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CD Reviews :: Festivalberichte :: Festival Guide
Bericht SummerBreeze Open Air 2005 einleitung | freitag | samstag | fazit
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Die unglückliche Position des Festivalopeners fiel Midnattsol zu, der Band um Carmen Elise Espanaes, der Schwester von Liv Kristine,
vormals Sängerin von Theater of Tragedy, jetzt Frontfrau von Leaves Eyes, die dem Summer Breeze
letztes Jahr die Ehre gaben. Midnattsol sind ziemlich neu im Geschäft und präsentierten mit Where
Twilight Dwells 2005 ihr Debutalbum. Musikalisch beschreiben sie sich selber mit 'nordic folk
metal'. Besonders undankbar fiel die Spielzeit übrigens aus, da es offensichtlich ein
organisatorisches Chaos am Einlass gab, der verursachte, dass die ersten Besucher das Gelände erst zu
den ersten Klängen der Band betreten konnten. Sehr schade, denn Midnattsol hätten sich eine größere
Zuhörerschaft in jedem Fall verdient!
Der Auftritt hat für ein Debut wirklich überzeugt, Carmen in einem blendend weißen Kleid eine
charismatische Sängerin und musikalisch ein angenehmer Auftakt für 3 Tage, die uns ein sehr breites
musikalisches Spektrum bieten sollen. Vom Songmaterial her war die Auswahl natürlich noch nicht allzu
groß bei erst einem Album, aber mit 7 Songs ausreichend und überzeugend. Mit Tapt Av Hap
schlossen die Norweger übrigens mit einem Song, der auf dem kompositorischen Material ihres
Landsmannes Edward Grieg basiert.
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Die Opener der Painstage brachten bereits eine große Fangemeinde mit und gaben sich die größte Mühe,
diese auch für ihr frühes Aufbrechen vom Campingplatz zu entlohnen! Final Breath knallten uns mit ordentlich
dichtem Sound ein Brett nach dem anderen vor die Stirn. Apropos Stirn und Mittag, auch die Sonne
knallte ziemlich. Das dürfte wohl einen nicht unerheblichen Anteil daran gehabt haben, dass das
Festivalgelände schon ordentlich bevölkert war. Zurück bei Final Breath bleibt aber zu sagen, dass
sich kein Song wirklich ins Gedächtnis gesetzt hätte. Unklar, ob das jetzt an mangelnder Songstruktur
oder schlicht Einfallslosigkeit liegt. Egal, ordentlich Stimmung haben die Metalfranken in jedem Fall
gemacht und veranlassten sicher nicht nur uns damit, den ersten Becher Ekelbräu, Moment, nein es heißt
'Wasseralfinger' runterzustürzen. Neben einigen Songs ihres aktuellsten Werkes 'mind explosion'
widmeten sie den letzten Song Mille, dem Chef der Security: Bemoaned Animosity. Nicht vergessen
konnten wir auch den nachdenklich stimmenden Aufruf des Sängers "Summerbreeeeeze, ich will ein Kind
von euch!" Nun gut, immerhin beantwortete der charismatische Frontman damit zugleich die Frage nach
Geschlecht und Anzahl des Summerbreeze.
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Zurück vor der Mainstage wurden wir von einer grollenden Walze überollt, was uns sehr überraschte, da
uns bis dato unbekannt war, dass über das Summerbreezegelände Züge fahren dürfen, geschweige denn
Gleise liegen. Born from Pain aus den
Niederlanden machten gewaltig Druck! Mit einem hammermäßigen Sound und einem Bass, der wie eine
geballte Faust direkt in den Magen krachte, und das Bier vom Vorabend zu einem Rendevouz mit dem
gerade frisch Erworbenen verabredete, fegte uns der holländische Fünfer vom Asphalt und hinein in eine
schönere Welt! An Songs boten sich Final Nail, Judgement, Black Gold und die
groovige Doomwalze Kill it tonight vom aktuellem Album. Äußerst brutal kam der
Aggro-Presslufthammer Reclaiming The Crown rüber und mit der Gröhlhymne Civilization
bewies Sänger Che Snelting, dass er ein Organ wie ein Dampfkessel besitzt und damit legitimer Frontman
dieses stampfenden Zuges ist.
