|
CD Reviews :: Festivalberichte :: Festival Guide
Bericht RockMania Open Air 2008 einleitung | samstag | fazit
|
Fast pünktlich zu Einlaßbeginn treffen wir ein und da wir erst auf den Rest unserer Truppe warten wollen, bevor wir die Zelte aufbauen, begebe ich mich schon mal Richtung Halle, um mir die erste Band anzusehen. Nach kurzem Anstehen kann ich dann auch schon die Halle betreten und erschrecke mich erstmal. Denn die erste Band, Voice Of Revenge, ist bereits am spielen und darf sich über einen sagenhaften Zuschauer freuen. Es kommen zwar im Laufe des Auftritts noch mehr dazu, aber mehr als 15 sind es wohl nicht, die sich die jungen Lokalmatadoren ansehen. Die machen gute Miene zum bösen Spiel und nehmen die Sache mit Humor. Immerhin stehen gegen Ende des Auftritts mehr Leute vor als auf der Bühne.
|
Ein ähnliches Schicksal ereilt die extrem jungen Musiker von Hackneyed, die trotz ihrer jungen Jahre (Durchschnittsalter 16) mit ihrem Death Metal ganz ordentlich rocken und doch noch den ein oder anderen vor die Bühne ziehen können. Auch sie ignorieren die Publikumsabstinenz gekonnt und ziehen ihre Show durch wie alte Hasen. Respekt vor dieser jungen Truppe, der selbst Devon Graves seine Anerkennung bezeugt! Wirklich unglaublich, wie man in dem Alter schon so professionell wirken und klingen kann.
| |
Die Bayern Silence verpasse ich dann leider, obwohl mir diese musikalisch sicher zugesagt hätten, da gerade der Rest unserer Truppe ankommt und wir uns einen Zeltplatz organisieren, Zelte aufbauen, Luftmatratzen aufblasen usw. müssen.
|
|
Irgendwie zieht sich das Ganze ziemlich in die Länge und so verpasse ich auch noch Burden Of Grief fast komplett. Obwohl ich auch die gerne gesehen hätte. Das nennt man dann wohl schlechtes Timing. Als ich komme, wird gerade The Nightmare Within angesagt. Auch diese Band spielt vor sehr wenigen Zuschauern, was ich so nicht erwartet hätte. Noch schiebe ich das jedoch darauf, daß wohl viele (so wie ich bis jetzt) noch mit Ankommen und Zeltaufbau beschäftigt sind. Verdient hat die Band das auf jeden Fall nicht, denn mit ihrem Melodic Death sind sie eine willkommene Abwechslung nach den ganzen Thrashbands des heutigen Tages. Mit Running Scared und Passion Of The Night endet der Auftritt der Hessen und ich finde es schon schade, daß ich nicht mehr vom Auftritt gesehen habe.
|
Als nächstes betreten Paradox, ebenfalls Lokalmatadoren aus Würzburg, die Bretter. Auch hier das gleiche Bild: Gähnende Leere vor der Bühne. Die Thrasher zeigen eine engagierte Show und insbesondere der Drummer beeindruckt mit seinen Fähigkeiten. Nach mehr als 20 Jahren Bandgeschichte stehen hier aber auch wirklich keine Anfänger vor einem und das hört und sieht man. Dennoch kann ich der Musik nicht wirklich etwas abgewinnen. Am Anfang gefällt die Band ja noch wirklich gut, doch gegen Ende wird es dann schon langweilig. Denn im Grunde ist das hier Gebotene nichts besonderes, zudem hört sich einfach alles gleich an. Mit dieser an Partymusik erinnernden Mischung können sie jedoch bei den Anwesenden Fans ordentlich punkten und bekommen auch den entsprechenden Applaus. Auch das ehemalige Bandmitglied Markus, mit dem man laut Aussage von Sänger Charly Steinhauer seit über 20 Jahren nicht mehr zusammengespielt hat und der für einen Song mit auf die Bühne kommt, wird überschwänglich begrüßt.
