Samstag
„Samstag, der vierzehnte, was für ein Tag, gute Bands soll er bringen, hat man mir gesagt!“ Das habe ich jetzt sogar selbst geschrieben, aber nicht im Suff! Der Morgen beginnt so heiß, wie jeder Morgen auf dem Dong Open Air beginnt. Schon um 7 Uhr jagt mich die Hitze aus dem Zelt und ich mache mich erstmal auf Wanderschaft zum Auto. Unterwegs wird mir bewußt, wie verdammt weit der Weg zum Auto ist und ich denke mit Schrecken an den Sonntag, an dem ich die ganze Strecke nochmal laufen darf; dann aber als Packesel verkleidet. So sehe ich mir dann mal die „Treppe ins Glück“ an, denn es soll eine Treppe auf den Gipfel gebaut werden, wie mir das Bauschild verrät. Und wenn ich das Bild darauf richtig deute, wird es dann auch einen Teich in Gipfelnähe geben. Ich weiß schon, wo sich dann die ganzen hitzegeplagten Metaller treffen.
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Heute, kurz nach zwölf Uhr aber treffen sich viele erstmal im Zelt vor der Bühne, wo Nitrolyt den zweiten Tag des diesjährigen Dongs eröffnen. Die Band ist extrem kurzfristig für Aeveron eingesprungen, so dass sie im Programmheft gerade noch namentlich genannt sind. Dennoch findet sich schon eine beachtliche Anzahl Zuschauer ein, wie an diesem zweiten Tag überhaupt stets mehr Zuschauer als am Vortag im Zelt sind. Die junge Band aus Leipzig startet mit Soldiers in ihren Auftritt. Dieser Song geht gleich ordentlich ab, genau wie die Band. Man merkt ihnen ihre Freude am Spielen deutlich an, sie bewegen sich viel auf der Bühne, vor allem Gitarrist Sebastian Hupfer sowie der neue Bassist ohne Namen, der die ganze Zeit wie ein Gummiball über die Bühne hüpft. Auch das nachfolgende J.A.A.S. bringt Bewegung ins Publikum. Allerdings kommt das Stück live nicht ganz so gut rüber wie auf der CD. Mit Commercial Break, Russian Roulette und dem Titelsong des aktuellen Albums, Hollywood Death Scene, wird das Publikum auf den heutigen Tag eingestimmt und geht schon ordentlich mit. Das anschließende The Suffering klingt zunächst mehr nach Punk als nach Metal, um dann schließlich doch nach Melodic Power Metal zu klingen. Haunted nimmt dann etwas Tempo raus, bevor es mit Sign Language wieder deutlich schneller weitergeht. Damit können Nitrolyt die Zuschauer so sehr begeistern, daß sie noch eine Zugabe spielen müssen. Dafür wählen sie „ein Lied über Sex“ mit dem passenden Namen Strange Way aus. Die Musik der Band wirkt auf den ersten Blick recht simpel gestrickt, ja fast punkig; aber wenn man genauer hinhört erkennt man doch die progressiven Elemente. Während der Auftritt zu Anfang noch etwas zäh ist, gefällt mir die Band zum Ende hin immer besser. Der Bassist sieht zwar aus, als wäre er aus einem Hiphopper-Ferienlager entführt worden, rockt dafür aber ordentlich. Ein gelungener Auftakt des zweiten Tages.
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Die danach spielenden Runamok sehen aus, als seien sie doppelt so alt wie Nitrolyt. Dafür rocken sie die Hütte, respektive das Zelt aber mächtig. Das wird auch gleich vom Dong-Publikum quittiert, denn es sind ganz schön viele Zuschauer zu dieser frühen Stunde im Zelt zu sehen. Die Band mit dem James Hetfield-Lookalike an der Gitarre legt los mit Painslave. Der sehr amerikanisch klingende stonerrockmäßige Metal des Fünfers kommt beim Publikum auf jeden Fall sehr gut an. Auch Songs wie Invisible Man, Killed oder You Will Fail werden begeistert gefeiert. Die Band bewegt sich sehr routiniert auf der Bühne, vor allem Gitarrist Fabs schneidet ständig Grimassen und spielt mit Publikum und Fotografen. Aber auch das Stageacting von Bassist Dominik ist nicht zu verachten. Nach Guilty und Mother Earth kommt das Publikum des Dong Open Airs in den Genuß einer Weltpremiere, denn der neue Song Wargames wird vorgestellt. Obwohl unbekannt, wird auch auf diesen Song gebangt, was der Nacken hergibt. Leider ist der Auftritt von Runamok nach dem folgenden Back For Revenge auch schon zu Ende. Die Band, deren Mitglieder offenbar keine Nachnamen haben, konnte mit ihrem Auftritt heute sicher viele neue Fans gewinnen und hat auf jeden Fall richtig Spaß gemacht.
