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Bericht Rock Area Open Air 2008 einleitung | freitag | fazit
Der Samstag beginnt für uns mit den Lokalmatadoren Icon, die mit ihrem echt saarländisch
Todesblei endlich auch mal ein echt saarländisches Festival bereichern dürfen. Wie so oft
weiß man gar nicht, wer auf der Bühne jetzt wirklich der Mittelpunkt der Show ist. Frontman Thommy
Pickard, der definitiv professionell genug ist für die große Bühne, oder doch Gitarrist Bernie Lorig,
der zugleich Eventmanager für diverse Metalhappenings und Axtschwinger von Icon und der neuen Thrashformation
Godslave ist. Die beiden nutzen den weitläufigen Platz auf der Bühne zwischen den Hünen Daniel am Bass und
Rob an der Gitarre voll aus und füllen die Luft mit fliegenden Haaren. Viel Zeit haben sie nicht, aber
genug um ihre Fans zu begeistern, ihren neuen Drummer Michael eindrucksvoll vorzustellen und zu zeigen, dass
sie immer besser werden!
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Jener neue Icon Drummer hat dann das große Glück einfach hinter seinem Set sitzen bleiben zu können, denn
auch die folgenden Epilogue werden von ihm mit Rythmus versorgt. Wie gut, dass die beiden Bands noch
keine langen Slots einnehmen, sonst wäre das vermutlich ein bißchen viel geworden.
Angeführt wird die, übrigens ebenfalls saarländische Formation, von Sänger Markus, der mit verspiegelter
Pilotenbrille der Optik die Krone aufsetzt, die laut schreit, mit was wir es hier zu tun haben werden.
Einem heftigen Mix aus Metal und Hardcore nämlich, wie er direkt aus New York stammen könnte!
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Während ein Teil der Besucher scheinbar versucht sich den hart erarbeiteten Schmutz im See abzuwaschen haben die
Norddeutschen von Dew-Scented die Bühne geentert und fangen an die Menge mit ihrem Thrash Metal mürbe zu klopfen.
Eigentlich sollten die Jungs wirklich deutlich bekannter sein, immerhin sind sie schon seit '92 im Geschäft und mit
7 Studioalben dabei, den großen Durchbruch haben sie aber irgendwie nicht geschafft. Dafür spricht auch die eher
kleine Menschenmenge vor der Bühne, die sich mit der Zeit aber doch anstecken lässt und ordentlich mitmacht! Auch vor
einer kleineren Menge legen Dew-Scented auf jeden Fall einen sauberen Auftritt hin!
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Noch so ein deutscher Underground Kandidat soll die Bühne als nächstes betreten, die Koblenzer von Desaster.
Noch länger dabei als ihre Vorgänger haben es Desaster geschafft mit ihren etlichen Alben und Jahren auf dem Buckel
ebenfalls nur einem harten Kern bekannt zu sein, der aber verehrt die Black-Thrasher mit Nachdruck. Die Optik allein
spricht schon wieder für sich und kündigt den Stil an, eine wilde Mischung aus Kutten und Nieten mit ein wenig weißer
Farbe im Gesicht. Inhaltlich wird auch schnell einiges klar, wenn Sänger Sataniac den Song 'Satan's soldier’s syndicate'
zum Besten gibt, da bleiben nicht mehr viele Fragen offen.
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Im Partyzelt kämpfen sich weiterhin einige Lokalheroen durch den kleineren Teil der Zuschauer, für uns jetzt im Visier
die Düster Metaller Nocturnal Opera, die wir noch rechtzeitig beim Soundcheck erwischen. Und dieser zahlt sich aus,
denn der Sound ist richtig gut! Das ist nicht nur positiv überraschend in Hinsicht auf den Level der Professionalität der
Band, sondern insbesondere auch auf den intensiven Einsatz des Keyboards! Intensiver Einsatz von Keyboards kann
bekanntlicherweise bei Liveauftritten ziemlich übel enden, bei den Jungs von Nocturnal Opera aber passt alles! Übrigens
nicht falsch verstehen, der oben erwähnte Level an Professionalität bezieht sich keinesfalls auf mangelnde Fähigkeiten,
sondern eher schlicht auf den Bekanntheitsgrad der Band.
Nocturnal Opera legen einen überzeugenden Auftritt hin und beweisen nebst technischen Fähigkeiten auch
Einfallsreichtum und Charisma. Schade, dass auch sie unter einem typisch saarländischen Problem leiden. Es scheinen
vor der Bühne nämlich fast nur Bekannte und Freunde anwesend zu sein. Diese bejubeln zwar jeden Song frenetisch und
machen ordentlich Stimmung, als Sänger Flo aber zur Wall of Love aufruft und die Zuschauer zum Knuddeln auffordert,
macht sich schnell bemerkbar, dass sich der größere Teil kennt. Der Rest zieht skeptisch den Kopf schüttelnd ab und
hält sich lieber im Hintergrund. Zwar ist die Wall of Love keine schlechte Idee, wenn auch keine neue, aber irgendwie
passt sie nicht so recht zum Image, dass die Band ansonsten sehr überzeugend rüberbringt.
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Zurück vor der Hauptbühne kriegen wir erstmal kräftig einen auf die Mütze, denn aus den Boxen hämmern uns
The Sorrow entgegen. Die vier Österreicher haben sich erst 2005 zur Band formiert und scheinen den
Erfolg ihres Debütalbums von 2007 dem aktuellen Metalcore Trend in der Szene zu verdanken, denn musikalisch
passt ihr Material astrein in diese Schublade. Immerhin verstehen es die Bergbewohner ihrer Spielzeit gerecht
zu werden und machen nicht nur ordentlich Dampf, sondern animieren ihre Zuschauer auch zu einer Wall of Death
und dem ein oder anderen Circlepit. Sicherlich eine gute Einstimmung für die Fans der folgenden Neaera und
Caliban, die sich gerade noch eine kleine Verschnaufpause leisten können, bis es wieder weiter geht mit dem
nächsten Metalcore Knüppel.
