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Bericht Saarbangers Metal Festival 2009
Samstag, 09.05.2009 zum freitag
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Die erste Band des heutigen Tages sind die Saarbrücker Hardlust. Die noch relativ junge Band spielt mangels eigener Songs heute nur Cover (z.B. Cowboy Song von Thin Lizzy), was wohl gar keine so schlechte Idee ist, denn so können sie doch einige Leute vor die Bühne locken. Sänger Oliver Hönig wagt den Sprung von der Bühne zum Publikum, das sich ernsthaft um die Gesundheit von dessen Sprunggelenken Sorgen macht. Gecovert wird vor allem der gute alte Metal vergangener Tage und trotz geringer Bühnenerfahrung sind die Bandmitglieder ziemlich gut im Posen. Und peinliche Ansagen kann Sänger Olli sowieso machen. Auch musikalisch kann man nicht viel aussetzen. Einzig das Cover I’m Sorry von Evergrey ist nicht wirklich gut gelungen. Es paßt einfach so gar nicht zur Stimme von Olli und kam auch irgendwie nicht ehrlich rüber. Aber es kann auch nicht jeder auf der Bühne so leiden wie Tom Englund. Nach etwas mehr als einer halben Stunde ist die Band mangels mehr Material aber auch schon fertig. Man konnte das Publikum zwar nicht bis vor die Bühne locken, aber immerhin hat man mehr als nur Höflichkeitsapplaus bekommen und die Songauswahl hat wohl gerade dem älteren Publikum gut gefallen.
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Split Second repräsentieren dann als Gegensatz die junge Metallergeneration. Leicht hardcoremäßig angehaucht geht man zu Werke und Sänger David Sonntag zeigt uns schon früh, daß sein Lieblingswort offenbar „fett“ ist. So bedankt er sich öfter mal mit „fett merci“ und findet die Veranstaltung insgesamt „fett!“. Musikalisch ist auch diese Band gar nicht mal schlecht (insbesondere das Gitarrensolo bei No Truth hat mir gut gefallen), doch beim truemetallischen Publikum kommen sie nicht so recht an und es stehen noch weniger Leute vor der Bühne als bei Hardlust. Die Band war hier wohl ein klein wenig fehl am Platz, aber immerhin hat man sich mal ins Gespräch gebracht.
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Mit Heavy And Loud betritt anschließend die einzige ausländische Band die Bühne. Doch die Franzosen sind hier nicht unbekannt, waren sie doch schon öfter im Saarland zu Gast und haben das Saarbangers Metal Festival auch schon als Zuschauer besucht. Nun ist es also Zeit für den ersten Auftritt der sympathischen Franzosen und es haben sich entsprechend viele Zuschauer vor der Bühne versammelt. Auch die Mitglieder von Messenger lassen es sich nicht nehmen, ihre Freunde anzufeuern. Sänger Mike Kardi begrüßt das Publikum auf Deutsch, was auch gleich wieder Pluspunkte gibt. Musikalisch ist man true – sehr true. Und so ist man dann am heutigen Samstag die erste Band, die die Zuschauer bis zur Absperrung locken kann. Man merkt, die Vier sind mit Leib und Seele dabei; leider ist die Musik auf Dauer doch etwas eintönig und langweilig. Auch der Gesang ist etwas leise und undeutlich. Richtig Stimmung kommt jedoch bei der Hymne Ready To Know auf, zu der sich die Band Unterstützung von Infinight-Sänger Martin und Messenger-Sänger Siggi holt und auch das Publikum singt begeistert mit. Zum Abschied baut man die deutsche Nationalhymne in eine kleine Jamsession ein und so können die Franzosen auf ordentlich Applaus stolz sein.
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Vom Studio auf die Showbühne kommen Infinight, die etwas rumjammern, weil sie keine Zeit zum Proben hatten, aber ganz ehrlich: So schlecht waren sie jetzt wirklich nicht. Ganz im Gegenteil: Der nicht True Metal-fanatische Musikliebhaber ist froh, endlich mal schöne melodische Musik zu hören und so versammelt sich auch eine ordentliche Zahl an Fans vor der Bühne um Songs wie The Downward Spiral, Egomanical und selbstverständlich das Dio-Cover Holy Diver mitzusingen. Als Drummer Harry bei The Swarm ein Stick zerbricht und er die Bruchstücke ins Publikum wirft muß man jedoch resigniert feststellen, daß „die Jugend käh Reflexe meh“ hat, denn irgendwie ist niemand (trotz Bemühens!) fähig, die begehrte Konzerttrophäe zu fangen. Like Puppets reagieren sie irgendwie etwas langsam. Sänger Martin Klein ist heute mal wieder sehr redselig und textet das Publikum zu. Aber dafür singt er auch richtig gut. So wird uns unter anderem der Sommerhit 2009 präsentiert, der auf dem nächsten Infinight-Album stehen wird: Here To Conquer. Bescheidenheit gehört offenbar nicht zu den im Hause Infinight vorherrschenden Tugenden. Doch das Publikum geht bei dem Song tatsächlich gut mit. Lassen wir uns also überraschen, ob Infinight nicht nur Musiker, sondern auch Propheten sind. Daneben präsentiert man uns einen weiteren neuen Song, der jedoch etwas sperriger daher kommt. Alles in allem jedoch ein guter Vorgeschmack aufs neue Album.
