Es ist Sommer; es ist Mitte Juli - endlich wieder Zeit für's Dong Open Air. Dieses Jahr steht das Festivalmotto ganz im Zeichen alter Western: 'Spiel mir das Lied vom Dong - Für eine Handvoll Kühe'. Wir sind dieses Jahr zum sechsten Mal dabei und passend dazu reisen wir auch zu sechst an. Das heißt, der Trek mit Hypnos und den vier Greenhorns, die zum ersten Mal den Dongberg erklimmen werden, setzt schon am frühen Morgen in Bewegung, während ich arbeitsbedingt die Nachhut bilde und erst um 16:30 ankomme.
Freitag
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Dieses Jahr dürfen Interrobäng das Dong eröffnen, wohl auch dank der Tatsache, dass sich ein Orga des Dongs in ihren Reihen befindet. Roland Leißa spielt hier nämlich Gitarre. Ansonsten sind sie der typische Dongopener, im Rest der Republik relativ unbekannt, aber im Dongland aufgrund annähernder Lokalität ein Begriff. Die junger Band aus Münster spielt Powermetal mit leicht folkloristischen Klängen und einem Gesangsstil, der an den Orient und Bands wie Orphaned Land erinnert.
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Wie der Name vermuten lässt, spielen In December Metalcore ganz vernünftiger Qualität. Lieder wie Revolution, das auch auf der Myspaceseite zu finden ist, werden absolut diszipliniert und routiniert vorgetragen. Der Publikumsandrang ist mäßig, aber die wenigen Leute haben größtenteils Spaß.
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Endlich komme auch ich nach einem Gewaltmarsch in einem rumpeligen Planwagen vom fernen Saarland am Fußes des Dongbergs an. Erwartungsgemäß muß ich weitab jeglicher Zivilisation parken und schleppe mich durstig, mit schwerem Gepäck und letzter Kraft Richtung Dongberg - entlang des einsamen, alten Schienenwegs...äh...der starkbefahrenen Geldernschen Straße. Wie auch immer - egal. Da ich noch eine alte Kampfverletzung habe, kommt mir Hypnos entgegen, um mir beim Schleppen zu helfen. Dadurch verpassen wir dann beide das entertainermäßige Highlight dieses Tages, wie uns später berichtet wird. Denn die Luxemburger Clanrock müssen wohl selber ziemlich tief ins Glas geschaut haben, bevor sie die Bühne betraten und im Laufe des Auftritts ging Sänger Mario Bruns angeblich auch noch seines Gebisses verlustig.
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So ist denn Elexorien die erste Band, die ich auf dem Dong sehe. Die jungen Niederländer sind definitiv die Band mit den längsten Songtiteln, was Stücke wie The Disciple Of The Night Under A Starless Sky oder The Serpent Strikes At Sunstone Hill Part II beweisen. Ersteren Song widmet man einer gewissen Sonja, die heute Geburtstag hat, verrät aber nicht, wer diese Sonja denn überhaupt ist. Die Musik des Sechsers ist sehr melodisch, erinnert phasenweise auch an Heidevolk - wirklich gut ist die Band aber nicht. Dafür klingt man stellenweise einfach zu schräg. Trotzdem ist das Zelt ganz gut gefüllt und die Menge geht ordentlich ab. Sängerin Iné macht ihre Ansagen auf englisch, während sie Gitarrist Lainedil mit Ansagen in fließendem Deutsch unterstützt, was die Band dann doch sehr sympathisch macht. Musikalisch kann die Band jedoch leider nicht wirklich überzeugen.
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Jetzt wird die Running Order etwas durcheinander gewirbelt. Denn da Dew-Scented kurzfristig ihren Auftritt absagen mußten, sind Ravage, die schon 2005 auf dem Berg zu sehen waren, eingesprungen. Allerdings spielen die nicht auf dem Slot von Dew-Scented, sondern tauschen mit The Very End, die statt dessen später spielen. Mit ihrem Rumpelthrash und Songs wie Dead Cravings kann die Band jedoch nicht allzu viele Leute vor die Bühne locken und das Zelt bleibt ziemlich leer. Doch man nimmt's mit Humor und der Sänger kündigt das Ende des Auftritts mit 'Das ist unser letzter Song, dann geht's wieder weiter mit Metal' an.
