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CD Reviews :: Festivalberichte :: Festival Guide
Bericht SummerBreeze Open Air 2007 einleitung | mittwoch | donnerstag | samstag | fazit
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Als ob Freitag morgen 11 Uhr nicht schon früh genug gewesen wäre, konnten Karkadan es offenbar gar nicht erwarten und haben eine satte Viertelstunde zu früh angefangen. Zum Glück hatte ich die Frühstücks-Grillwürstchen rechtzeitig aufgelegt, mit dem Guten-Morgen-Bier schon runtergespült undwar rechtzeitig an der Mainstage aufgeschlagen, denn den Auftritt der deutschen Black-Heavy-Metaller wollte ich wirklich nicht verpassen. Los ging es dann mit Frenetic Visions, gefolgt von einem neuen Song mit dem Titel Ignorance & Despair, ein ziemlich progressives Stück mit feiner Melodieführung und Aggressivität satt. Lang und Klasse! Danach noch die etwas bekannteren Stücke Passing Away und Racing the Clock. Zu Beginn des Sets war noch wirklich wenig los vor der Bühne (klar, bei der Uhrzeit!), bis zum Ende füllte sich das Gelände aber dann doch merklich und mit zunehmendem Publikumsandrang schien der Auftritt auch der band immer mehr Spass zu bereiten. Nach vier Songs war dann die knapp bemessene halbe Stunde für den Gig auch schon rum. Wer diesen Auftritt verpasst hat, hat wirklich was verpasst, da hat sich das frühe Aufstehen gelohnt. Ich hoffewirklich die Band um Frontmann Robby Beyer demnächst mal öfters auf Festivals oder Konzerten zu sehen.
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Feine Melodien sind sicher nicht die grosse Stärke von Dagoba, bei den Franzosen ging es - zu immernoch recht früher Stunde - schon recht brachial zu. Moderner extremer Metal mit sägenden Gitarren und massivem Double-Bass-Gewitter. Offenbar konnte damit das Publikum ganz gut aufwecken, denn es ging nun immer wilder zu, bis hin zu einem Circle-Pit zu früher Stunde. Respekt!
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Gegen High Noon, also kurz nach 1200, konnte man einen wahren Höhepunkt des Summer Breeze erleben,
obschon das Publikum leider nicht so zahlreich war, wie man gehofft hätte. Die wahren Fans jedoch waren
früh genug vor Ort, um ihren Geheimtip ordentlich zu feiern: die Eidgenossen von Eluveitie waren
achtköpfig auf die Mainstage geklettert und belehrten jeden eines Besseren, der von ihren mittelalterlichen
Instrumenten auf die bekannte Version des deutschen Mittelaltermetals schloß, die zum Beispiel In Extremo
am Abend vertreten sollten. Eluveitie überraschen dagegen mit melodischem Death Metal, der durch die
ungewöhnlichen Instrumente in Sachen Druck und Eingängigkeit eher verstärkt denn gebremst wird! Und so stießen
die bereits bekannten Hymnen 'Uis eluveitie' und vor allem das mitreißende 'Your gaulish war'
auf erwartungsvolle Ohren und Nacken, das karge Publikum nutzte den Platz vor der Bühne zum Tanzen und ausführlichen
Haare schütteln. Sänger Chrigel hatte das Publikum spürbar in der Hand und wußte es mit geschickten Sprüchen sogar noch
mehr Stimmung aus den müden Anwesenden heraus zu kitzeln, die Beleidigung, das holländische Publikum sei lauter wollte
nun wirklich niemand auf sich sitzen lassen. Noch mehr Stimmung als im Publikum schien sogar noch auf der Bühne
vorhanden zu sein, die Zwillinge Sevan und Rafi Kirder, beide mit finsterstem Vollbart und langen Locken fast nicht zu
unterscheiden, waren schier nicht zu bremsen und ließen sich auch von ihren Instrumenten nicht von ihrem Bewegungsdrang
abhalten, was der Musik keinerlei Einbußen verschaffte. Nebst den bekannten Songs des Debütalbums Spirit gab
es mit 'Slania' außerdem noch einen Vorgeschmack auf die beiden neuen Alben, an denen die Schweizer derzeit
arbeiten und die noch gegen Ende des Jahres erscheinen sollen. Der weibliche Gesangspart bedarf allerdings offenbar,
zumindest live, noch deutlich an Training.
