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Bericht Ragnarök Metal-Festival 2006 einleitung | samstag | fazit
Nach nahezu 7 Stunden Anfahrt anstelle der vom Routenplaner ausgezeichneten 4 Stunden hatten
wir Lichtenfels erst relativ spät erreicht, am frühen Nachmittag. Der kleine Zeitverlust,
den wir unter der Wahl der falschen Autobahn verbuchen mussten, war im Gegensatz zu den schier
endlos scheinenden Stunden im Stau wirklich gering! Wohlgemerkt, dass wir in die Rushhour kamen,
okay, damit war zu rechnen. Aber mehrere Kilometer Gafferstau hätte es wirklich nicht gebraucht!
Aber so sind sie nunmal, die Deutschen. Angekommen in unserer Unterkunft rüsteten wir uns nach
einer kurzen Begrüßungsrunde (unsere Gruppe war ein wild gemischter Haufen aus Saarländern,
Schweizern, Bayern und Franken) mit Eintrittskarten und Trinkhörnern aus und machten uns zu
Fuß auf den Weg zur Halle, läppische 5 Kilometer. Auf Grund der bereits erwähnten und
hoffentlich entschuldigten Verspätung erreichten wir die Stadthalle erst verhältnismäßig spät.
Die Tatsache, dass Sycronomica abgesagt hatten, kam uns sehr gelegen, denn dadurch verpassten
wir nur die lokalen Eröffner 'Varg' und außerdem 'Gernotshagen'.
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Auch von den Thüringern von Odroerir
konnten wir leider nicht mehr den gesamten Auftritt
erleben, aber zumindest fast! Die Gruppe ist entstanden als Projekt von Fix, ebenfalls
Gitarrist bei 'Menhir', der seine eigenen Ideen und musikalischen Vorstellungen in einer etwas
ruhigeren Form des 'Pagan Metal' umsetzen wollte. Und nicht genug der üblichen Vielmusikerei ist
auch noch Bassist Manuel der ebenfalls vertretenen 'XIV Dark Centuries' inzwischen als festes
Mitglied in den Reihen von Odroerir aufgenommen worden. Bandtechnisch gesehen stand für Odroerir
sogar eine Premiere auf dem Ragnarök an, denn das erste Mal übernahm den weiblichen Gesang
anstelle der langjährigen Sängerin Yvonne erfolgreich ihre Nachfolgerin Natalie Nebel.
Dass die Herren und Dame Musiker ihre Texte wirklich sehr ernst meinen zeigten sie nicht nur über
ihre germanischen Gewandungen, sondern sprachen es auch bewußt an. Die Fans sollen nicht nur
einmal im Jahr laut 'Odin' schreien, sondern sich bitte ernsthaft mit der vorchristlichen
Geschichte ihrer Ahnen auseinander setzen. Ein Thorshammer um den Hals macht noch keinen Heiden
aus dem
Träger! Genug zu den Hintergründen, jetzt noch was zur Musik: Gespielt wurde neben alten
Songs wie Iring vor allem ganz neues Material vom aktuellen Album Götterlieder wie
das Intro Ginungagap, Zwergenschmiede und Weltenanfang. Was natürlich nicht
fehlen durfte und den krönenden Abschluß des Konzertes bildete: Zur Taverne! Abschließend
noch einen Schluck vom Odroerir, dem Skaldenmet, aus dem großen 1,5 Liter Horn für Gitarrist
Stickel und Odroerir gaben die Bühne frei für die nächsten Künstler.
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Relativ schnell kommen wir zum Auftritt einer fast schon umstrittenen Band, der einzigen
vertretenen Pagan Band aus Bayern:
Equilibrium. Wenn man auf Festivals und Konzerten mit Leuten redet, scheint es, als
gäbe es 3 Arten von Leuten: die, die Equilibrium (noch) nicht kennen, die, die sie lieben und die,
die sie total hassen. So scheint es auch im Gästebuch der Band. Liegt es am steilen Aufstieg der
Band? Oder vielleicht doch am Verhalten von Sänger Helge? Am Ragnarök wurde später des öfteren
bemängelt dass er total betrunken in der Gegend rumgefallen ist, und dass riskanterweise mit einer
Glasflasche in der Hand. Das hat jedoch nichts mit ihrem Auftritt zu tun, der war klasse! Wie
gewohnt eigentlich. Und wie gewohnt ist das Publikum total ausgerastet. Wie gewohnt hat Helge
sich später seines T-Shirts entledigt und ausführlich feiern lassen, besonders natürlich zur
Prophezeiung, unter der Eiche und ganz besonders zu Met! Im Gegensatz zu
sonst wirkten die Musiker allerdings teilweise etwas lustlos. Aber mal schauen, warten wir das
nächste Album ab, dann wird sich zeigen, ob die Fans den Bayern den verdienten Erfolg gönnen oder
ob eher noch mehr Mißgunst aufkommt.