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Synasthasia aus dem Ruhrpott sind noch kurzfristiger als Nitrolyt für die Polen Darzamat eingesprungen. Ich habe sie jedoch leider verpaßt, da ein kurzer Regenschauer den Berg beglückte und ich in dieser Zeit mein Schlafdefizit der letzten Nacht ausgleichen konnte. Doch die Freude war nur von kurzer Dauer, denn die willkommene Abkühlung von oben war nach einer guten halben Stunde schon vorbei und die Sonne verwandelte mein Zelt wieder in eine Sauna. Also wieder ab vor die Bühne.
Wohl nach dem Motto „Je oller desto doller“ tritt die nächste Band auf. Ich habe keine Ahnung, wie alt die einzelnen Mitglieder von The Pokes sind. Zumindest einige Bandmitglieder sehen aber aus, als hätten sie die 30 und 40 schon weit hinter sich gelassen, was sie aber nicht davon abhält, ihre Musik mit einer Energie zu präsentieren, die so mancher wesentlich jüngeren Band fehlt. Sie sind auf den Dongberg gekommen, um der metallischen Welt den Folk Punk näher zu bringen. „Punk? Auf einem Metalfestival???“ Jaja, ich weiß genau, was der ein oder andere jetzt denken mag. Und doch: Es paßt. Es ist eine Stimmung im Zelt, wie man es nicht oft findet. Und den Punk, den bemerkt man größtenteils an der Kleidung, was sich in so gewagten Kombis wie Dreiviertelhose zu 14-Lochstiefeln, Streifenhemd und Union Jack-Kravatte oder Kopftuch zu Puffärmeln widerspiegelte, aber auf welchem Metalfestival werden die Menschen schon nach ihrem Äußeren beurteilt? Die Musik hört sich dabei mehr nach Irish Folk an, und auch Titel wie Lots Of Goodies, Poking The Fire und Good Bye Working Class klingen eher wie Songs einer irischen Folkband. Gotcha, ein Stück das schon auf der 2005er Demo enthalten war, verfügt über einen recht simplen Refrain, so daß bald das ganze Zelt mitsingen kann. Swindle und ’Til Death Do Us Part von der aktuellen Platte Poking The Fire kommen ebenfalls gut an und auch deutschsprachige Songs wie Oh Wunder werden nicht verachtet. Fast jedes Bandmitglied trägt zu den Backing Vocals bei, so daß Sänger Ian nie alleine dasteht. Jump The Gap und Take A Break markieren dann das Ende des Auftritts. Dabei können die Berliner das Publikum so weit auf seine Seite ziehen, daß noch Zugaben gefordert werden und die gibt es in Form von Hiding Out und I’m Glad. The Pokes haben es geschafft, das komplette Zelt zum tanzen zu bringen. Es ist jetzt keine Band, von der ich mir eine CD kaufen würde, weil es einfach nicht meine Musikrichtung ist, aber wer eine Band sehen will, die richtig Stimmung macht oder wer einfach nur Spaß haben will, der sollte auf jeden Fall bei Gelegenheit ein Konzert dieser Gruppe besuchen.
