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Bericht Saarbangers Metal Festival 2009
Freitag, 08.05.2009 zum samstag
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Freitags geht es schon ziemlich früh los. Bereits um kurz nach 17:00 steht mit den Neunkirchern Den Of Inequity die erste Band auf der Bühne. Erwartungsgemäß müssen sie vor sehr wenigen Zuschauern spielen, da wohl doch noch viele auf der Arbeit sind und so bezeichnen sie sich selbst als „die armen Schweine, die zuerst spielen müssen“. Mit ihrer Mischung aus Black und Death Metal sind sie gar nicht mal so schlecht, wirken allerdings sehr unsicher auf der Bühne. Sänger Andreas Grenner verpaßt zweimal den Einsatz und auch der ein oder andere Spielfehler ist dabei. Doch statt professionell über solche Lappalien hinwegzusehen (schließlich kennt so gut wie keiner die Songs und so fällt es auch fast keinem auf), macht man mit Sprüchen wie „Mann, ist das peinlich!“ auch noch darauf aufmerksam. Auch sonst hat man den Eindruck, daß die Jungs nicht so recht wissen, was sie eigentlich sagen sollen und so gibt’s die Ansagen auch schon mal in schönstem Saarländisch: „Ei, uns gebbts jetzt schon zwei Johr.
Zum Abschluß gibt’s dann noch ein Amon Amarth-Cover – leider hat wohl kaum jemand erkannt, welches Lied das sein soll. So erhält man dann auch nur wenig mehr als Höflichkeitsapplaus.
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Als zweite Band betritt dann der saarländische Hans Dampf in allen Gassen, Godslave die Bühne. Erstaunlicherweise sind jetzt viele Zuschauer geflüchtet und nur zwei, drei Nasen folgen der Aufforderung von Fronter Thomas Pickard, doch bitte nach vorne zu kommen. Wie sich herausstellt, sind das dann auch noch Pfälzer. Soviel zum Thema SAARbangers. Mit Out Of The Ashes beginnt man den Auftritt und nach Slaves Of The Night verschüttet Gitarrist Michael Meyer erstmal sein Bier. Aber wir sind es ja nicht anders gewohnt. Sänger Thomas beschwert sich noch schnell bei den saarländischen Konzertbesuchern „Do stehn nur Pälza!“ Doch ein echter Frontmann läßt sich auch von einem pfälzischen Publikum nicht aus der Ruhe bringen und so stimmt man jetzt Slaves To The Black an. Weiter geht’s mit People Of The Lie, Wings Of Wrath und Dead Reckoning. Godslave sind gewohnt gut, allerdings ist heute irgendwie der Wurm drin und die wenigen anwesenden Zuschauer lassen sich einfach nicht erweichen. Dabei läßt sich der Sänger durch nichts aus der Ruhe bringen und agiert sehr professionell. Doch das nutzt alles nichts – nur die Pfälzer feiern die Band ab. Nicht mal mit der Ballade Where The Sun Sleeps läßt sich der Rest motivieren und so kündigt Thomas Lost Warrior mit „Dann hanna endlich Ruh, ihr Saarlänna!“ an. Im Grunde ein ganz guter Auftritt, der leider so gar nicht von den Zuschauern gewürdigt wurde.
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Darunter haben auch The Told aus Saarbrücken zu leiden. Hinzu kommt, daß Sänger J.R. Lee entsprechend seiner Herkunft aus Amerika die Ansagen auf englisch macht. Das mit amerikanischem Akzent und dazu noch sehr schnell – da sind wohl so einige nicht mitgekommen. Vielleicht beim nächsten Mal einfach etwas langsamer reden! Man hat aber auch mit so einigen technischen Problemen zu kämpfen. Schon nach dem ersten Song gibt es Probleme mit den Drums, deren Behebung der Sänger irgendwie überbrücken muß und beim zweiten Song gibt das Mikro, das vorher schon einige Aussetzer hatte, den Geist auf. So muß J.R.Lee mitten im Song auf das Mikro des Kollegen an der Gitarre zurückgreifen, wobei gleich mal dessen Plektrum flöten geht. Sehr chaotisch also, doch die Band bleibt cool und zeigt, wie man es machen muß. Im Vergleich zu den beiden Bands vor ihnen sind The Told sehr melodisch, aber auch sie schaffen es nicht, ein paar Leute vor die Bühne zu ziehen. Das Publikum hält lieber respektvollen Sicherheitsabstand ein. Der Sänger macht gute Miene zum bösen Spiel, doch der Rest der Band wirkt immer lustloser. Er kann auch nicht wirklich überzeugen, der einzige wirklich fähige Mann ist Sänger Lee, der mit seiner Stimme wirklich beeindrucken kann.
