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Bericht Ragnarök Metal-Festival 2006 einleitung | freitag | fazit
Auch den Samstag haben wir mit einer gewissen Verzögerung begonnen, bedingt durch langes
Ausschlafen, ausgiebiges Frühstück und Mittagessen, sowie die übliche Wanderung zur Konzerthalle.
Dadurch haben wir Orlog, Thrudvangar und Creature verpasst, wobei uns von vielen Freunden und
Bekannten mitgeteilt wurde, dass wir weniger etwas 'verpasst' hätten, als viel mehr die Zeit
sinnvoller genutzt hätten. Wen wir noch gesehen haben, waren Fallen Yggdrasil. Ich hatte den
Namen schon öfter im Zusammenhang mit ähnlichen Veranstaltungen gelesen und war eigentlich voller
positiver Erwartung, die allerdings stark enttäuscht wurde. Anstelle von Pagan Metal relativ
simpler, man könnte auch sagen einfallsloser, Death Metal, mit einem Frontmann, der nicht so
wirklich auf das Festival passte. Nun gut, also auch hier haben wir nicht wirklich viel verpasst.
Dementsprechend gehen wir den Rest des Tages frisch an. Ganz so einfach sollte alles im
Übrigen aber nicht verlaufen, denn wie so oft war das organisatorische Chaos ausgebrochen und
die Running Order war komplett verschoben. Dazu berichte ich aber nochmal ausführlicher im Fazit.
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Zunächst also erstmal wieder ein Hoch auf 'Thüringen', die nächsten Germanen erklommen die Bühne
des Ragnaröks und eröffneten ihren Auftritt mit dumpfem Hörnerklang: XIV Dark Centuries. In Fellen und Gewandung
bestritten die 6 Mannen ihren
Auftritt und warben neue Streiter für ihre Reihen an. Erfolgreich, wie es schien, die Menge
war begeistert. Und zwar wahrscheinlich nicht nur wegen des lauten Wotanrufes! Neben den genialen
Songs Teutonentanz, den Falschen Propheten,
Unseren Ahnen zum Gruße und Walhallas Toren vom Album ... den Ahnen zum
Gruße, dass die Band 2003 ganz ohne Label selbst veröffentlicht hatte, präsentierten sie
auch einige Songs von ihrem neuen Album Jul, das im letzten Sommer erschienen war:
Julenzeit, Bragarful und zu guter Letzt gaben sie den Streitern noch den
Kampfruf auf zur Schlacht mit auf den Weg beziehungsweise mit für den Rest des Tages.
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Kommen wir nun zu einem der eher frischen Importe in Sachen Pagan Metal: Nomans Land aus Russland, genauer gesagt St.Petersburg.
Letztes Jahr war ihr zweites Album unter dem Titel Hammerfrost erschienen, was ihnen
ziemlich schnell einen starken Bekanntheitsschub verschaffte! So führten sie sogar das ein
oder andere Konzert aus dem heidnischen Bereich an und wurden prompt und passenderweise auch auf
das diesjährige Ragnarök eingeladen. Musikalisch lagen ihre Wurzeln eher im Doom Bereich, aber
die Entwicklung führte sie schnell hin zum nordisch orientierten Pagan Metal, so wurde 2000
das erste und einzige andere Album neben Hammerfrost veröffentlicht: The Last Son Of
The Fjord. Soweit ich es richtig in Erinnerung haben sie vornehmlich ziemlich viele Songs
von der Hammerfrost gespielt, allerdings konnte ich von den Ankündigungen ehrlich gesagt fast
kein Wort verstehen. Insgesamt fand ich es etwas schade, wie wenig Zuschauer sich Nomans Land
angesehen haben. Daran hat man aber deutlich gesehen, dass irgendwie doch viele Bands ihre Fans
direkt aus der Umgebung beziehen und gleich mitgebracht haben. Schon erstaunlich, wenn bei
Black Messiah die Leute stundenlang für Autogramme Schlange stehen, während sich
Nomans Land auf der anderen Seite des Raumes an ihrem Tisch zu Tode langweilen.
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Etwas anders jedoch bei der nächsten Band aus einem weiteren eher ungewöhnlichen Land:
Skyforger aus Lettland! War irgendwie
schon gewissermaßen goldig, wenn da solche bärtigen, nordischen Hühnen auf der Bühne stehen und
sich bei den lauten 'Latvia'-Rufen so schüchtern und ehrlich freuen, wie kleine Kinder. Das hat
aber gleich den Eindruck verstärkt, den viele der anwesenden Bands bei uns hinterlassen haben:
Authentzität und Ehrlichkeit. Nun gut, der Sound war klasse, wenn man bedenkt, dass einer der
Letten ständig die Instrumente gewechselt hat, von Flöten, Dudelsack bis zu einer Leier. Neben
einigen alten Songs und den vielleicht inzwischen schon etwas bekannteren vom (in der englischen
Version) Thunderforge betitelten Album wie Oh Fog, oh Dew, The Shortest Night
Of The Year und When Usins Rides stellten sie auch schon einige neue Songs vor, die
erst noch erscheinen werden auf dem nächsten Album. Dabei To Northern Shores, der von der
Zeit handelt, in dem ihr Volk über das Meer fuhr, um gegen die Wikinger zu kämpfen. Außerdem ein
Song über das Nordlicht, dass in ihrer Mythologie erscheint, wenn ein gefallener Krieger im Himmel
weiterkämpft. Diese Geschichten erzählte Sänger Peter immer wieder knapp zwischen den Songs.