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Einen der wenigen wirklich reinen Vertreter des Black Metal gab es danach auf der Pain Stage zu bestaunen, frisch importiert
aus, wie sollte es sein, Norwegen. Koldbrann gehören wohl nicht eben zur Frontriege des Black Metal, bieten aber
immer wieder einen soliden Auftritt, was, im Gegensatz zu vielen Genrekollegen, keine Zweifel an ihrer Herkunft lässt.
Koldbrann gehören zu den Bands, bei denen Vorwürfe wie Szeneverunreinigung, Kommerz oder Inkonsequenz absolut nicht aufkommen
können. Auf der anderen Seite bedeutet das üblicherweise aber auch einen Mangel an Innovation oder musikalischer
Überzeugungskraft. Nichtsdestotrotz überzeugen Koldbrann mit ihrem rauhen, klirrenden Sound und liefern ein ordentliches
Set, dass die wahren Schwarzheimer zu einem zufriedenen Verschränken der Arme und Anlehnen an die nächste Anlehnmöglichkeit
anregt sowie zu dem ein oder anderen anerkennenden Nicken hier und dort. Andererseits bieten Koldbrann auch keinen
Angriffspunkt, sich über sie lustig zu machen, denn mit verschmiertem Corpsepaint im Stile von Gorgoroth und schlichten,
runtergekommenen Klamotten im Militärstil, gespickt mit wenigen Nieten und Ketten, bieten sie ein passendes Bild und runden
damit einen souveränen Auftritt ab, der Kritikern allerhöchstens das Urteil der Monotonie überlasst, welchem ich mich
zum Teil sogar anschließen muss. Aber wie beim Black Metal so oft wiegt ein souveräner Auftritt, wenn auch ein wenig
monoton, mehr als das, was viele der 'größeren' Bands inzwischen tun, nämlich sich auf der Bühne zum Affen zu machen und
sich die Verachtung der Szene zuzuziehen (*hustsatyriconhust*).
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Entschuldigung an alle überzeugten Fans, aber mit den folgenden Illdisposed betrat nun eine der wenigen Bands
die Bühne, mit denen von uns wirklich keiner etwas anfangen konnte. Und trotz aller Toleranz und der Tatsache, dass ich
dieser Band nun die zweite Chance gebe, mich live zu überzeugen, haben sie eher das Gegenteil erreicht. Illdisposed
tragen den Ruf eine der innovativeren Bands des Death Metal Sektors zu sein, teilweise wegen der erfolgreichen Kombination
von geglückten, melodischen Experimenten und ordentlichem Druck, teils wegen des Einsatzes von Samples. Erste Enttäuschungen
hatte die Band bereits zuvor verursacht, da der Gesang zu einem großen Teil vom Band kam. Das war auf dem Summer Breeze nicht
der Fall, wäre aber vielleicht eine angenehmere Variante gewesen, denn der dezent extrovertierte Sänger Bo Summer, einziges
verbliebenes Gründungsmitglied der Band, traf mit seinen äußerst suspekten sowie unverständlichen Aussagen nicht jedermanns
Geschmack. Ein Plektrum als Fangeschenk durch Berührung des Gleichen mit seinen Genitalien aufzuwerten trägt meiner
Meinung nicht wirklich zur Überzeugungskraft einer Band bei. Mit dieser und ähnlichen Aktionen sowie endlosem absolut
unnötigem sowie unverständlichen Geschwafel hat Bo zumindest mir das Interesse an Illdisposed mal wieder gründlich
verdorben, wie ich hörte auch einigen Fans, die allerdings bisher nur die musikalische Seite der Band kannten.