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Nun betreten die Organisatoren des Festivals, Messenger, die Bühne. Sie haben natürlich viele Freunde und Fans mitgebracht, so daß sie die größte Zuschauermenge des gesamten Festivals verzeichnen können. Und die feuern ihre Band mit „Manowar sucks – Messenger rules“-Sprechchören an. Irgendwie seltsam, wenn man bedenkt, daß Manowar doch ein bedeutender Einfluß von Messenger sind. Doch zunächst gibt es mit Dr. Steel von Helloween erstmal ein Cover, bei dem Sänger Siggi beweisen kann, daß er die hohen Töne besser trifft als Andi Deris. Nach Pharao stellt man uns mit The Falcon einen neuen Song vor, denn auch Messenger werkeln fleißig an einem neuen Album. Mit extrem trueen Ansagen wird die Band vorgestellt, bevor es zum unvermeidlichem Gitarrenduell zwischen Patrik Deckarm und und Frank Kettenhofen kommt, bei dem die beiden ihr Können unter Beweis stellen. Wenn man nicht gerade Fan der Band ist, ist die Chose auf Dauer aber doch recht langweilig. Anschließend gibt es mit Make It Right und der laut mitgesungenen und schon lange geforderten Bandhymne Kill The DJ zwei Songs von der (noch) aktuellen Scheibe Under The Sign, wobei man bei letzterem die Mitsingspielchen bis zum Exzeß führt, aber so lange das Publikum willig ist, ist ja nichts dagegen einzuwenden. Dann stellt man uns einen weiteren neuen Song vor, dessen Titel uns Sänger Siggi lieber nicht sagen will, da er zu peinlich sei. Dabei ist doch nichts dabei, seinen Songs Arbeitstitel mit Sexspielzeugnamen zu geben, oder? Einer True Metal Band sollte nichts zu peinlich sein! Mit Titans geht der Auftritt von Messenger dann schon zu Ende, doch ohne Zugabe lassen die Fans ihre Faves nicht gehen und so spielen Messenger uns noch einen weiteren Song, bevor sie endgültig die Bühne für die letzte Band des Festivals räumen.
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Das sind Moretallica, eine Metallica-Coverband (wie man unschwer am Namen erkennen kann) aus Trier. Und ich muß ehrlich sagen, daß ich noch selten eine so schlechte Coverband gesehen habe. Man weiß ja, daß sie Songs von Metallica spielen. Man hört es auch. Ja, dieser typische Metallica-Sound ist da. Aber welches Lied sie jetzt gerade spielen, daß kann man nur durch sehr genaues Zuhören herausbekommen. Harvester Of Sorrow und For Whom The Bell Tolls sind nur am Refrain zu erkennen, die anderen beiden Songs, die wir uns anhören, sind gar nicht zuzuordnen. Zugegebenermaßen klingt der Sänger wirklich sehr nach James Hetfield; das war’s dann aber auch schon. So verlassen wir die Halle dann nach nur vier Songs, denn das muß man wirklich nicht länger haben.
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Fazit:
Von der Organisation her kann man den Machern des Saarbangers Metal Festival wirklich nichts vorwerfen. Man ist sogar so flexibel, daß man am zweiten Tag das doch recht nervige Pfandsystem aufgibt. Die Preise für Essen und Getränke waren sehr moderat und es dürfte eigentlich für jeden etwas dabei gewesen sein.
Etwas unglücklich war, daß die Konzerte freitags und samstags zur gleichen Zeit begonnen haben. So hatten die freitags früh spielenden Bands kaum eine Chance vor viel Publikum zu spielen, da dieses sich wohl größtenteils noch auf der Arbeit befand. Vielleicht wäre ein Beginn freitags um 20:00 Uhr, dafür samstags schon um 14:00 oder 15:00 Uhr besser gewesen.
Zuschauertechnisch sah es mal wieder eher mau aus. Vor allem freitags war die Halle sehr leer. Samstags kamen dagegen doch noch einige Zuschauer, so daß es sich für die Veranstalter hoffentlich doch noch gerechnet hat. Den schlechten Zuschauerzuspruch kann man wohl an mehreren Punkten festmachen: Zum einen wurde kaum Werbung gemacht, so daß viele wohl überhaupt nichts von der Existenz des Festivals wußten. Zum anderen hatte man dieses Jahr das „schlechteste“, sprich unattraktivste, Line-Up bisher. Selbst Sacred Steel, von denen man es noch am ehesten erwartet hätte, konnten nicht viele Leute vor die Bühne ziehen. Bleibt zu hoffen, daß 2010 mehr Leute den Weg nach Oberbexbach finden.
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zum freitag
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