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So, kommen wir nun zu den Herren des Deutschen Pagan Metals, deren Herkunft nun wirklich niemanden
mehr verwundern dürfte: Menhir aus Thüringen.
In der Umbaupause konnte man mit steigender Spannung, wie auf jedem Menhirkonzert, die Mannen
dabei beobachten, wie sie die Bühne mit Requisiten aus dem Fundus ihrer Reenactmentgruppe
Ulfhednar dekorierten, inclusive der aus einem Baumstamm geschnitzten und wachsenden
Kriegerstatue in der Mitte der Bühne, die dort trotzig aus dem Bühnennebel herausragt. Wir konnten
leider seit letztem Jahr noch nicht herausfinden, um wen es sich handelt. Einen namenlosen
Krieger? Wotan selber? Aber eines konnten wir herausfinden! Das heroische sowie fantastische
Fanfarenintro entstammt tatsächlich dem Soundtrack von 'Conan - der Barbar'! Bei der Songauswahl
gibt es keine Kompromisse, man weiß, welche Songs dem Publikum taugen! Also präsentieren die
Thüringer ihre Stärken mit ihrem Titelsong Menhir, den Kelten, ihrer Vertonung des
Hildebrandliedes und dem halben Album Ziuwari mit Wotans Runenlied, der
letzten Schlacht, zu meiner ganz besonderen Freude dem verborgenen Reich und zu guter
Letzt Ziuwari! Was gibt es groß zu sagen? Menhir sind immer wieder ein Genuß! Sänger und
Gitarrist Heiko sang super, wie auf dem Album. Einzig sein Bart wird immer stattlicher. Tja, und
wieder können wir nur seufzend hoffen, dass es 2006 endlich soweit ist, mit dem neuen Album. Also
dann, Ziu Sieg!
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Uff, zu Turisas aus Finnland könnte ich nun
wirklich ewig viel schreiben! Okay, vorne angefangen erstmal ein Riesenstreß, als ich am
Fotograben ankam, da durften wir nicht rein. Zickenfaktor? Nein, halt, die Feuerwehr machte Stunk,
da zu Beginn und Ende des Konzerts 2 kleine Pyroeffekte gezündet wurden. Was ein Quatsch, als ob
es dazwischen nicht genug ungefährliche Momente gegeben hätte, nur so etwa eine Stunde lang. Nun,
demnach sind alle präsentierten Fotos nur von der Tribüne und aus dem Publikum entstanden, ich
bitte, dies zu entschuldigen. Entgehen konnte mir dennoch nicht, wieviel Stimmung die Finnen von
Anfang an im Publikum anfachten! Begonnen mit dem Albumintro Victoriae & Triumphi Dominus
und dem darauf folgenden As Torches Rise begann der Auftritt zunächst furios. Das folgende
The Land Of Hope And Glory kam live fast so seltsam rüber wie auf dem Album, beim
Messenger und insbesondere beim Sauf- und Tanzsong Sahti-Waari ging die Menge
allerdings wieder ab wie die Hölle! Nach dem folgenden Among Ancestors dann tatsächlich
ein Song, der nicht vom einzigen Album Battle Metal stammt, sondern vom Demo, und zwar
der Coversong These were the days! Das werden allerdings selbst viele Fans nicht kennen,
den der dürfte wirklich nur den ältesten Fans bekannt sein, da das Demo the Heart of Turisas
auf 500 Medien beschränkt war und der Song danach nicht mehr aufgenommen wurde! Für uns echt
überraschend und ein Mordspaß! Ebenso ein Riesenspaß das Verhalten von Frontmann und
blutverschmiertem Sangesknaben Nygård gegenüber dem bandeigenen Akkordeon-spielenden Geschöpf,
das in der Tat Ähnlichkeit mit einem gewissen Gollum hatte, angefangen bei "Go get a shower!