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Nun, dass der Gig von Disillusion genauso zwiespältig beurteilt würde
wie ihr letztes Album war ja wohl klar. Bei der Band hat sich wirklich viel
getan seit ich sie das letzte Mal gesehen hatte: Vurtox hat keine Haare
mehr, ein Wechsel an den Holzkesseln, die jetzt von Alex 'Sash' Tscholakov
gerührt werden, und endlich auch eine feste Besetzung der
Tieftöner-Position, die jetzt von Alla Fedynitch (Eyes of Eden, Enemy of the
Sun, Pain) ausgefüllt wird, und eben dieses aktuelle Album Gloria,
mit dem ich bislang nicht wirklich viel anfangen kann. Ein Element das ich
an Gloria besonders wenig mag ist die verzerrte und effektbeladene
Stimme. So war es dann meiner Meinung nach ein grosses Glück, dass Vurtox' zweites
Mikro gleich zu Beginn des Gigs ausfiel und er auf die Effekte verzichten
musste. Trotz kleiner Ausrutscher und ein wenig Schwierigkeiten beim Gesang
haben Disillusion ihr ziemlich komplexes Material besser vermittelt als ich
erwartet hatte, und erstaunlich viel Stimmung im Publikum erzeugt, auch mit
dem neuen Material. Selbst der Song Don't Go Any Further, den ich mir
von der Platte wirklich nicht anhören kann, gefiel mir erstaunlich gut. Auch
hier machte das Fehlen der Effekte im Gesang viel aus. Von meiner
Lieblingplatte BTTOS kamen dann wie zu erwarten nur wenige Songs.
Immerhin gabs ... and the Mirror Cracked und Alone I Stand in
Fires zu hören, etwas schräg, aber die Songs überzeugen einfach. Hätten
sie noch Expired gespielt, dann wär ich zufrieden gewesen, aber so
...... *grummel*
Meiner Meinung nach haben Disillusion ihrem Namen wirklich alle Ehre gemacht,
ich war noch selten so desillusioniert nach einem Auftritt, den ich nicht nur
erwartet, sondern auf den ich mich auch gefreut habe. Selbst wenn wenn ich nur
die Songs der Back to times of splendor beurteilen sollte bleibt mir nur
ein sehr enttäuschtes Urteil, denn von musikalischen Fähigkeiten war da nicht
viel zu erkennen, von dem epischen Gefühl, dass das Album in einer ordentlichen
Anlage zu vermitteln mag, mal ganz zu schweigen!
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Weiter gleich wieder mit einem Stilwechsel vom feinsten, vom dänischen Death Metal hin zu einem der
übergebliebenen Vertreter der neuen deutschen Härte, genauer gesagt Eisbrecher. Angeführt
vom glatzköpfigen Sänger Alexx Wesselsky, der gemeinsam mit seinem Kollegen Noel Pix der aufgelösten
Band Megaherz entspringt, musste das deutsche Sextett beweisen, dass sie nicht ein weiterer Klon der
Vorreiter Rammstein sind. In 35 Minuten Spielzeit gelang dies nicht nur auf musikalischer Ebene,
Alexx gelang es sogar dazwischen genug Kommentare unterzubringen, die ihm beim Publikum wohl einen Platz irgendwo
zwischen Sympathie und dem Eindruck geistiger Debilität verschaffte. Manche Sprüche kamen wirklich lustig rüber,
andere wiederum waren mehr als verwirrend. Das lag vielleicht aber auch daran, dass der Sänger tatsächlich dachte,
er würde erst am Tag danach auftreten und die Bühne erst in allerletzter Minute betrat. Und dafür war der
Auftritt wirklich vorzüglich! Qualitativ gab es da wirklich kaum Mängel und über Geschmack lässt sich ja bekanntlich
streiten. Übrigens bestritten Eisbrecher ihr Programm nicht nur mit ihren eigenen Songs, so zum Beispiel
vom aktuellen Album Antikörper, dass es sogar in die deutschen Charts geschafft hatte, sondern verzierten
den Auftritt auch noch mit einer interessanten Interpretation von Clawfingers Nigger.
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Etwas schwierig hatten es die auf der Painstage nachfolgenden Hevein. Die Band gibt es prinzipiell schon ziemlich lange, und mit dem sehr gelungenen Versuch Violine (gespielt von der Violinistin Aino Piipari) und Cello (gespielt von Max Lilja (Ex-Apocalyptica)) in die Musik zu integrieren haben die Finnen einen durchaus eigenen Stil gefunden. Die eigenwillige Mischung aus Death/Thrash-Metal und getragenen Songs/Parts mit den Streichern ist aber vielleicht für ein Festival zu schwierig, das Publikum reagierte ein wenig zäh, vielleicht lag es einfach auch nur daran, dass nicht allzuviele Zuhörer das einzige verfügbare Album der Finnen Sound Over Matter bereits kennen. Ich persönlich fand den Auftritt klasse, besonders musikalisch, aber auch der sympathische und charismatische Auftritt des Frontfinnen Juha Immonen konnte überzeugen, und ich bin sicher dass wir von Hevein in Zukunft noch einiges zu hören bekommen.