| |
|
Eigentlich sollten jetzt die Ungarn Negura Bunget spielen. Die stehen aber noch irgendwo im Stau. So macht der Veranstalter aus der Not eine Tugend und es werden erstmal ein paar T-Shirts verkloppt. Es gibt einige heitere, nicht wirklich schwere Rate- und Gewinnspiele und einen Moderator, der sich wirklich Mühe gibt, die Wartezeit auf die nächste Band nicht zu lange werden zu lassen. Zudem schickt man den anwesenden Devon Graves, seines Zeichens Frontmann von Deadsoul Tribe, als Surprising Act mit einer Akustikgitarre auf die Bühne, mit der Mission, die Wartenden zu unterhalten. Devon tut dies dann mit einer Reihe von Stücken seiner beiden Bands Deadsoul Tribe und Psychotic Waltz. Daneben klärt er uns darüber auf, daß es Manowar nicht wie auf den Plakaten zum Magic Circle Festival angekündigt, seit 20 Jahren, sondern bereits seit 30 Jahren gibt. Schließlich sei er ja auch mal jung gewesen und da gab es die schon. Außerdem bedankt er sich für die Offenheit der Fans seiner Musik gegenüber. Offenbar hat der Mann erwartet, ausgebuht zu werden. Doch das Gegenteil ist der Fall und er kommt sehr gut an. Das war mal ein Ausfall elegant gelöst.
|
Durch den Auftritt von Devon Graves konnte sich das Publikum schon mal an akustische Klänge gewöhnen. Denn jetzt kommen Dornenreich und die treten ja bekanntermaßen nur noch akustisch auf. Endlich steht auch mal eine größere Anzahl Leute vor der Bühne, aber das war zu erwarten, sah man doch den ganzen Tag schon eine überproportional große Anzahl von Dornenreich-Shirt-Trägern auf dem Gelände. Jochen Stock und Thomas Riesner starten zunächst mit einigen Liedern vom gerade erst erschienenen Album In Luft geritzt. Darunter zum Beispiel das Stück Jagd, das schon auf der Tour im Frühjahr im Vorprogramm von Faun vorgestellt wurde. Die Band kann sich über viel Applaus freuen und spätesten bei den Stücken von der Hexenwind sind alle vollauf begeistert. Zum Abschluß des Auftritts gibt es mit Freitanz dann wieder ein aktuelles Stück, bevor Dornenreich die Bühne verlassen. Doch man will sie nicht gehen lassen und somit sind die Österreicher die erste Band an diesem Tag von der eine Zugabe gefordert wird. Die Ankündigung von Reime faucht der Märchensarg verursacht vielfachen Jubel und so kann der Auftritt der Band als voller Erfolg verbucht werden. Auch mir haben die beiden noch einmal besser gefallen als auf der Tour im März.
| |
|
Die Südtiroler Graveworm schaffen es endlich wirklich viele Leute vor die Bühne zu ziehen. Im Nachhinein betrachtet hatten sie sogar das zahlreichste Publikum des gesamten Tages. Endlich kommt wirklich Festivalstimmung auf. Mit Songs wie Legions Unleashed und Bloodwork heizt man den Fans ordentlich ein, bevor bei dem langen Dreaming Into Reality wieder etwas Ruhe einkehrt. Dafür ist das Publikum dann bei Hateful Design bis zum Mischpult in Bewegung, es wird gebangt, was die Matte hergibt. Zu The Day I Die fordert Sänger Stefan Fiori einen Circle Pit sowie eine Wall Of Death, die tatsächlich zustande kommt, was man bei dem eher lahmen Publikum heute eigentlich nicht erwartet hat. Doch es stellt sich die Frage: Muß jetzt einfach jede Band diesen Hardcore-Kram nachmachen? Mir geht es mittlerweile nur noch auf den Geist. Ich will bangen und nicht von halbnackten verschwitzten und übergewichtigen Trunkenbolden ins Jenseits befördert werden. Wie auch immer, Graveworm entpuppen sich als die Stimmungskanonen des Tages, man kommuniziert viel mit den Fans und begeistert mit perfektem Synchronbanging. Völlig zurecht wird nach Never Enough und Touch Of Hate nach einer Zugabe geschrieen, gespielt wird aber leider keine. Damit sind die Südtiroler verdientermaßen die erfolgreichste Band des Abends und haben richtig Spaß gemacht.