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Für Abwechslung ist das Summerbreeze hinlänglich bekannt, aber aus der Comedysparte waren uns bisher
eher Namen wie J.B.O bekannt, welche ebenfalls anwesend waren. Eines besseren belehrten uns um 1455 Anorexia Nervosa, Glam-Pandas aus 'fucking
France'. Letzteres dürfen wir so schreiben, denn der Sänger nutzte diese Formulierung selber. Falls
ihr euch über die Wortschöpfung des 'Glam-Pandas' wundern sollte, seht euch einfach die Bilder an und
stellt euch vor, dass die Herren lebending noch lustiger aussahen. Corpsepaint in Verbindung mit
Frisuren, die mehr nach explodierten Haarspraydosen aus den 80ern aussahen, prägten die optische
Erscheinung der Franzmänner. Assoziationen über Hamster in einer Mikrowelle treiben dem Kobold ein
breites Grinsen ins Gesicht. Nach der, übrigens überraschenderweise deutschen, Begrüßung des
Sangesknaben entsprach die musikalische Darbietung dann tatsächlich in etwa diversen Ankündigungen,
nach denen es sich hierbei um Black Metal handeln solle. Allerdings die 'romantische' und 'untrue'
Variante mit atmosphärischem Keyboard, dass wie ein schwerer Schleier um die Musik waberte. Der Sound
war im übrigen sehr angenehm trocken und so kamen die Songs vom neuen Album Soulsider bis hin
zum abschließenden Song Sister September vom 2004er Album Redemtion Process ordentlich
rüber.
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Wo wir gerade beim Thema Abwechslung waren, heute machen wir wirklich im Eiltempo alle möglichen und
unmöglichen Sparten durch! Und mit The
Bones erreichen wir nun auch noch den Rock'n'Roll. Und zwar einen besonders dreckigen und
schmierigen! Wir waren ehrlich gesagt ziemlich gespannt, denn auf der einen Seite hatten viele
Besucher des Festivalforums bei der Ankündigung dieser Band begonnen lautstark zu wettern, und auf der
anderen Seite hatten uns die genretechnisch ähnlichen 'Hellacopters' auf dem With-Full-Force bereits
mit großer Freude erfüllt. Beiden Vorrausetzungen gerecht werdend war der Platz vor der Mainstage
ziemlich leer und ließ uns damit genug Platz, uns vom Rock durchfluten zu lassen, denn die Musik
gefiel in der Tat! Von punkigem Hardrock bis hin zu old school Rock'n'Roll, wie der einer Teenieband
auf dem Abschlussball eines amerikanischen Highschoolteeniefilms der 50er. Abgesehen vom bekennenden
Alkoholismus und der körperweiten Tätowierungen vielleicht. Entsprechend alkoholisiert müssen die
Herrschaften tatsächlich gewesen sein, immerhin begrüßten sie uns mit "it's good to be in bavaria!".
Waren es nicht nur die Amis, die immer Deutschland mit Bayern gleichsetzen? Naja egal, mit dem
statement "proud alcoholics here!" dürfte dann wohl jegliches Fehlverhalten entschuldigt sein. Und mit
Songs wie Screwed, blued and tattooed, Gazoline Business, Chrome, Smoke and
Thunderroads und Home sweet Hell können wir diesen Eindruck wohl nur dick und fett
unterstreichen!
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Das Intro zu dem Impious die Bühne betraten
hatte herzlich wenig mit dem Rest des Sets zu tun. Mit Pulp-Fiction Surf-Rock haben die fünf Schweden
nämlich normalerweise eher weniger am Hut. Dafür umso mehr mit brutalem, thrashigem Death-Metal, den
sie dann auch für die nächsten 40 Minuten zum Besten gaben. Zu sehen gibts bei Impious nicht viel, man
rennt ein wenig auf der Bühne rum, aber die energiegeladene Musik reicht völlig aus um das Publikum
anzuheizen. Zum Anheizen scheint zu diesem Zeitpunkt ja auch noch die Sonne, wenn das Bier nicht so
fies schmecken würde, wäre das der richtige Zeitpunkt um sich nochmal gemächlich die Kehle zu
benetzen.
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Also wirklich. Zu Pink Cream 69 hätte das
Surf-Rock Intro besser gepasst. Musikalisch war die seit Ende der 80er aktive Band mit ihrem Hardrock
/ Heavy Rock eher ein Ausserseiter. Daher verwundert es nicht dass das Publikum etwas dünn erscheint,
die Anwesenden waren jedoch durchaus zu begeistern. Bei super Wetter, in den letzten direkten Strahlen
der langsam verschwindenden Sonne gibts aber kaum eine Musik die den Abend entspannter einläuten
könnte als diese. Mit einem Bier in der Hand (haben wir erwähnt dass das Wasseralfinger echte
Plörre ist??) und einem Nicken im Hals geniesst sich das besonders gut. Zum Aschluss dann noch ein
besonderes Schmankerl: "So lonely" von The Police in einem Medley mit der Musik Bob Marleys.
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Mit den Amis von Macabre wurde
ein großer Wunsch der Death Metal Fans erfüllt, und ein sehr abgefahrener hinzu! Im typischen
Farmerblaumann besingt Sänger und Gitarrist Corporate Death die Taten von Serienkillern der ganzen
Welt. Ganz recht gehört, das ist der rote Faden, der sich durch wirklich alle Songs der Deather zieht.
