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Bericht With-Full-Force 2005 einleitung | freitag | samstag
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Der Sonntag begann, wie das so üblich ist, sowohl spät als auch zäh. Wo die Bierchen der
letzten Tage hingegangen waren, da war die Energie zum Teufel gefahren und erst nach einer ausgiebigen Dusche,
deren eiskaltes Wasser den Kater in den Hinterkopf zurückdrängen konnte, und einem ausgiebigen Frühstück, bestehend
aus den letzten übringen Grillwürschen, Schwenkern und einer Dose Contra-Bier, war man wieder genug Mensch um sich
Musik anzuhören. Jetzt war auch endgültig klar dass Motörhead tatsächlich ausfallen würden und dass es keinen Ersatz
geben werde. Zugegeben das war enttäuschend, aber dafür durften alle Bands ein wenig länger spielen und ich habe
was von einer Zusage munkeln hören, dass es im nächsten Jahr eben einen Headliner mehr geben wird.
So kam es denn dass wir passend zu den Apokalyptischen Reitern
wieder vor der Mainstage standen. Zunächst wurde da eine Kiste auf die Bühne geschleppt aus der dann ein Herr
in Mönchskutte mit Kapuze einen Dr. Pest herauszauberte wie eine Taube aus dem Hut, dann aber ging es richtig los.
Die Reiter konnten ganz klar den sprachlichen Heimvorteil ausspielen und Sänger Fuchs hatte die Menge fest im Griff.
Spätestens als zu "Die Sonne scheint mir aus dem Arsch" ein haariger Kerl aus dem Publikum auf die Bühne geholt
wurde, der dann seinen ebenso behaarten Arsch jenem Publikum präsentierte und von Dr. Pest mit der Peitsche über
die Bühne gejagt wurde, tobte die Stimmung. Um ihre Anteilnahme am Schicksal von Lemmy deutlich zu machen wurde
statt einer "Wall of Death" mal eine "Wall of Love" versucht (knuddeln statt pogen), ein Trend der sich
sicherlich nicht durchsetzen wird. Nichtsdestotrotz ein super Gig, viel Spass beim Publikum und wieder eine Band,
die nicht nur gute Musik (auch zum mitsingen: der Hit "We will never die") zu bieten hat, sondern auch optisch was
bietet und die Lachmuskeln strapaziert.
Als Fuchs auf dem Kerl über die Bühne geritten ist, fand er das ja noch witzig, aber als
Dr.Pest ihm dann mit der Peitsche hinterher ist, stand dem Kerl das Mißvergnügen deutlich ins Gesicht. Hat plötzlich
einen äußerst wehleidigen Eindruck gemacht. Aber es ist wirklich immer wieder unglaublich, was für ein Fest, die
Reiter auf der Bühne feiern! Da hat Deutschland echt mal was vorzuzeigen, was Stimmung betrifft!
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Darauf folgten die US-Trasher von Nuclear Assault, ein echter Klassiker der bereits seit Mitte der 80er die Bühnen der Welt
erklimmt. Ich kenne nicht wirklich viel von Nuclear Assault, und so wirklich überzeugen konnten sie mich eigentlich
auch nicht. Weder die Musik und der Gesang waren wirklich gut, noch der Sound. Höhepunkt des Gigs:
"Critical Mass". Ein Teil des Gigs sowie der Auftritt von Raging Speedhorn fiel daher einer ausgedehnten
Shopping-Tour durch die Stände und den Metal-Market zum Opfer.
Das letze mir bekannte Lebenszeichen von Nuclear Assault war ein Video von 'Critical
Mass' bei MTVs Headbangers Ball (jaja, lang ists her..). Soll das jetzt Trashmetal oder Altmetall sein? Vom
Aussehen und Sound leider letzteres. Die Amerikaner werden ihrem Ruf als eine der schnellsten Trashmetalbands der
80er leider nicht gerecht, schade. In meinen Notizen steht zu Raging Speedhorn noch "etwas indifferentes
Gekloppe aus England". Mehr weiss ich schon garnicht mehr, muss am Bier gelegen haben. Vielleicht war das Nu
Metal? Bier macht eben doch doof.
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Pünktlich zu Pro-Pain war dann
aber wieder Mainstage angesagt, wo wir mit einer ziemlichen Überraschung konfrontiert wurden. Ein Typ mit spanischer
Gitarre kam auf die Bühne und ans Mikro (er hatte starke Ähnlichkeit mit dem Gitarrist von Ektomorf, könnte er fast
gewesen sein, wenn man bedenkt, dass die Bands sich seit einer ausgiebigen, gemeinsamen Tour ganz gut kennen) und r
egte das Publikum an, mit ihm gemeinsam 'He Na Na Na' zu singen. Mit erstaunlichem Erfolg! Und dann ging es deftig
weiter.