|
Als Headliner des heutigen Tages fungieren Atrocity, die mit einer Special 80s Show anrücken und nur Songs ihrer beiden Coveralben Werk 80 und Werk 80 II spielen werden. Da ich der aktuellen Scheibe nur wenig abgewinnen konnte, sehe ich diesem Auftritt mit keinerlei Erwartungen entgegen. Und in der Tat haben sich vor der Bühne wesentlich weniger Fans versammelt als bei Graveworm. Mit The Great Commandment von Camouflage startet man den Auftritt und Alex Krull stellt eindrucksvoll unter Beweis, daß er einfach nicht singen kann. Instrumental top, stimmlich Flop. Smalltown Boy ist da schon wesentlich besser, und Don’t You (Forget About Me), im Duett mit Ehefrau Liv Christine gesungen, ist richtig gut. Auch People Are People klingt live viel besser als auf Platte, auch wenn man zu Beginn einen kleinen Aussetzer hat, so daß man „den Scheiß nochmal spielen“ muß. Als besondere Augenweide tanzen hinter der Band zu den Klängen von Tainted Love und anderen Stücken in symbolischen Stahlkäfigen zwei hübsch anzusehende, leicht bekleidete Damen, denen es jedoch laut Sänger Alex Krull von der örtlichen CSU unter Auftrittsverbot untersagt wurde, sich völlig zu entkleiden. Man merkt schon, daß man hier in Bayern ist.
Nervig ist nur die ständige, völlig übertrieben wirkende Selbstanfeuerung des Herrn Krull; darauf könnte er gerne verzichten. Bei Fade To Grey fällt einmal mehr auf, dass der Auftritt eigentlich nur so gut ist, weil die Stücke im Original schon so genial sind. Aber was soll’s, bisher gefällt es besser als erwartet und vor der Bühne ist ordentlich Stimmung. Insgesamt erlebt man beim Auftritt der Band jedoch Höhen und Tiefen: Relax ist wieder mal richtig gut, während sich Liv Christine bei Send Me An Angel in irgendwelche unerreichbaren Höhen piepst und Here Comes The Rain Again wieder gut ist, auch wenn ich die Streicher des Originals doch sehr vermisse. Mit dem gegensätzlichen Doppelpack Hey Little Girl und Wild Boys verabschiedet man sich in die Nacht. Doch die Fans schreien so lange, bis man noch einmal mit The Sun Always Shines On TV die Bühne betritt und Liv Christine mal wieder in heiliger Quietschmission unterwegs ist. Das wieder ziemlich gute Shout (bei dem sich Liv am Bühnenrand abrackern darf, während ihr Alex sich im Stahlkäfig mit den Tänzerinnen vergnügt – kultig!) bildet dann den endgültigen Abschluß des Auftritts. Insgesamt hat sich einmal mehr gezeigt, daß es nur besser werden kann, wenn man nichts erwartet und so haben mich Atrocity trotz einiger Patzer durchaus positiv überrascht, insbesondere die Instrumentalfraktion war sehr fit. Auf Platte eher gewöhnungsbedürftig, live gerne wieder!
| |
|
Die Ungarn Negura Bunget sind zwischenzeitlich auch eingetroffen und damit sie nicht umsonst gefahren sind, dürfen sie jetzt noch nach Atrocity auf die Bühne. Bis sie jedoch endlich anfangen können ist es schon nach 2:00 und die Halle ist ziemlich geleert. Hier stehen wohl nur noch wahre Fans, die den Fünfer dann auch begeistert begrüßen. Mit ihren atmosphärischen Klängen und interessanten Instrumenten (etwa das lange Rohr, das an eine Mischung aus Alphorn und Didgeridoo erinnert oder diverse, von der Band als archaisch bezeichnete Schlaginstrumente) wissen die Ungarn zu gefallen. Leider schaffe ich es nicht, mir den gesamten Auftritt anzusehen und falle gegen 3:00 müde in mein Zelt.
|
Schlafen darf ich aber trotzdem nicht, da unsere direkten Nachbarn sehr partywütig, trinkfest und sangesfreudig sind, so daß bis in die frühen Morgenstunden quasi direkt neben meinem Kopf gefeiert wird. Aber zur Not tun’s auch 1,5 Stunden Schlaf, wir sind ja nicht zum Spaß hie
|
einleitung | samstag | fazit
|