In Deutschland sind ihre Auftritte eher spärlich gesäht, insofern ein ziemlicher Leckerbissen. Und das
auch für die Genrefremden! Nach dem Chicago Housekiller Dahmer, dem ein komplettes,
gleichnamiges Album gewidmet wurde, kam Fritz Haarman Der Metzger als Heimischer gut an,
insbesondere durch das gebrochene Deutsch des Frontmanns 'mit dem Hackebeilchen, mit dem
Hackebeilchen, macht er Leberwurst aus dir!'.
Nicht nur optisch, sondern auch akustisch sind Macabre durchaus gewöhnungsbedürftig. Der "Gesang" ist
genauso stimmungsvoll wie die Gesichtsausdrücke vermuten lassen. Zu sonst eher simplen Gitarrenriffs
ein etwas aufwendigeres Bassspiel. Als gängig kann man die Musik ganz bestimmt nicht bezeichnen. Bei
einem Festival sind Macabre daher durchaus sehenswert, auch wenn die Musik nicht so zusagt.
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Beim Genrerundschlag kamen wir dann gegen 1830 im Mittelalter an. Die Bänkelsänger von Schandmaul gaben sich, wie auch schon im Vorjahr,
die Ehre. Mit Metal, in welcher Form auch immer, haben die 4 Herren und 2 Damen im Übrigen wenig zu
tun! 'Rockig' wäre hier das höchste der Gefühle, aber am genauesten wäre wohl mehr die Bezeichnung
'Balladen'. Genau wie im Vorjahr standen nicht wenige begeisterte Fans vor der Mainstage und
beobachteten die Spielleute dabei, wie sie Geige-, Flöte-, Gitarren- und Bassspielenderweise über die
Bühne flanierten, für die Zuschauer sehr lustig und die Fotographen nervenaufreibend. Souverän und
charismatisch konnten sie die breite Menge erneut für sich begeistern, nicht zuletzt vermutlich wegen
ihrer geschickten Songauswahl. Direkt als zweiter Song 'Dein Antlitz', außerdem unter anderen auch
'Herren der Winde', 'Teufelsweib', 'der letzte Tanz' und, äußerst tanzbar, die 'Walpurgisnacht'.
Diesmal blieb sogar der Wald erhobener Mittelfinger von der Painstage her aus. Sehr gelungene
Abwechslung!
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Was für ein gutes Timing. Wie gehabt kann zu den Death Metallern God Dethroned aus den Niederlanden von uns mal
wieder niemand wirklich was schreiben. Dafür kann der Kobold aber ein Liedchen singen von der
hervorragenden Organisation im Hintergrund des Geschehens. Und wer den Kobold mal singen gehört hat
weiß, dass das wirklich kein Spaß ist! Letztendlich musste er nämlich inklusive Kamera innerhalb
kürzester Zeit (es darf ja nur während der ersten 3 Songs fotographiert werden, auch wenn es mehrere
Gruppen von Fotographen gibt) quasi vom Eingang des Geländes, genauer gesagt vom Pressezelt aus, durch
den bereits aktiven Moshpit und über 2 Absperrungen klettern, was ihn neben den Glauben an die
Pressestelle auch noch seinen Meniskus kostete. Und das alles nur um zu erfahren, dass die, ohnehin
komplett sinn- und zwecklose Regelung, inzwischen aufgehoben wurde und er auch direkt an die Bühne
hätte gehen können. Naja, was solls, mehrere Frustbier später tat das Knie schon gar nicht mehr so weh
und das Humpeln passte zum ohnehin versifften Erscheinungsbild. Wohlgemerkt, beim Frustbier handelte
sich um köstliches, irlandstämmiges Kilkenny und nicht die andere wässrige Brühe, die da so kursierte.
Ach ja, Thema God Dethroned. Das Review in der Mediathek zum aktuellen Album 'Lair of the white worm'
ist zu empfehlen, was mehr über die Band aussagen sollte, als der Kobold es hier in Worte fassen
könnte. Denn nebst einem professionellen Vortrag ihrer Musik boten die Holländer nicht mehr
Erwähnenswertes, noch nichtmal eine wirkliche Lightshow.