Ohne viel Gerede kommt Frontman Gary Meskil hier zur Sache und präsentiert einen Kracher
nach dem anderen. Pro Pain's Mischung aus groove-orientiertem Thrash Metal und Hardcoreeinflüssen zieht mich immer
wieder in ihren Bann, sicherlich kann man hier weder von Abwechlungsreichtum sprechen noch von gutem Kontakt zum
Publikum (hat er überhaupt was gesagt??) aber das spielt auch keine Rolle: die Jungs sind Energie pur! Da kann ich
nur sagen: Make War, Not Love! Zum Abschluss ihres Auftrittes gab es dann zu meinem Erstaunen noch ein Cover:
"Terpentin" von den Böhsen Onkelz.
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Zum Ausspannen nach Pro Pain und überhaupt für einen warmen Sommerabend auf einem Acker
bei Leipzig gibts dann kaum was besseres als entspannte Rockmusik. Besonders bekannt oder beliebt scheinen die
Hellacopters in den Metallerkreisen nicht zu sein, denn
das Publikum lichtet sich doch merklich, andererseits ist dies auch der richtige Zeitpunkt sich in die Wiese zu
setzen und einfach nur zuzuhören. Die Schweden spielen angenehme Rockmusik, nicht wirklich heftig, aber rotzig
und mit vielen netten verspielten Gitarrensoli. Das hatte ich so nicht erwartet, denn immerhin ist Frontman Nike
Andersson ein Ex-Entombed Drummer, war dafür aber umso mehr überrascht und begeistert. Bands dieses Kalibers würde
ich mir mehr wünschen für den letzten Tag eines großen Festivals.
Das Sideprojekt der schwedischen Metaller Entombed mausert sich zu einem bemerkenswerten
Liveact. Ausgestattet mit Instrumenten, die vor 3 Jahrzehnten angesagt waren bekommt die Menge eine gute Portion
erdigen Rock vors Fressbrett. Der gute Sound entspricht dem verwendeten Equipment, die Band liefert mit exzellenten
Songs, die die besten Riffs enthalten, gekonnt ein Konzertfeeling das an Liveauftritte der damals grˆssten Rockbands
erinnert. Das war irgendwann in der Jungsteinzeit, als der Metal noch in den Kinderschuhen von Black Sabbath
steckte.
Wirklich herrlich, die perfekte Sommermusik. Für mich übrigens eine weitere Band, die
die Zeit des Festivals überdauert und meinem künftigen Augen- und Ohrenmerk sicher sein kann.
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Der amerikanische Fünfer um Ausnahmegitarrist Scott Ian (er heisst Scott, nicht Ian!)
trat in Originalbesetzung auf, der Hammer! Durch den krankheitsbedingten Ausfall von Motörhead konnten alle Bands
auf der Mainstage ihr Programm verlängern, Anthrax macht
daraus fette 90 Minuten. Extrem schneller Metal wird dem Publikum um die Ohren geblasen, Mitsinger wie 'I am the
Law' machen Lust auf mehr! Her mit einem neuen Album! In den Zugaben gab es ein Schmankerl zu Ehren von Dimebag
Darrel, 'A new Level' von Pantera wurde gecovert. Wir hoffen, dass diese Band weiter macht, jedenfalls waren die
Jungs sichtlich überrascht von den begeisterten Fans!
Anthrax, die ja durch den Ausfall von Motörhead mehr oder weniger zum Headliner des
Abends avanciert sind, hab ich mir nur kurz angehört. Irgendwie kann ich mit der Musik nicht viel anfangen und
es gan sooooviel zu futtern und zu trinken um einen herum, da muss man schliesslich Prioritäten setzen. Im
Allgemeinen scheinen Anthrax jedoch ziemliche Begeisterung hervorgerufen zu haben, es war sau voll, jeder wollte
wohl mal nen Sänger mit auftorpedierten Haaren (er sah wirklich aus wie frisch aus den 80ern) live sehen.
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Willkommen zum Last Supper, auf der Menükarte ist mittelalterliche Mahlzeit angesagt.
Sogenannter Medieval Metal ist nicht jedermanns Sache. Ich behaupte, in Ruhe zu Hause kann man sich den Kram kaum
antun, Laut mit viel Bier schon eher, aber live gibt es eine riesen Gaudi! Subway to Sally verstehen es nach wie vor ordentlich Party zu machen.
Wer Subway noch nicht live gesehen hat ist selber Schuld. Es wird zwar im Moment viel
davon geredet dass die Auftritte in letzter Zeit nicht sehr pralle waren sondern eher steril und langweilig, davon
war auf dem Force aber nichts zu merken. Aufgrund der beschränkten Zeit kamen dann auch nur Kracher zum Einsatz wie
"Julia und die Räuber", "Ohne Liebe" und "Falscher Heiland". Da ist mitsingen angesagt, sogar länger als die
Band auf der Bühne ist.