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Mehr Stimmung sollte wenige Augenblicke nach der Umbaupause aufkommen, nach dem einige
'Waldleute' aus Finnland die Bühne erklommen hatten. Der Mikroständer mit Geweih ist uns bereits
seit dem SummerBreeze 2005 bekannt und auch das große Banner mit Bandschriftzug haben wir seit
dem lieb gewonnen, da es für verdammt viel Spaß steht. Ach ja, wer es bis hier noch nicht weiß,
'Waldleute' heißt grob übersetzt ins Finnische: Korpiklaani! Und dann ging es auch schon los. Man
sollte der üblichen musikalischen Einordnung zu 'Folk Metal' bitte unbedingt noch ein 'Speed'
hinzufügen, denn das Tempo, das diese Kombo an den Tag legt, ist wirklich irrsinnig.
Dementsprechend verwandelte sich die Zuschauermenge sehr schnell in eine wogende und tanzende
Masse! Unter den gespielten Songs natürlich, wie zu erwarten, der Hunting Song, Spirit
of the Forest, die Saufhymne Beer, Beer und wohl der bekannteste Song von ihnen
Wooden Pints.
Für uns etwas verwunderlich war, dass die Herren keine Werbung für ihr neues Album
Tales Along This Road gemacht haben, dass am 21. April erscheinen wird. Die Zeit haben sie
lieber sinnvoll genutzt, um einen Song mehr zu spielen. Umso sympathischer! Dann übernehmen wir
eben das werben für sie und sagen: Kaufen Junge, echt jetzt!
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Weiter ging es wesentlich besinnlicher, wenn auch nicht unbedingt ruhiger. Sehr düster, mit
einem geradezu hypnotischen Schlagzeug, walzenden Gitarrenmelodien und einem Gesang, dessen
stimmliches Spektrum zeigte, dass die Musik aus dem tiefsten Inneren der Musiker stammt.
Wieder mal bewiesen die Iren von
Primordial, dass sie dem Publikum eher schwere Kost bieten.
Während die einen mit heruntergeklapptem Kiefer auf die Bühne starrten und sich, wie ihn Trance,
die nächsten anderthalb Stunden kaum bewegen konnten, nutzten auch sehr viele Besucher die Gunst
der Stunde für einen kleinen Bummel über die Händlermeile oder um den Alkoholpegel im Blut weiter
zu steigern. Egal, widmen wir uns wieder den keltischen Kriegern von der grünen Insel. Sänger
Nemtheanga, diesmal mit Kriegsbemalung, war in absoluter Höchstform. Besser hätten Primordial kaum
sein können, auch die Wahl der Songliste war mal wieder super. Man sollte erwähnen, dass die Iren
auf Festivals immer wieder gerne auch alte Songs auswählen, damit auch wirklich alle Alben und
Songs zur Geltung kommen! So gaben sie neben dem Material vom aktuellsten Album The Gathering
Wilderness mit dem Titel Song, dem Intro The Golden Spiral, dem Song of the Tomb
und den Coffin Ships auch noch Autumns Ablaze und den Dark Song vom
'98er Album A Journey's End, Sons of the Morrigan von Storm Before Calm und,
wie zu erwarten, Gods the Godless von Spirit the Earth Aflame zum Besten. Der dritte
Song war übrigens mal wieder ein absolutes Schmankerl, dass vor über 10 Jahren erschienen ist:
Let The Sun Set on Life Forever vom Debütalbum Imrama! Yes, Nemtheanga, we are with
you! Yes, Primordial, we are with you!
Hier endet leider unser Berichtsfreitag, denn meine Mitbewohner waren allesamt zu müde und wollten
heim. Daher muss ich leider alle Moonsorrow-Fans enttäuschen: ich habe sie selber nicht mehr
gesehen. Aber beim nächsten Mal!
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Bericht:
kAoSKoBoLd
Photos:
kAoSKoBoLd
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