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Die anschließend spielenden Cast In Silence sind musikalisch gesehen schon ein Gegensatz zu Ravage. Der Frontmann muß die Band extra ankündigen; denn irgendwie liegt das Backdrop noch in Krefeld. Deshalb gibt's auch nur ein Groupie für jeden. Oder so ähnlich. Außerdem sind sie die 'Pussyband' heute - abgesehen von den anderen Pussybands. Denn die Bremer arbeiten mit cleanem Gesang und ohne Growls. Die Musik ist auch wirklich gut, der Gesang kann da leider nicht so ganz mithalten. Spaß macht die Band aber trotzdem. Die Songs, z.B. Two Minutes Hate oder The Last Straw sind kurz und knackig. Vor If Mourning Never Comes wirft man ein paar T-Shirts ins Publikum. Sowas kommt ja immer gut, aber trotzdem ist das Zelt noch ziemlich leer. Nach Fake spielt man mit Sanguine Eyes einen Song für die Österreicher, denn laut Sänger Lowin geht es in dem Stück darum, kleine Kinder einzusperren. Außerdem veranstaltet man noch ein Mitsingspielchen, bei dem man das sonst übliche 'Hey!' durch 'Dong!' ersetzt, was dazu führt, daß die Zuschauer begeistert mitmachen. Zum Abschluß des Auftritts gibt's dann noch ein Lied für die Franzosen: Mit Voyage Voyage spielt man ein wahrhaft furchteinflößendes Desireless-Cover, das aber eigentlich doch ganz cool ist und vom Publikum auch gut angenommen wird, denn anschließend verlangt man eine Zugabe, die aber leider nicht gespielt werden kann.
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Anstelle von Dew-Scented spielen jetzt The Very End, die von der Absage der Norddeutschen profitieren. Der Fünfer startet mit Flatline in seinen Auftritt, bevor es mit Sewn Eye Sleep weiter geht. Das Zelt ist gut gefüllt, die Leute springen, daß der Boden bebt und in der Tat klingt die Band wirklich nicht schlecht. Die Musik des Fünfers ist ziemlich melodisch, aber dennoch hart und weiß wirklich zu gefallen. Man bollert einen Song nach dem anderen raus: Stabwounds, The Loss Theory, Death Ticket und Minus Everything begeistern die Zuschauer. Die Band wird richtig gut gefeiert, ist aber leider auf Dauer doch etwas langweilig, da zu eintönig. Das Zelt ist aber gut gefüllt und mit Bone Patrol spielt man den letzten Song, bevor es mit Dornenreich weitergeht.
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Schade um den schönen Start. Das agressive Trauerbrandung ist eigentlich gut gewählt, um ein Metalset zu beginnen, aber sowohl dieses als auch danach Eigenwach sind aufgrund eines katastrophalen Sounds schwer zu verdauen. Bei Grell und Dunkel bessert sich sowohl der Sound als auch, damit verbunden, die Laune der Zuhörer. Die Besetzung ist ein wenig dezimiert im Vergleich zum großen Metalset auf dem Summer Breeze 2007. Eviga und Inve stehen natürlich, wie schon bei der Akkustiktour, im Vordergrund. Alleinige Unterstützung erhalten sie vom Schlagzeug. Gespielt wird, was das Repertoire hergibt. Von Schwarz schaut tiefsten Lichterglanz, das auf der Her von welken Nächten zu finden war, bis zu Reime faucht der Märchensarg von der Bitter ist's dem Tod zu dienen. Allerdings finden sich auch neuere Sachen wie Jagd und auch ein Stück vom nächsten Album. Als Zugabe gibt's noch Wer hat Angst vor Einsamkeit; irgendwie konnten sich wohl nicht alle am Anfang anwesenden Zuhörer für Dornenreich begeistern und so ist das Zelt am Ende doch merklich leerer als zu Beginn.