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Von fröhlich bunt wechseln die Farben des Festivals jetzt zu bedrohlich schwarz. Die nächste Band gehört einem Genre an, dessen Vertreter auf dem Dong Open Air eher dünn gesät sind. Die Black Metal Band Galskap betritt in Corpsepaint und mächtig vielen Nieten und Nägeln die Bühne. Was sogleich auffällt, ist, dass der Drummer mit seinem lässigen Outfit optisch so gar nicht ins Bild passen will. Darauf wurde die Band vermutlich schon öfter angesprochen, denn Sänger Grimmschlag erklärt gleich, dass er zwar nicht Black Metal aussieht, dafür aber der weltbeste Black Metal Drummer ist. Das vielleicht nicht gerade, aber als schlecht kann man ihn auch wirklich nicht bezeichnen. Die Band hat bisher erst zwei Demos veröffentlicht, präsentiert auf dem Dong aber viele Titel, die auf diesen nicht enthalten sind. Eröffnet wird jedoch nach einem Intro mit einem Song vom zweiten Demo, nämlich Blinder Instinkt. Terrornova geht gut ins Ohr und spätestens hier sind alle Fans böser Klänge am Bangen. Auf Kollisionskurs mit dem Rest der Welt werden Macht und Rebell, Sodom und Gomorrha besungen. …vom Pestwinde verweht ist ebenfalls vom letzten Demo. Der Auftritt wird dann mit Fegefeuer abgeschlossen. Insgesamt bietet die junge Band aus Bremen eine solide Leistung, verbunden mit viel Poserei und den Meisten im Publikum scheint es gefallen zu haben. Mir persönlich war die Musik von Galskap auf Dauer jedoch zu eintönig.
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Die nächste Band stellt für mich und wohl für die meisten Besucher des Festivals eine Premiere da. Es handelt sich nämlich um Van Canto, die wohl einzige a capella-Metalband der Welt. Unterstützt werden sie nur von den Drums, die Mitorganisator Dennis Strillinger verdrischt. Metal a capella? Wie soll das denn gehen? Mit vier Sängern und einer Sängerin! Nach der Eigenkomposition King gibt es gleich ein Sahnehäubchen: Mit Iron Maidens The Trooper kann die Band die Zuschauer sofort auf ihre Seite ziehen. Hier bekommt auch die sonst nur von den Japanern bekannte Sitte, Soli mitzusingen, eine völlig neue Bedeutung. Einfach nur genial umgesetzt! Derweil tragen Leadsänger Sly und Drummer Dennis offenbar bandintern den Wettkampf „Wer trägt die schönste Blümchenhose?“ aus. Anders sind die wunderbar gemusterten, gar hübsch anzusehenden, aber so gar nicht metallischen Beinkleider der beiden eigentlich nicht zu erklären. The Mission wird dem im Zelt anwesenden Menschen gewidmet, der das Video dazu gedreht hat und der dafür erstmal extra Applaus von Publikum und Band bekommt. Die Van Canto bietet jedoch nicht nur gute Musik, sondern man hat sich auch ein witziges Mitbringsel einfallen lassen (das aber leider irgendwie kaum einer verstanden hat), das Sänger Sly vor She’s Alive im Publikum verteilt. Da es in der Band keinen Gitarristen gibt, machen Luftgitarren logischerweise wenig Sinn. Daher hat man Luftmikrofone mitgebracht und damit eine bleibende Erinnerung geschaffen, denn noch den ganzen Tag sieht man Leute mit aufgeblasenen Mikrofonen über den Berg huschen. Nach I Stand Alone darf sich das einzige Instrument der Band noch in einem Solo austoben, bevor es zum Abschluß des Auftritts dann wieder, wie zu Beginn, ein Cover gibt. Allerdings finde ich die a capella-Version von Metallicas Battery längst nicht so gut wie The Trooper. Gerade den Beginn des Songs finde ich recht schwach, doch die Band (oder sollte man besser „der Chor“ schreiben?) steigert sich bald und gegen Ende wird es richtig gut. Trotzdem hat mir The Trooper wesentlich besser gefallen. Den Zuschauern scheint jedoch auch Battery sehr gut abzugehen. Sänger Sly unternimmt einen Ausflug ins Publikum und läßt sich auf Händen tragen. Daß das Experiment Metal a capella geglückt ist, wird dann dadurch bewiesen, dass die Band nicht ohne Zugabe von der Bühne darf.