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Warum die Norweger Sirenia um Ex-Tristania-Sänger und Gitarrist bereits so früh auf die Bretter müssen, wird ein Rätsel bleiben. Denn von der Qualität der gebotenen Leistung schlagen sie zumindest eine der später spielenden Bands um Längen. Hier wird nicht nur weiblicher Gesang geboten, sondern dieser wird mit männlichen Growls zu einer harmonischen Einheit verwoben. Mit Liedern wie My Mind?s Eye, The Other Side und Downfall wird der Schwerpunkt auf die Promotion des neuen Albums Nine Destinies And A Downfall gelegt, aber auch alte Stücke kommen nicht zu kurz. Auf Dauer finde ich das Material des Vierers aus Stavanger aber etwas langweilig, da sich alles ziemlich gleich anhört. Nicht schlecht, aber es wiederholt sich eben alles. Zudem kann Sängerin Monika Pedersen live leider nicht so überzeugen wie auf Platte. Alles in allem ein eher durchwachsener Auftritt; die Fans der Band hatten aber durchaus ihren Spaß.
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Die Band, die jetzt die Bühne tritt, paßt nicht wirklich in die Nachmittagssonne. Necrophobic aus Schweden gehören in die Dunkelheit. Dafür hat sich Sänger und Bassist Tobias Sideg?rd stimmungsmäßig der Zeit angepaßt und empfängt das Publikum nach einer langen Begrüßungsrede fröhlich mit ?Are you ready for Stockholm Metal???? Überhaupt mimt die Band nicht die klassischen Düsterheimer, sondern gibt sich schon im Outfit äußerst farbenfroh. Dabei sticht Gitarrist Sebastian Ramstedt mit seiner knallroten, hautengen Lederhose und dem farblich dazu passenden Instrument besonders modisch hervor. Auch der zweite Gitarrist, Johan Bergebäck, post was das Zeug hält und spielt mit den Fotografen. Die Band bringt ihre Mischung aus Black und Death Metal sehr tight rüber, einzig die scheppernde Snare nervt tierisch. Songs wie Into Armageddon oder Darkside bringen Band und Publikum zum Nackenquälen und im Publikum ist die Hölle los. Der Sänger spricht viel mit dem Publikum und zum Schluß gibt es im Publikum ?Fuck you Christ!?-Sprechchöre. Ein gelungener Auftritt einer Band, die wirklich überzeugen konnte. Gerne wieder!
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Den Auftritt dieser Band sehe ich mehr oder weniger unfreiwillig, was an und für sich ja nicht schlimm ist, da man so immer mal wieder neue Bands entdeckt. Aber manche Bands will man einfach nicht entdecken. Hören sich L?Âme Immortelle auf Platte eigentlich noch ziemlich gut an, so sind sie live eher enttäuschend. Selbst Leute, denen nach eigener Aussage die Platten sehr gut gefallen, flüchten dann doch lieber. Dabei ist die Band musikalisch noch nicht einmal schlecht, mehr als ok aber auch nicht. Songs wie Phönix und Du siehst mich nicht werden ganz gut rübergebracht, was stört, ist einfach das optische Bild der Band. Insbesondere Sängerin Sonja Kraushofer, die es irgendwie schafft, nicht einmal annähernd so auszusehen wie auf den Promofotos, fällt auf, da sie sich stets völlig unpassend zur Musik bewegt und ihre Gestik meistens völlig übertrieben wirkt. Fallen Angel und Bitterkeit künden von den traurigen Seiten des Lebens, ebenso wie Live Will Never Be The Same Again. Den Text des Stücks 5 Jahre hätte man aber ruhig auf 10 Jahre abändern können, da auch L?Âme Immortelle dieses Jahr ihren zehnten Geburtstag feiern. Zum Abschluß wird das Publikum aber richtig verschreckt. Gab man sich bisher voll Traurigkeit, Kummer und Gram, so vernimmt man auf einmal eine fröhliche Stimme von der Bühne: ?Warum singt denn hier keiner den Spiderschwein-Song? Dann machen wir das eben!? Und genau das passiert. Grausam, einfach nur grausam.