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Weiter ging es auf der Mainstage mit Therion. Diese sind mit ihrem Opern Metal schon ziemlich lange im Geschäft und
präsentieren regelmäßig ein (angeblich) revolutionäres Werk nach dem anderen. Rückblickend auf
Konzerte noch vor 1999 scheint aber eher wenig Fortschritt erkennbar zu sein. So war das damals
erschienene Werk 'Theli' wirklich ein Kracher, dementsprechend stachen auch jetzt erneut die Hits
dieses Albums Invocation of Namah und noch viel mehr der abschließende Kracher To Mega
Therion angenehm hervor. Auch die Bühnenpräsenz war damals irgendwie imposanter, es scheint
wirklich, als hätte Christofer Johnsson, der Mann hinter der Band, über die Jahre an Enthusiasmus
eingebußt. Dementsprechend waren wohl auch recht wenig Fans hinzuzugewinnen, die sich vor der
Painstage sammelnde Menge machte das Desinteresse spürbar. Aber um die Kritik abzuschwächen, sowohl
Therions aktuellen Werke als auch dieser Auftritt sind durchaus solide und überzeugen die
eingefleischten Fans. Aber die damals frische Innovation gehört eben nun der Vergangenheit an.
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Dass sich vor der Painstage bereits eine Menge ansammelte erwähnten wir bereits. Korrekter müsste es
aber eigentlich heißen: eine geifernde Meute! Ein weiterer Stammgast des Summerbreeze hat es
inzwischen in die Headlinerränge geschafft: Ektomorf. Wie wir schon vom With-Full-Force berichteten, repräsentieren die 4 Ungarn
wirklich eine gnadenlose Urgewalt, die mit konstanter Energie einen Erdrutsch nach dem anderen
lostritt! Kompromißlos und gewaltig beginnt auch das Set mit Show your fist. Weiter gehts mit
set me free, instinct, fuck you all und gypsy, keine Sekunde Ruhe für den
gefolterten Nacken und die strapazierten Sprunggelenke. Auch an blauen Flecken dürfte es nach diesem
Auftritt den meisten Anwesenden nicht mangeln. Spätestens nach dem Ektomorf dann noch mit ihren Fans
den Holy Noise zelebriert hatten, sollte wohl jedem klar geworden sein, dass diese Band längst
in der Oberliga mitspielt und sich, zumindest für die nahe Zukunft, ihre Headlinerposition verdient
haben sollte!
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Wer diese Band schon öfter live gesehen hat, weiß wie ein Auftritt abläuft. "5" Männer, Wikinger wohl
gemerkt, betreten die Bühne. Einer bezieht Stellung hinterm Schlagzeug, die anderen 4 schultern ihre
Waffen und marschieren nach vorn und stellen sich in breiter Reihe auf. Schwarze Turnschuhe, schwarze
Jeans, schwarzes T-Shirt. Und dann geht es los, blonde Mähnen werden im Kreis herumgeschleudert und es
wird gemordet, geraubt, gebrandschatzt und alte Frauen werden von ihren Nachttöpfen geschubst.
Natürlich handelt es sich hierbei um die Schweden von Amon Amarth! Und, alter Schwede, du glaubst es kaum, genauso lief es diesmal auch
ab! Nur wurde das übliche Set inclusive death in fire, versus the world und
selbstverständlich dem victorious march diesmal um einige songs des aktuellen Albums fate of
norns ergänzt.Während das Set, im Sinne der Auswahl der Songs, absolut überzeugen konnte, war die
Live-Preformance umso schlechter. Verpasste Einsätze, mieser Sound , schräger Gesang,
Temposchwankungen... was kann man sonst noch alles falschmachen? Die Jungs haben es falsch gemacht.
Autsch. Zum Ende des Sets wurde es merklich besser, zum Abschluss war death in fire genau so
wie man es erwartet hatte. Woran es lag? Alkohol? Anzunehmen, oder? Hey, Wikinger!!!
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Rausschmeißer des Donnerstags war die legendäre Klassik Metal Combo Haggard. Im Vorfeld kam immer wieder die lustige Diskussion auf, wie es wohl
gelingen könne, alle 16 Mann auf die kleine Painstage zu bugsieren. Aber das war letztendlich
überhaupt kein Problem, ganz im Gegenteil! Es blieb sogar noch genug Platz für Sänger, Gitarrist und
unangefochtenen Bandchef Asis Nasseri stolz auf und abzumarschieren, um der Menge immer wieder seinen
großen Stolz zu beteuern, hier spielen zu dürfen. Songmaterial von inzwischen 3 Alben gaben Haggard
zum Besten, bis sogar kurz vor Ende des letzten Songs um Punkt 12 die Stromschalter umgelegt wurden
und die schwingenden Membranen der Boxenwände langsam zum Stillstand kamen.
Sicherlich ein sehr erfolgreicher erster Festivaltag inclusive Sonnenschein, nicht zu vielen, aber
dafür um so angenehmeren Menschen und einer erstklassigen Bandauswahl!
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Bericht:
Alexter, kAoSKoBoLd
Photos: Alexter, kAoSKoBoLd, some Therion-Photos by 'Tyr'
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