" und aufgehört bei "Get the fuck from the stage! Only trouble with these Accordeon-
players.". Dieses Etwas war dann dennoch in der Lage in einer kleinen Spielpause auf der
Bühne rumzuhampeln und Reign in Blood von Slayer darzubieten. Ja genau, auf dem verdammten
Akkordeon! Und weiter sollte es gehen mit den musikalischen Vergewaltigungen: Der Geiger begann
zu erzählen, in London hätte man ihm beigebracht, Soli seien musikalische Masturbation. Er stehe
aber mehr auf 'group sessions'. Glücklicherweise klärte
er das schnell auf, nach dem wir schon angsterfüllt und zweifelnd einige Schritte rückwärts
gemacht hatten. "Wollt ihr Geigesolo höre?". Er wolle uns etwas vorspielen, und wir
sollten es dann nachsingen. Scheinbar hat aber im
Publikum kaum jemand wahrgenommen, dass es sich dabei um den Trooper von Iron Maiden
handelte. Und furchtbar unmusikalisch waren sie eh, unsere Mitstreiter. Muss am Alkohol gelegen
haben. Dann hat aber der
Rest doch auch wieder miteingestimmt und angesetzt zu einem ewig langen Medley aus den
verrücktesten Songs: angefangen bei der Ode an die Freude über die Titelmelodien
von Dallas und Bonanza und irgendwas von Mozart bis hin zum Lambada. Au weia...
Was kann da schon noch kommen bzw. was könnte noch fehlen? Ganz klar, die Hymne schlechthin:
Battle Metal! Und das sollte auch den zunächst letzten Song darstellen. Auf die lauten
Zugaberufe hin betraten die Krieger wieder die Bühne und Nygård widmete die Zugabe dem fehlenden
Gitarristen George, der wegen eines Autounfalls, bei dem er fast ums Leben kam, noch in der Rehab
ist. Ob er überhaupt nochmal spielen wird, ist noch unklar. Für ihn gab es dann noch ein
monumentales One More. Doch damit nicht genug, sie mussten noch einen draufsetzen, ein
Cover des Discosongs Rivers of Babylon.
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Zurück in Deutschland entstammt die nächste Band ausnahmsweise mal nicht Thüringen, nein, sogar
noch weiter aus dem Osten, aus Frankfurt an der Oder. Riger bereiten den Abschluß des Abends vor. Das Publikum hat sich nach Turisas
bereits deutlich gelichtet, was die überbliebenen Fans nicht daran hindert, Riger ordentlich zu
feiern! Die belohnen es auch mit einer ordentlichen Spielzeit und einem souveränen Auftritt.
Sänger Ingo wirkt wahnsinnig sympathisch und hat das Publikum in der Hand. Gut, dass die meisten
Anwesenden die Songs alle mitsingen können. Angefangen beim Graun der Nächte, der Zunft
der Lügner und dem Schöpfer der Hetze kamen wir dann über das Brandschiff zum
dekadenten Menschen, dem Homo Decadencia. Nach dem Eisenhagel, Des Blutes Stimme
und dem Siechtum im Glanze kamen wir dann zur vom Publikum erwählten und umjubelten
Rigerhymne Auf die Ahnen, worauf zum Abschluß nur noch der Angriff folgte. Der
Auftritt war ein echter Höhepunkt für alle, die es zu schätzen wußten, denn Riger sind, gerade im
Westen nicht wirklich oft live zu erleben. Oder überhaupt? Wer sie auf dem Ragnarök verpasst hat,
im Mai auf zum Ultima Ratio in Krefeld! Da werden viele der auch hier anwesenden Pagan Bands sich
ein erneutes Stelldichein geben. Und da dürfen Riger mit ihrem 'German Heathen Metal'
selbstverständlich nicht fehlen!
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Zum krönenden Abschluß (was wir zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht wußten) sollten sich
dann die Tore Helheims öffnen! Nicht zu verwechseln mit der christlichen Hölle! Helheim ist das
Reich der germanischen Totengöttin Hel. Und
Helheim ist außerdem eine Black Metal Band aus Norwegen! Die 3 Herren in der ersten Reihe
H'grimnir an Gitarre und Gesang, V'gandr rechts an Bass und Gesang und Thorbjoern links an der
Gitarre, alle in schweren Kettenhemden, schmettern uns vor einem Hintergrund von finsteren
Soundsamples vom Band nochmal die ganz schwere Keule quer gegen den Schädel. Mit einer Songauswahl
von über einer Dekade Schaffenskraft, so präsentieren sie das brandneue Album The Journeys And
The Experiences Of Death mit Bewitchment, Oaken Dragons und wohl in der Zugabe
Veneration for the Dead, da sind wir uns aber nicht ganz sicher. Außerdem unter anderem
Yersinia Pestis vom gleichnamigen Album und von 1995 Jormundgand vom ebenfalls
gleichnamigen Album.
Dann kam die böse Nachricht, die Polizei hatte eine Sperrstunde ausgerufen und Black Messiah
konnten ihren Auftritt nicht mehr wahrnehmen. Dafür spielten die insgeheimen Headliner Helheim
dann doch noch eine ordentliche Zugabe, mit der das Ragnarök 2006 für beendet erklärt wurde.
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Bericht:
kAoSKoBoLd
Photos:
kAoSKoBoLd
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