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Die erste Band, die es wieder schafft, Leute vor die Bühne zu ziehen, sind Nion; wohl nicht zuletzt deshalb, da hier Mitorganisator Siggi Schüßler mitspielt. Ich habe die Band jetzt schon mehrmals gesehen und muß sagen, daß sie sich von Mal zu Mal verbessern. Hier fehlt wohl einfach noch etwas die Liveerfahrung. Dies merkt man vor allem Sängerin Marzena an, die doch noch sehr schüchtern wirkt, zudem immer sehr leise spricht und so nur schwer zu verstehen ist. Oft herrscht nach einem Song auch einfach nur peinliche Stille, weil die Band sich umarrangieren muß; hieran sollte man wirklich noch arbeiten. Nion sind die einzige Band des gesamten Festivals, die mit Sängerin auftritt. Nicht nur deshalb steht zu erwarten, daß es die Band schwer haben wird; auch musikalisch sticht man doch aus der Masse heraus. Mit mittelalterlichen und orientalischen Klängen, gemischt mit epischem Gothic Metal schafft man es aber doch, relativ viele Leute vor die Bühne zu locken. Bemerkenswert ist auch das Duett von Siggi und Marzena bei einem Song. Dazu gibt es noch eine Bauchtanzeinlage, die wohl vor allem den anwesenden Herren gefallen haben dürfte. So sind Nion, obwohl sie musikalisch nicht wirklich ins Festival-Konzept passen, die erste Band des Tages, von der eine Zugabe gefordert wird, die es dann in Form eines Covers gibt.
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Als nächstes betritt dann wieder eine truemetallische Band die Bühne. Und die macht uns erstmal Angst. Denn neben arg seltsamen Klamotten und Frisuren haben Palace aus Speyer entsprechend ihrer Herkunft einen richtig fiesen Pfälzer Akzent und in den Genuß dessen kommen wir während des Auftritts sehr häufig, da Sänger HP Piller offenbar gerne und viel redet. Über den Sinn und Unsinn dessen, was er da so von sich gibt, wollen wir mal lieber nicht reden. So faselt er auch schon mal was von irgendwelchen positiven Energien, die die Erde fluten, bevor es mit Divine Intervention, dem Titelsong der aktuellen Scheibe endlich wieder musikalisch weitergeht. Und da ist die Band gar nicht mal so schlecht; nur die Chöre klingen ab und an etwas schräg. Das Publikum geht auch endlich mal mit und so sind am Ende fast alle glücklich.
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Dann ist es auch schon Zeit für den Headliner des heutigen Tages, und das sind die Schwaben Sacred Steel. Die können, wie zu erwarten war, den höchsten Zuschauerzuspruch verzeichnen und, was noch viel wichtiger ist, bei ihnen herrscht auch mit Abstand die beste Stimmung. Und das, obwohl die Band heute ohne Bassist auskommen muß, denn der hatte laut Sänger Gerrit Mutz die glorreiche Idee, in kurzen Hosen Motorrad zu fahren und liegt jetzt im Krankenhaus. Deshalb „müßt ihr euch die tiefen Töne eben einfach dazudenken!“. Wir wünschen aber trotz großer Dummheit mal gute Besserung in Richtung Schwabenland. Daß die Stimmung gut ist, merkt man allein schon daran, daß bereits nach Battle Angel die ersten „Ausziehen!“-Rufe ertönen. Noch ziert sich der Sänger („Das wollt ihr nicht sehen!“) ein wenig, doch die Saarländer werden ihn schon noch rumkriegen. Zuerst einmal gibt es jetzt Probleme mit dem Drumkit (nicht zum ersten Mal an diesem Tag), so daß Gerrit gezwungen ist, dem Publikum ein paar Geschichten zu erzählen, z.B. von seinem schwimmenden und tauchenden Sohn. Oder so. Mit Charge Into Overkill gibt es anschließend einen neuen Song vom demnächst erscheinenden Album Carnage Victory, der ebenso begeistert abgefeiert wird wie alte Songs, z.B. Wargods Of Metal. Mit dem Titelsong Carnage Victory gibt es dann „was ruhiges zum Feuerzeuge anzünden“. Nur halten True Metal-Fans keine Feuerzeuge in die Luft, deshalb muß die Band da drauf verzichten. Nach Lust For Blood und Maniacs Of Speed erfolgen dann die nächsten „Ausziehen!“-Rufe. Als der Sänger sich noch immer ziert, folgt „Zeig uns deinen Bauch!“ (was natürlich nur von Godslave-Sänger Thomas stammen kann). Da kann sich Sänger Gerrit nicht länger widersetzen und zeigt uns seinen Bauch, was auch mit einem „Schön!“ gewürdigt wird. Nun gut. Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Man merkt jedoch, daß die Stimmung nun eindeutig auf dem Höhepunkt ist und Sacred Steel werden auch entsprechend abgefeiert. Zum Abschluß des Auftritts gibt es, wohl um der bierseligen Stimmung gerecht zu werden, das Cover (Empty) Tankard von – eben – Tankard. Danach wird selbstverständlich eine Zugabe gefordert, die aber aus unerfindlichen Gründen nicht gespielt wird.
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