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Jetzt gibt es aber wieder Gitarren zu hören, und das nicht zu knapp, denn die Hamburger Dark Age sind alles andere als leise. Mit Fix The Focus startet die Band in ihren Auftritt und von der ersten Minute an wird im Publikum gebangt, was das Zeug hält. Doch mit dem harten und kalten Daily Combat kann die Stimmung noch mehr gesteigert werden und im Publikum ist die Hölle los. Neokillers kommt ebenfalls sehr gut an und mit Black September gibt es schon mal einen Vorgeschmack auf das kommende Album Minus Exitus. Bei der Ohrwurmnummer Zero bangt das ganze Zelt und die Stimmung ist auf ihrem Höhepunkt. Nach Last Words bedankt sich Sänger Eike Freese bei den Veranstaltern des Dong Open Airs für das tolle Festival (und diesen Dank haben sie sich wirklich mehr als verdient). Dann gibt’s nochmal ein neues Stück, und zwar das Titelstück der neuen Platte Minus Exitus. So langsam könnte die Scheibe mal fertig werden, denn die neuen Songs, die bei den Liveauftritten immer gespielt werden, dürfte mittlerweile jeder Fan auswendig können. Auf das geniale Suicide Crew wird vor der Bühne wieder gebangt, als gäbe es kein Morgen und Dark Age rocken das Zelt. Nach Dare To Collapse ist aber leider schon viel zu früh zu Ende. Nicht nur ich hätte gerne mehr von den Nordlichtern gesehen, aber leider durften sie aus Zeitgründen auch keine Zugabe mehr spielen. Sehr, sehr schade. Ich hatte die Band ja im Januar schon einmal gesehen, fand sie damals aber gar nicht so überragend. Aber was ich auf dem Dong gesehen habe, hat mich endgültig davon überzeugt, daß ich mir von dieser Band ganz dringend ein paar CDs zulegen muß.
All We Hate verpasse ich dann leider wieder, da Nahrungsaufnahme mittlerweile dringend nötig ist. Aber immerhin kann Sänger Marcello mit dem Spruch des Festivals punkten: „Ich finde, in Deutschland sollte auch Platz für Nazis sein! 1 Meter breit, 2 Meter lang und 6 Fuß tief!“ Derweil genieße ich die Vorteile der Backstage-Dixies, die nicht nur sehr sauber sind, sondern auch, wenn eine Band spielt, gar wunderbar vibrieren und klappern. Da merkt man erstmal, wie viele Metallteile in so einem Kunststoffhäuschen verbaut sind. Was ein Höllensound!
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Dafür bin ich aber rechtzeitig da, um die Schweizer Eidgenossen Eluveitie zu genießen. Andro, das die aktuelle Platte Spirit beschließt, eröffnet das Set auf dem Dongberg. Mit Your Gaulish War gibt es weiteres Stück von dieser Scheibe, das trotz seiner Länge einfach nicht langweilig wird. Von Anfang an posen die beiden über und über mit Tattoos bedeckten Brüder Rafi und Sevan Kirder wie die Weltmeister und Sevan begeistert mit seinem Gemsenschädeldudelsack. Diese Band ist einfach ein Augenschmaus. Denn für die männlichen Besucher gibt es ebenfalls einiges zu sehen. Auch wenn die beiden weiblichen Mitglieder Anna Murphy und Meri Tadic anfangs etwas lethargisch wirken, hüpfen doch auch sie bald fröhlich und teilweise barfuß über die Bretter. Und spätestens bei den treibenden Rhythmen von Song Of Life springt das ganze Zelt im Takt, daß die Bodenplanken schwingen und sich weit durchbiegen. Auch Lament und Of Fire, Wind And Wisdom werden vom ganzen Zelt, das bis weit hinters Mischpult gefüllt ist, mitgesungen. Der wilde Haufen Schweizer Multiinstrumentalisten gönnt dem Publikum keine Verschnaufpause und so geht es gleich weiter mit Slanias Song und Primordial Breath. The Dance Of Victory läßt nicht nur die Band, sondern das ganze Publikum wild durch die Gegend hüpfen. Mit Tegernakö, The Endless Knot und Spirit gibt es dann zum Abschluß des Auftritts einen Dreierpack vom aktuellen Album, dann ist aber auch leider schon Schluß mit dem Schweizer Gastspiel. Doch so einfach läßt man eine solche Band nicht ziehen und es wird vehement nach einer Zugabe verlangt, die es dann in Form von Uis Elveti auch noch gibt. Das war wieder einer der Auftritte, die einfach viel zu kurz sind – aber auch verdammt anstrengend.