Der berühmte 'Schrei' ist bei Subway-Konzerten schon obligatorisch und Tradition, die
Musik hat sich jedoch über die letzten Alben wirklich stark entwickelt. Weg vom sehr individuellen
Mittelaltercharakter hin zu einem leicht elektronisch angehauchten, klinischem Metal. Trotz einiger Songs nicht mehr
wirklich überzeugend, meiner Meinung nach. Dementsprechend gering meine Erwartungen auf dem With Full Force.
Aber wie schon letztes Jahr beim Last Supper wurden wir mit einem Set überrascht, dass von den neuen Songs nur
2 Stück enthielt, dabei den wirklichen Mitsinghit 'Falscher Heiland'. Ansonsten nur alten Kram, absoluter Höhepunkt
war wohl 'Minne'. Übrigens auch kein einziger Hinweis auf das neue Album, das bald erscheinen wird! Eine Bewegung
zurück zu alten Zeiten oder doch nur ein Schmankerl für die Besucher des Force?
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Inzwischen war es dann doch schon recht spät (ich bin immer wieder erstaunt wie viele
Leute Sonntags nach dem Haupt-Headliner die Fliege machen, daher ist 23:30 am Sonntag tatsächlich spät!) aber zu
Finntroll ist das Zelt der Tentstage nochmal voll gepackt.
Die ungewöhnliche Mischung aus finnischer Humppa-Volksmusik und heftigem Deathmetal hat den Finnen in Deutschland
eine nicht gerade kleine Fangemeine eingebracht. Es scheint hier sogar mehr Fans zu geben als in Skandinavien, ob
das daran liegt dass unsere Volksmusik doch etwas anders klingt oder ob es daran liegt dass hier kein Schwein die
finnischen Texte versteht, ist unklar. Etwas enttäuschend war der Sound der erst gegen Ende des Gigs auf einem
brauchbaren Niveau angekommen war, wettgemacht wurde das aber durch die Stimmung und die sympathische Ausstrahung
der Band, insbesondere von Sänger Wilska, der sogar einige Fans im Publikum erkannt und begrüßt hat.
Es ist wirklich immer wieder witzig, wie viele, vor allem jüngere, begeisterte Fans
Finntroll in Deutschland hat. Begeistert von der mystischen Welt der Trolle gibt sich niemand die Mühe, sich mal
die Übersetzungen der Songs durchzulesen. Hier geht es knallhart um einen Kreuzzug gegen das Christentum. Es geht
darum, die christlichen Eroberer im alten Finnland zurückzutreiben und zu ermorden! Das klingt nach Black Metal?
Genau so ist es! Auf dem Force schlagen die Trolle zu mit Dauerbrennern, wie 'Jaktens Tid', 'Eliytres', 'Nattfödd'
und natürlich 'Trollhammaren'. Mir in der Liveform neu: 'det iskalla trollblodet', ein kräftiger Happen Trollblut!
Ende des Jahres gehts übrigens ans Schreiben von neuem Material, das wohl wieder etwas düsterer werden wird.
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Ein minimalistisches Schlagzeug, zwei alte Schultische mit passenden Stühlen, ein Bass,
ein Akkordeon, ein Keyboard. Was wird das werden? In Volkstümlichen Trachten betritt die finnische Coverband
Eläkeläiset unter Schmunzeln die Bühne. Im Soundcheck schreien
die Jungs laut ihre Namen in die Mikrofone, hat aber keinen Zweck, hier kann kein Schwein finnisch. Songs im Bereich
von 'No Limits' über 'Satisfaction' bis 'Enter Sandman' (haben die das gespielt? egal, irgendwas von Metallica war
dabei) liessen das Publikum ordentlich mitgehen.
Wo Finntroll die Einflüsse der Volksmusik nutzen um sie in ihrem Metal zu verarbeiten, da
nutzen Eläkeläset gute Metalsongs um sie im klassischen volkstümlichen Stil zu spielen. Wir bleiben in Finnland,
drei Herren sitzen auf der Bühne an ihren Tischen, einer an einem Schlagzeug. Unter lauten Rufen "Humpa, Humpa,
Humpa!!" fast frenetisch begrüßt, wirken die Herren eher wie Comedians als wie Musiker. Sie unterhalten sich (auf
finnisch, versteht natürlich wieder keine Sau) und geben Metal-Klassiker im Humpa-Stil zum Besten. Während wir bei
den ersten Songs noch lachen konnten, fehlte uns bald der Alkohol-Pegel um weiter zuzuhören, und da wir die folgende
Band Haggard noch auf dem Summerbreeze zu sehen bekommen werden war an dieser Stelle das Festival für uns vorbei.
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Bericht:
Alexter,
kAoSKoBoLd,
Maddin
Photos: Alexter, kAoSKoBoLd
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