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Die Schwaben End Of Green, mittlerweile Stammgäste auf dem Summer Breeze, betreten die Pain Stage. Die Jungs sind sehr kurzfristig für Crematory eingesprungen, die krankheitsbedingt absagen mußten. Deren Sänger Felix läßt es sich jedoch nicht nehmen, trotzdem auf dem Gelände anwesend zu sein. Doch zurück zu End Of Green. Das Publikum wird mit ?Hallo Fans!? begrüßt, dann herrscht Funkstille. Sänger Michelle Darkness redet den ganzen Auftritt über kein Wort, kein Song wird angesagt, gar nichts. Man zockt stumm seine Songs herunter, die dabei gar nicht mal so schlecht klingen. Darunter sind auch zwei neue Stücke und wenigstens die hätte man ja mal vorstellen können. Mit ihrem Gothic/Alternative können sie ziemlich viele, vor allem weibliche, Zuschauer vor die Bühne locken, und zum Schluß gibt es tatsächlich noch ein ?Bis bald!? für die Fans. Musikalisch gut, aber menschlich machten sie den Eindruck von abgehobenen Stars, die es nicht nötig haben, mit ihren Fans zu kommunizieren auch wenn dies wahrscheinlich nicht der Fall ist.
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Blieben uns die Skandinavier auf der gecancelten Earthshaker Roadshock Tour noch verwehrt, so freuen wir uns nun um so mehr auf Finntroll. Dieses Jahr stellen wir uns aber weiter hinten und weiter außen hin, denn im letzten Jahr haben wir mehr von den Stagedivern als von der Band selbst gesehen und haben mehr Gewichtheben als Haareschütteln betrieben. Na ja, bei Finntroll läuft so etwas eben gerne ein wenig aus dem Ruder. Dafür beginnen sie den Auftritt heute mit den ruhigen Klängen von Gryning, dem Intro der neuen Platte Ur Jordens Djup. Man hält sich zunächst an den Ablauf des Albums und so kommt jetzt S?ng. Der Gesang ist allerdings so gut wie gar nicht zu hören und so kann man nur versuchen, die Lieder an der Melodie oder den ab und an auftauchenden Gesangsfetzen zu erkennen. Fiskarens Fiende und Jaktens Tid sind die nächsten Lieder, die man in dem Soundbrei erkennen kann. Bei ersterem hört man Sänger Vreth auch wenigstens ein wenig. Doch schon bei Eliytres, ebenfalls vom Album Nattfödd, ist wieder kaum etwas zu verstehen. Der Sound ist wirklich grausam und das Gewummer des Basses übertönt einfach alles. Kitteldags ist ebenfalls kaum zu erkennen, bei Nattfödd klappt es etwas besser, aber als gut ist der Sound noch nicht einmal annähernd zu bezeichnen. Anschließend erzählt Sänger Vreth, daß ja nicht nur das Summer Breeze in diesem Jahr 10 Jahre alt wird, sondern Finntroll ebenfalls. Daher wird zur Feier des Tages ein richtig alter Song, der schon auf der damaligen Demo vertreten war und schon ewig nicht mehr live gespielt wurde, nämlich Rivfader, präsentiert. Vor dem wohl bekanntesten Lied der Finnen, dem Trollhammeren, muß der Sänger unbedingt noch ein nerviges Shout-Spielchen machen, bevor dann im Publikum die Hölle losbricht und zu dem Song gepogt, gedivt und gebangt wird, was das Zeug hält. Schließlich gibt es doch noch ein paar Songs vom neuen Album, nachdem man den Schwerpunkt des Auftritts auf das Album Nattfödd gelegt hat. En Mäktig Här jagt über das Publikum hinweg, bevor es dem Slagbroder gegenüber steht. Zum Abschluß des Gigs spielt man das sehr schnelle Ursvamp, bei dem der Sound auch wieder etwas besser ist. Hier werden noch einmal letzte Kraftreserven mobilisiert und alles gegeben. Hat es zu Beginn des Auftritts noch geregnet, kommt nun zum Ende hin die Sonne heraus und über dem Campinggelände wölbt sich ein Regenbogen. Sänger Vreth läßt jedoch angesichts dieses idyllischen Bildes den düsteren Troll raushängen und verabschiedet sich von den Fans mit den Worten ?Fuck The Sun!?
