörnchen angeklebt. Scheint, als wäre
im inzwischen klar geworden, dass dies nicht allzu gut bei den Zuschauern ankommt! Tosenden
Applaus gab es dennoch... da Mystic Circle Slayer als Intro für einen ihrer Songs mißbrauchen.
Slayer zu covern scheint eine sichere Lösung für Applaus zu sein.
Kleiner Hinweis übrigens noch an die Veranstalter: wenn eine schlechte Band spielt, besser keine
lustigen Filme auf der Leinwand zeigen. In diesem Fall war es Rocky 2 und man konnte deutlich
sehen, wie sich immer mehr Leute von der Bühne abwendeten und lieber versuchten Sly
nachzuvertonen. Auf der anderen Seite, vielleicht war es gerade gut so, um die Wartezeit zu
überbrücken!
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Mit Dark Fortress erklomm kurz darauf nämlich die nächste deutsche Black Metal Band die
Bühne. Ich war zugegebenerweise im Vorraus recht skeptisch, insbesondere in Bezug auf den
Sänger. Enttäuscht war ich von der Knüppelnacht zunächst ohnehin, denn dass bei den drei
Black Metal Bands mit Endstille nur eine ernstzunehmende Gruppe vertreten war, war nicht
eben Freude erregend. Aber Dark Fortress haben mich sehr positiv beeindruckt. Ich hatte
sie in den letzten Jahren auf dem Summer Breeze und dem Up From The Ground zwar bereits
gesehen, aber unter anderem wegen der frühen Spielzeiten bei Tageslicht, ist bei mir nicht
viel hängen geblieben. Doch gerade nach diesem Auftritt muss ich ganz klar zugeben, diese 6
Herren aus Landshut in Bayern mausern sich allmählich zu einem vorzeigbaren Stück deutschem
Schwarzmetall! Ein souveräner Auftritt ohne Peinlichkeiten, jedoch mit viel Atmosphäre.
Seit 2006 gibt es übrigens gerade ein frisches Album namens Séance auf dem Markt. Mal
schauen, ob und wann diese Band den Sprung schafft.
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Und weiter gehts wieder mit einer Prise Death Metal, ebenfalls aus Deutschland: Disbelief!
Zu Disbelief haben wir hin und wieder bereits berichtet und ich kann nach den letzten Jahren
sagen, allmählich setzt sie sich durch! 2004 haben sie die Knüppelnacht noch eröffnet und
diesmal sind sie quasi Co-headliner! Okay, in der Knüppelnacht sind die Position der beiden
letzten Bands vielleicht eine Ehre, andererseits aber immer auch ein wenig problematisch, weil
die meisten Leute im stehen schlafen. Oder eben im Sitzen oder liegen. Wobei letzteres bißchen
ungesund sein kann, denn der Boden ist morgens um die Uhrzeit dann allmählich etwas kühl. Aber
zurück zum Thema. In Sachen Jagger kann ich nur zitieren, was ein Bekannter neben mir gesagt
hat: 'Jesus ist nicht tot, er singt bei Disbelief! Das ist der wahre Sinn vom da Vinci Code!'
. Und mit seinem emotionalen und doch dauerhaft druckvollen Gesang schafft Jagger es
auch immer wieder scheinbar tiefste Gefühle in seinen Ausdruck zu legen. Disbelief sind der
Beweis! Emotional muss nicht immer Rumgejammer und Gewinsel heißen! Sie schaffen es
melancholische Musik in ein derart druckvolles Gewand zu kleiden, dass sich kaum jemand dagegen
sperren kann. Und das sieht man dem Publikum auch an! Okay, kurz zur musikalischen Seite,
das aktuelle Album 66sick war selbstverständlich inclusive Titeltrack vertreten, aber
auch alte Hits wie to the sky und Misery haben im Set nicht gefehlt. Ich hoffe
letzteren Song werden sie nie aus ihrem Set nehmen, denn er ist wirklich gerade live derart
genial. Abschließend kann ich nur wieder obigen Bekannten zitieren, der scharfsinnig beobachtet
hat: 'im Osten geht die Sonne auf'.
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Das große Finale des Abends, bereits leicht ins Licht der aufgehenden Sonne gehüllt, bestritten
Endstille aus Kiel. 4 echt nordische Jungs! Und immer wieder witzig in Sachen Black Metal,
das Bühnenoutfit. Denn Endstille fallen einfach immer dadurch auf, dass Sänger Iblis und
Basser Cruor in Corpsepaint, Gitarrist Lars und Drummer Mayhemic Destructor jedoch in quasi
'normaler' Montur auftreten. Das Intro, dass 2005 auf dem Summer Breeze noch aus den
Aufnahmen des britischen Radios zur Zeit des 2ten Weltkrieges bestand und das Frühlingserwachen
einläutete, wich 2006 dem düsteren, hohlen Klang eines Sonars. Zeit für den Navigator,
das aktuellste Album der Kriegshelden von 2005. Im Zusammenhang mit dem kalten, blauen Licht
auf der Bühne war die Atmosphäre gleich schonmal super. Interessant für alle Fans war der
Auftritt insbesondere durch die Präsentation des neuen Songs The One I Hate, der nach
Angaben der Band die Marschrichtung der nächsten Langrille 'Endstilles Reich' vorgeben
wird, das im Winter erscheinen soll.
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einleitung | samstag | sonntag | fazit
Bericht:
Alexter,
Bodo,
kAoSKoBoLd,
Maddin
Photos: Alexter, kAoSKoBoLd
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