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Alle (zwei) Jahre wieder, kommt nicht das Christuskind, sondern kommen Skyclad in schöner Regelmäßigkeit auf den Dongberg. Dabei hat dieses Mal eine höhere Kraft versucht, ihnen ganz schöne Steine in den Weg zu legen. Auf dem Flug von England nach Deutschland gingen irgendwie die Instrumente verloren und landeten in Paris. Nur George Biddles Geige, die sich im Handgepäck befand, kam heil an. Also mußten sich die Musiker ihre Instrumente notgedrungen von anderen Bands zusammenleihen. Dies alles erzählt Sänger Kevin Ridley dem Publikum zwischen den einzelnen Songs bei einem Plastikbecher Rotwein. Allerdings muß man sich schon arg konzentrieren, um das Genuschel des guten Mannes zu verstehen. Wie gut, daß er so redselig ist. Wie auch immer, die Band läßt sich auf der Bühne nichts von dem Ärger über die verlorenen Instrumente anmerken und legt nach dem Intro gleich mit einem Song mit dem wunderschönen Titel A Great Blow For A Day Job ordentlich los. Danach gibt es The Antibody Politic vom 2000er Folkémon-Album und The Widderjins Jig, das immerhin schon über 15 Jahre auf dem Buckel hat. The Song Of No-Involvement vom 2004er Album A Semblance Of Normality ist dagegen ein wahrer Jungspund. Mit Helium gibt es dann eine Weltpremiere. Diesen Song hat die Band noch nie live gespielt, aber auf Wunsch eines der Organisatoren, wird er dann auf dem Dong entjungfert. Das freut die Organisatoren sehr, und so wird nicht nur hinter, sondern auch vor der Absperrung zum Fotograben gebangt, was das Zeug hält. Auch Parliament Of Fools wird begeistert gefeiert. Zwischen den einzelnen Songs erzählt Kevin Ridley dem Publikum immer wieder kleine Geschichten, die häufig vom Verlust von Instrumenten handeln. Oder von neuen Songs. Und da die Jig-A-Jig-EP beim letzten Dong-Besuch der Band noch nicht erschienen war, gibt es nun einen für das Dong neuen Song von dieser EP, nämlich They Think It’s All Over, (Well Is It Now?). Da mit den Instrumenten auch die Setlist verloren ging, wird heute das gespielt, was gerade in den Sinn kommt. Jetzt sind das der von allen mitgesungene Anotherdrinkingsong, Lightening The Load oder Earth Mother, The Sun And The Furious Host. Anschließend gibt es wieder etwas richtig altes zu hören, nämlich Spinning Jenny und dann wieder einen Sprung in der Bandhistorie nach vorn zu Ten Little Kingdoms. Und dann steht uns wieder eine Premiere ins Haus, denn das nächste Stück dürfte so ziemlich jedem unbekannt sein. Es wird auf der neuen Platten enthalten sein, „which will be released in twothousandblablabla…“. Nun ja, die Engländer sind ja für ihren Humor und ihr Chaos bekannt. Still Small Beer heißt der neue Song und könnte auch gut als Drinkingsong No. 2 durchgehen, wie er auch von Kevin Ridley angekündigt wird. Inequality Street und vor allem Penny Dreadful dürften dann aber wieder fast alle im Zelt Anwesenden kennen, da sie zu den bekannteren Songs der Band gehören. Emerald markiert dann aber schon den Abschluß des Auftritts, eine Zugabe ist leider nicht drin. Es war wieder einmal ein super Auftritt der Band, die sich auch durch den Verlust der eigenen Instrumente nicht aus der Fassung bringen ließ. George Biddle hüpfte fröhlich wie eh und je (sie hatte ja auch gut lachen. Vielleicht sollten die anderen Bandmitglieder auf Ukulele oder ähnliches Umsteigen um ihre Instrumente in Zukunft auch im Handgepäck transportieren zu können) über die Bühne, lachte und strahlte übers ganze Gesicht, die anderen wirkten auch glücklich und zufrieden. Genau wie das Publikum, das die Band gebührend feierte.