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In vorigen Jahr wurden Volbeat noch als Geheimtipp gehandelt und verpassten beinah ihren Auftritt wegen eines Bus-Defekts, dieses Jahr hatten sie bereits auf dem With-Full-Force-Festival einen denkwürdigen Auftritt hingelegt und waren auch auf dem Summerbreeze in die besseren Slots vorgerückt. Nachdem die meist jüngeren Finntroll-Anhänger das Feld geräumt hatten sammelte sich dann auch schnell ein großes Publikum dass die Dänen um Michael Poulsen, den Elvis der Metal-Szene, frenetisch fröhlich feierte. Mit dem neuen Album Rock the Rebel/Metal the Devil im Gepäck wurden dann auch gleich einige Krache der Scheibe zum Besten gegeben: Rebel Monster, The Gardens Tale, Radio Girl und natürlich Sad Mans Tounge, aber auch die wichtigsten Songs des The Strength, The Sound , The Songs-Albums wie Caroline Leaving und Pool of Booze durften nicht fehlen. Zuguterletzt demonstrierte Mr.Poulsen noch die ultimative Publikumsnähe, indem er sich als Stagediver betätigte. Grandios.
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Bolt Thrower auf einem Festival?? Manch einer wird es nicht glauben,
aber wir haben es gesehen! Normalerweise treten die Briten nicht auf
Festivals auf, aber irgendwie hat der gute Achim es geschafft, sie zu
überzeugen uns auf dem 10-jährigen Jubiläum die Ehre zu geben. Und die haben
sie uns gegeben: wie eine Dampfwalze überrollen die Gentleman (und die
Lady(!)) aus Birmingham die Menge. Der rollend-groovige Sound bringt einfach
jede Nackenmuskulatur zum zucken und dementsprechend viel Haar sah man vor
der Bühne fliegen. Mit No Guts No Glory, Inside the Wire, The Killchain,
Mercenary, Forever Fallen, For Victory ..., IVth Crusade, Powder Burns und
einem Medley aus World Eater und Cenotaph war dann musikalisch
auch fast jedes Album der letzten 20 Jahre vertreten und im rötlichen Schein
der Werfer vorgetragen.
Anmerkung zu Bolt Thrower: Die Band ist ja bekannt für ihre nicht vorhandene
Unterstützung der Kommerzialisierung der Szene. Dementsprechent hatten sie
ihren eigenen Merchandise-Stand an dem Shirts zu Spottpreisen von den
Musikern höchstpersönlich verschleudert wurden. Wir fordern: sobald wie
möglich wieder auf dem Breeze spielen und dann mehr Shirts mitbringen, damit
wir auch noch welche bekommen!! ... in a world of compomise, some don't
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Sentenced sind tot und begraben, doch Sänger Ville Laihiala findet keine Ruhe und so wird seinem Nebenprojekt, das eine zeitlang neben Sentenced existierte, nun neues Leben eingehaucht. Poisonblack heißt das neue Betätigungsfeld des Sängers, der eine Reihe bisher unbekannter Musiker um sich geschart hat. Die Band spielt heute zum ersten Mal auf dem Summer Breeze und kann eine beachtliche Menschenmenge vor die Bühne ziehen, von denen nicht wenige Sentenced-Shirts tragen. Kein Wunder, denn die depressive Musik von Poisonblack erinnert stellenweise doch sehr an Villes alte Band. Der Sänger war noch nie ein Freund langer Ansagen, und so gibt er auch heute gleich zu Anfang bekannt, was uns erwartet: ?Not so much talking, more Rock?n?Roll!? Und den kriegen wir auch. Leider bei ziemlich schlechtem Sound und außer bei den Ansagen ist der Sänger kaum zu hören. Auf ihrem persönlichen ?highway to hell? führt uns die Band durch den Auftritt. Dabei bieten Poisonblack einen Querschnitt durch ihr gesamtes Schaffen. Es gibt natürlich viele Stücke vom aktuellen Album Lust Stained Despair, wie zum Beispiel der Opener Nothing Else Remains. Aber auch Stücke vom Debüt Escapextasy wie Illusion/Delusion. Zum Schluß kredenzt man uns dann noch ein ganz neues Stück, das auf der nächsten Platte vertreten sein wird. Sein Titel ist Me, Myself And I. Dieser Song macht neugierig auf mehr, so dass das nächste Album wohl zum Pflichtkauf wird. Der Auftritt war ebenfalls, bis auf den Sound, allererste Sahne und die Lightshow war einfach nur genial. Jederzeit gerne wieder!