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Die sogenannte 'Verschnaufpause' wird dann von niemand anderem gefüllt als den Monheimern Suidakra, die
inzwischen ihre Wurzeln im Folk Metal durch einen heftigen Melodic Death Metal ersetzt haben. Die letzten Jahre
der Bandgeschichte scheinen etwas wirr, aber der Auftritt ist dennoch souverän und die Stimmung im Publikum
spricht dafür, dass man den Landsleuten wohlgesonnen ist und die Musik zu schätzen weiß!
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Mit dem Auftritt von Neaera wurden die frisch ausgeruhten Nahkämpfer unter den Zuschauern dann
wieder voll gefordert, denn die Münsteraner legten ohne zu Zögern los und nahmen die Bühne auseinander.
Songs wie 'Spearheading the Spawn', 'Scars of Gray', 'Paradigm Lost' und 'Broken Spine'
wirkten wie Amphetamin für die Menge und die Wall of Death bei 'Armamentarium' hatte mehr Wucht als alles
bisherige auf diesem Festival, die Knochen konnte man noch bis oben am Hang knirschen hören. Besonders witzig
lief der Circle Pit bei 'Let the Tempest come' ab, denn auf die Aufforderung von Sänger Benny hin rannten
die Fans nicht nur vor der Bühne im Kreis, sondern zogen ihren Kreis komplett um das Mischpult! Der Aufbau läd
aber auch dazu ein... und das mit einem perfekten Blick vom Hang!
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Vor den folgenden Haggard wechselte sich die Belegschaft vor der Bühne nochmal komplett. Wo gerade noch
gepogt wurde, ziehen sich die müden Krieger zurück zu einem erfrischenden, isotonischen Bier und jede Menge schwarze
Gestalten marschieren auf, um die 16 Mann starke Opern Metal Band zu begutachten. Aber zu früh gefreut, denn die Band
um beziehungsweise viel mehr unter Frontmann und Bandkopf Asis Nasseri, der an seiner Wichtigkeit nie auch nur einen
Hauch eines Zweifels aufkommen lässt, braucht ewig für den Soundcheck. Das ist bei einer klassischen Instrumentierung
in diesem Umfang keine wirkliche Überraschung, warum man sich allerdings im Vorraus mit der Festivalorganisation auf
eine Viertelstunde Umbaupause geeinigt hat, ist mir ein Rätsel. Offenbar sieht das auch die Band so, denn die Viertelstunde
wird hoffnungslos überzogen und auf eine halbe Stunde bis fast zu einer Dreiviertel Stunde hinaus gezogen.
Was bleibt ist gerade mal Platz für knappe vier Songs, von denen einer unsanft unterbrochen wird, um die Band daran
zu erinnern, dass sie sich etwas zu viel Zeit genommen hat und die nächste Band auf ihren Auftritt wartet. Immerhin
konnten die Mannen und Frauen um Nasseri ihr Awaken the Centuries und The Final Victory zum Besten geben,
die Opernsängerin konnte sich ein wenig auf der Bühne präsentieren und Gitarrist Danny Klupp brachte wenigstens ein wenig
sympathische Dynamik auf die Bühne.
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Die deutsche Metalcore Speerspitze Caliban wurde von uns die meiste Zeit eher ignoriert, da bis jetzt noch nie
auch nur eine Spur eines Funken übergesprungen ist. Aber das scheint definitiv nicht für die Masse zu gelten, denn diese
tobt. Sänger Andreas Dörner turnt behende auf der Bühne rum und dirigiert die Menge zwischen seinen Schreiparts zu
Circle Pits und einer eher wenig erfolgreichen Wall of Death, während Gitarrist Denis Schmidt die cleanen Gesangparts
gelungen übernimmt. Die Menschenmenge vor der Bühne sagt rein rechnerisch aus, dass Caliban irgendwie doch der Headliner
des Samstags sind.
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Eigentlich sind ja die Polen Behemoth die Headliner, das Publikum hast sich jedoch bereits etwas gelichtet,
als die Vier mit Rüstung und bleichen Gesichtern die Bühne betreten. Wer sich vorher gefragt hat, warum eine Death/Black
Metal Band den Headlinerslot auf einem Festival einnimmt, eine derart mächtige obendrein, der wurde schnell eines
besseren belehrt, denn Behemoth stellen auf der Bühne eine Macht dar, die ihresgleichen sucht. Selbst abseits der Bühnen
wirft es uns bereits beim ersten Song bildlich gesprochen fast zurück und uns schlägt eine gewaltige Energie von der
Mainstage aus entgegen, die reine Zerstörung zu versprechen scheint. Mit zwei aktuellen Meisterwerken im Gepäck wurden
dementsprechend viele Songs von Demigod und Apostasy dargeboten, für Sänger Nergal gabs passend zum
neuen Album auch eine neue Maske, aber auch die alten Hits fehlten nicht, vor allem natürlich Decades of Therion.
So wenig Zeit die Band aber auch mit Ansagen oder sonstiger Show verplempert, auch ihre Umbaupause hatte ein wenig
zu lange gedauert und um Punkt 0:00 waren der Auftritt und das Festival zu Ende. Abrupt wurden die Polen von der Bühne
komplimentiert und der Menge mit eingeschalteten Flutlichtern klar gemacht, dass jetzt auch nichts mehr kommt.
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Bericht:kAoSKoBoLd
Photos: Alexter, kAoSKoBoLd
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