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Der Höhepunkt für alle Power Metal-Fans ist sicherlich der Auftritt von Rage als Freitagsheadliner. Das Zelt ist sehr gut gefüllt, aber erstmal heißt es warten, denn der Umbau zieht sich doch sehr in die Länge. Dafür sorgt die Durchsage, daß Elexorien es irgendwie geschafft haben, auf dem weitläufigen Gelände falsch zu parken für allgemeine Erheiterung. Offenbar sind die Niederländer dann doch von Bergen überfordert.
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Als das Publikum schon langsam unruhig wird und zu pfeifen beginnt, betreten die deutschen Metalveteranen endlich die Bühne. Mit Carved In Stone beginnen sie mit einem neuen Song, bevor es gleich als zweites Higher Than The Sky gibt. Was das jetzt soll, versteht man nicht so wirklich, denn das Publikum ist noch beim Warmsingen. Mit Set This World On Fire und All I Want schiebt man dann auch gleich zwei Mitsingstücke hinterher, bevor man mit Enough Is Enough ein richtig altes Stück auspackt. Der Sound ist bisher etwas basslastig, doch davon läßt sich kaum jemand stören. Das Publikum geht richtig mit und Song für Song wird mitgesungen. Ganz besonders natürlich bei Stücken wie Don't Fear The Winter. Lord Of Flies wird uns mit Gastsängerin Jen Majura dargeboten, ein Novum, das zumindest ich noch nicht erlebt habe. Nach From The Cradle To The Grave gibt es dann mit Prayers Of Steel einen Song aus Avenger-Tagen, der laut Peavy, der heute sehr kommunikativ ist, aus dem ersten der 25 Jahre währenden Geschichte von Rage stammt. Mit Suicide bleibt man auch erstmal bei den älteren Songs, bevor man mit Innocent einen Ausschnitt aus der Suite Lingua Mortis vom Speak Of The Dead-Album spielt. Allerdings erntet der Song bei der Ansage so gut wie keinen Jubel und das Zelt leert sich zusehends. Das dürfte wohl weniger an der dargebotenen musikalischen Qualität als an der etwas seltsamen Songauswahl liegen, die langsam immer mehr abfällt. Nach No Regrets gibt es mit Gib dich nie auf den einzigen deutschsprachigen Song von Rage, mit dem sie auch an Stefan Raabs Bundesvision Song Contest teilgenommen haben. Was die Fans davon halten, zeigt sich, als die Ansage des Songs einfach nur mit Stille gestraft wird. Peavy dagegen fragt sich, wieso es auf der Bühne eigentlich so viele lästige Fliegen gibt und glaubt nach einer Geruchsprobe unter der eigenen Achsel des Rätsels Lösung gefunden zu haben. Vielleicht auch deshalb ist nach War Of Worlds erstmal Schluß. Doch natürlich wird eine Zugabe gefordert und auch gespielt und zwar in Form von Soundchaser, dem Titelsong des 2003er Albums. Als endgültigen Abschluß spielt man dann das bejubelte, vom Publikum lautstark geforderte und dank Bully herrlich zum Festivalmotto passende Straight To Hell.
Damit geht dann auch der erste Festivaltag zu Ende. Insgesamt haben Rage einen wirklich genialen Auftritt hingelegt, allerdings kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß sie ihre Setlist falschherum gespielt haben. Was soll auf einem Festival so ein Käse wie Gib dich nie auf und dann auch noch so spät? Und welcher vernünftige Mensch spielt Higher Than The Sky als zweiten Song? Alles sehr seltsam, aber Spaß hat es trotzdem gemacht und das ist die Hauptsache.
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Teil 2 |