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Was kann man bei In Extremo noch groß schreiben? Die Mittelalter-Metaller aus Berlin machen einfach alles richtig: ein aufwendiges Bühnenbild mit Schiff (nein, es war nicht dasselbe Schiff dass Amon Amarth am Vortag benutzt haben, In Extremo haben ihr eigenes Bühnen-Böotchen), eine Menge Pyro-Effekte und Feuerspucken, nett aufgemachte Bühnenkostüme im Seemanns/Piraten-Look, viele verschiedene und exotische (mittelalterliche?) Instrumende wie Dudelsäcke, Schalmeien, Flöten und Harfen, ein umwerfender Sound und eine Songauswahl die eigentlich nur noch aus Hits besteht sorgen dafür dass die Band immer wieder unterhaltsam anzusehen und anzuhören ist, und die Perfektion und Sicherheit mit der alles vorgetragen wird ist beeindruckend. Manch einer mag das als uninspiriert empfunden haben, ich glaube dass es von grosser Professionalität zeugt einen solchen Festival-Headliner Auftritt mit solcher Gelassenheit und Perfektion durchzuziehen. Zur guten Stimmung bei Gigs der Band tragen sicher auch die eingängigen deutschsprachigen Texte der Songs (Spielmannsfluch, Erdbeermund, Der Wind, Verehrt und angespien, Liam Liam, Mein rasend Herz, Küss mich, Vollmond und einige mehr) bei, die vom Publikum lautstark mitgesungen wurden.
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Den heutigen Festivaltag dürfen Dark Funeral auf der Pain Stage beschließen. Die Düsterheimer sind mit ihrem Black Metal ein krasser musikalischer Gegensatz zu den vor ihnen spielenden In Extremo, so daß relativ wenige Leute vor der Bühne stehen. Die geben dafür um so mehr Gas und auch ganz hinten wird noch kräftig die Rübe geschüttelt und mitgegrunzt. Sänger Emperor Magus Caligula ist sehr gesprächig und sagt fast jeden Song an, seine englische Aussprache ist dafür aber sehr eigen. Songs wie 666 Voices Inside oder Attera Totus Sanctus werden sehr präzise und professionell ins Volk gefeuert, das aus dem bangen gar nicht mehr rauskommt. Die Lightshow dazu ist absolut genial und die Band setzt eine wahnsinnige Energie frei. Leider muß ich die Pain Stage vorzeitig verlassen, denn ich will mir im Partyzelt noch Black Messiah ansehen und die sollen laut Plan genau dann anfangen, wenn Dark Funeral fertig sind.
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Dabei hätte ich mich weder beeilen, noch Dark Funeral früher verlassen müssen, denn oben im Zelt hat man offenbar alle Zeit der Welt. Mit 10 Minuten Verspätung betreten Black Messiah die Bühne und werden von den Jubelstürmen ihrer Anhänger empfangen. Ein langes Intro leitet ihren Auftritt ein, der mit In Remembrance so richtig beginnt. Von der ersten Minute an gehen die Fans mit, zu Songs wie Erik der Rote (nehmt doch endlich das Komma aus der Setlist!), Blutsbruder und dem Klassiker Irminsul wird gebangt und werden die Fäuste gereckt, als seien die Leute gerade erst ankommen. Man merkt zu keiner Sekunde, daß die meisten hier schon einen anstrengenden Festivaltag hinter sich haben. Das Sauflied kommt wie immer nicht nur bei den Fans, sondern bei allen Anwesenden, insbesondere bei den schon etwas Angetrunkeneren, sehr gut an und wird von der ersten bis zur letzten Reihe mitgegrölt. Die Band kann wirklich zu dieser späten Stunde noch sehr viele Leute vor die Bühne ziehen, so daß das Partyzelt fast komplett gefüllt ist. Die Sühne des Feuerbringers läutet das Ende des Auftritts ein, der mit dem Dschingis-Khan-Cover Moskau endgültig erreicht wird. Da kann jetzt wirklich jeder mitsingen und es ist erstaunlich, wie viele Metaller Dschingsi Khan-Texte auswendig können. Wie nicht anders zu erwarten war, wird natürlich eine Zugabe gefordert, die genauso natürlich nicht gespielt werden kann, denn es sollen ja noch drei andere Bands auf die Bühne.
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einleitung | mittwoch | donnerstag | samstag | fazit
Bericht: Alexter, kAoSKoBoLd, Tyr
Photos: Alexter, kAoSKoBoLd, Tyr
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