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Jetzt kommen wir auch schon zur letzten Band des diesjährigen Dong Open Airs. Die Finnen Ensiferum sind dieses Mal der Headliner. Sie beginnen ihren Auftritt gleich mit einem neuen Song, Deathbringer From The Sky, einem Lied, das das Potential zur neuen Bandhymne hat. Anschließend gibt es dann aber gleich was vom Debüt, nämlich Treacherous Gods, bevor es wieder einen neuen Song gibt. Zunächst einmal wird dem Publikum die korrekte Aussprache von Ahti näher gebracht. Und als die Zuschauer so gebührend vorbereitet sind, kommen sie auch endlich in den Genuß des Songs, dessen Refrain dank der Auspracheübungen von jedem laut und fäustereckend mitgesungen werden kann. Mit Into Battle gibt es den ersten Song vom Album Iron. Danach präsentiert man uns die Bandhymne Token Of Time, die natürlich das ganze Zelt mitsingen kann. Dann bleibt man erstmal in neueren Gefilden. Nach Blood Is The Price Of Glory vom aktuellen Album Victory Songs gibt es Dragonheads von der gleichnamigen EP und The New Dawn, ebenfalls vom neuen Album. Im Tale Of Revenge berichtet die Band vom Gefühl der Rache, um schlußendlich als Sieger hervorzugehen. Der fast zehnminütige Victory Song schallt aus dem Zelt über den Dongberg und kündet vom Sieg der Finnen. Das Publikum haben sie dabei auf jeden Fall auf ihrer Seite. Und dazu brauchten sie noch nicht einmal einen Zaubertrank. One More Magic Potion spielen sie zur Freude der Anwesenden aber trotzdem. Die Guardians Of Fate holen zum finalen Schlag aus, doch das Publikum bangt, als gäbe es kein Morgen, und festivaltechnisch gesehen stimmt das ja auch. Es ist die letzte Band des Festivals, hier kann man noch einmal alles geben und sich den Nacken zuschanden bangen. Das endgültig letzte Stück, das dieses Jahr über den heiligen Berg schallt, ist Iron. Sänger Petri Lindroos muß dabei unbedingt noch kurz vor Schluß ein Mitsingspielchen unterbringen. Und so stehen wir alle da, finden es eigentlich bescheuert, singen aber trotzdem lautstark dä dädädä dädädä. Es gehört eben irgendwie dazu. Viel zu früh verläßt sie Band die Bühne. Wo war LAI LAI HEJ? Wo war Wanderer? Und hätte man nicht das geniale Cover von Lady In Black spielen können? Trotzdem war es ein super Auftritt, wenn auch viel zu kurz, mir tut der Nacken weh und ich bin fix und fertig. Und traurig, weil sowohl der Auftritt der Band als auch das Festival jetzt vorbei sind.
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Fazit
Soll man über das Dong noch großartig Worte verlieren? War es nicht wie immer? Einfach großartig, toll, einzigartig? Ja, das war es und noch viel mehr, denn das Dong ist irgendwie anders als andere Festivals. Wir haben viele Freunde getroffen, sei es an einem Merchandise-Stand oder unter den Bands (vielen Dank nochmal an Cheeno für Bier, Bergrollen und höchst wissenschaftliche Theorien über Zecken). Doch leider war nicht alles eitel Sonnenschein. Zum einen war da der unglaublich weite Weg, den wir dieses Jahr mit unserem Gepäck zurücklegen mußten, vorbei an vielen freien Parklücken. Sicher hätten wir auch den Shuttlebus benutzen können, aber dort stand eine so lange Schlange an, daß wir die ersten Bands auf jeden Fall komplett verpaßt hätten. Dann kam es offenbar zu vielen Diebstählen (uns selbst kam zum Glück nichts abhanden), mittlerweile wird jedoch vermutet, daß diese von einer organisierten Bande ausgingen. Hoffen wir, daß es so ist und nicht Metaller Metaller bestehlen. Ebenfalls sehr ärgerlich war der viele Müll, den die Leute mal wieder zurück ließen. Ist es denn zuviel verlangt, einen kleinen Müllsack mitzunehmen (der wiegt auch gar nicht viel) und seinen Scheiß da reinzupacken? Genauso unnötig war die Dixi-Umwerfaktion, bei der sogar jemand zu Schaden kam. Dixies umwerfen ist NICHT lustig, es ist lebensgefährlich, denkt mal drüber nach! Von solchen Idioten abgesehen war das Dong aber mal wieder ein sehr friedliches, entspanntes Festival; und ganz gleich, welche Bands nächstes Jahr dort spielen – ich werde wieder da sein.
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