27.08.2009 Saarbrücken, Garage
EDGUY
POWERWOLF
Eigentlich sollte das Konzert ja schon im Mai stattfinden, mußte dann jedoch aufgrund anderweitiger Verpflichtungen des Headliners ausfallen. Jetzt wird es endlich nachgeholt und die Garage ist wirklich gut gefüllt. Leider gibt es mal wieder das typische Garagenproblem: Die Konzerte beginnen früher, als auf Homepage und Karte angegeben. So läuft schon das Intro von Powerwolf, als ich an der Kasse stehe und ich schaffe es gerade noch so pünktlich zum ersten Song in den Graben.
Vom heimischen Publikum wird die Band begeistert empfangen, allerdings fällt der Applaus heute nicht so lautstark aus wie sonst und so begrüßt Sänger Attila besonders die Edguy-Fans, die Powerwolf noch nicht kennen. Mit Raise Your Fist, Evangelist beginnt man gleich mit einem neuen Song, der nicht ganz so gut ankommt wie das ältere Stück We Came To Take Your Soul. Währenddessen führt der Wolf den Kampf gegen das Rauchverbot auf seine Art und Weise: Um den Gestank hunderter schwitzender Leiber zu übertünchen hat man am Bühnenrand einen Behälter mit Weihrauch aufgestellt, nicht ohne den perfiden Hintergedanken, dadurch jemanden umkippen zu sehen. Wahrscheinlich rekrutieren sie damit dann auch ihre Groupies. Zwei Wölfe, äh, Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Praktisch. Bei Panic In The Pentagram geht einem dann der Weihrauchgeruch auch schon gehörig auf den Senkel, doch den Wolf kümmert's nicht. Der zelebriert mit Vampires Don't Die weiter seinen Auftritt. Doch auch bei Prayer In The Dark will irgendwie nicht so recht die Stimmung aufkommen, die sonst auf Powerwolfkonzerten herrscht. Dies ändert sich erst mit dem neuen Song Werewolves Of Armenia, dessen Ankündigung aus dem Publikum mit einem freudigen 'Hallelujah!'
begrüßt wird. Noch lustiger wird es beim nächsten Song, den Sänger Attila Dorn mit der Frage 'Hattet ihr heute schon einen Stracken?' ankündigt: Resurrection By Erection hat einfach einen herrlich sinnlosen Text. Deshalb spielt man heute auch Saturday Satan, obwohl ja eigentlich Donnerstag ist. Aber man kann ja nicht alles haben. Damit ist man dann aber auch leider schon zum Ende des Auftritts gekommen und zum
Abschluß der heiligen Wolfsmesse segnet Priester Attila das gebenedeite Konzert, Edguy, das Publikum, einfach alles. Und wir alle können es gut
gebrauchen, denn es ist abartig heiß in der Garage. Kühler wird es durch die frommen Wünsche des heiligen Wolfes zwar auch nicht, aber wir kommen dadurch noch in den Genuß eines letzten Songs, nämlich Kiss Of The Cobra King. Danach wird zwar fleißig eine Zugabe gefordert, die ist
heute aber leider nicht drin. Vermutlich wegen akuter Schmelzgefahr auf der Bühne. Denn mittlerweile ist es so heiß, daß die Wölfe zum anschließenden Treffen mit den Fans nur tropfend erscheinen; aber viele Zuschauer tropfen und dünsten ebenfalls mächtig aus. Insgesamt haben Powerwolf mal wieder ein prima Heimspiel hingelegt, das jedoch nicht ganz so viel Jubel hervorrief wie sonst. Offenbar sind Edguy-Fans da etwas zurückhaltender. Auch war der Sound nicht gerade ansprechend und das Licht ging zeitweise auch mal zum Teil flöten. Aber Hauptsache, alle hatten trotzdem Spaß.
Als Edguy dann nach ewig scheinender Umbaupause endlich die Bühne betreten, bricht lauter Jubel aus. Die Band legt mit gleich drei neuen Songs los, darunter auch Speedhoven und man ist schier erstaunt, daß sich der sonst so redselige Tobias Sammet mit seiner ersten Ansage bis zum 3. Song zurückhalten kann. Dann gibt's mit Tears Of A Mandrake einen etwas älteren Song, nach dessen Ende Sänger Tobias Sammet ein typisches Saarländerproblem auffällt: 'Ihr seid laut, aber das Timing läßt zu wünschen übrig!'. Trotzdem erfreut man uns mit Mysteria von der Hellfire Club und für die alten Fans gibt's mit Vain Glory Opera ein echtes Schmankerl. Mit Ministry Of Saints gibt es anschließend wieder einen neuen Song, was das Publikum mit dem Werfen von Unterwäsche auf die Bühne honoriert. Leider handelt es sich dabei jedoch um Herrenunterwäsche, die Tobi dann lieber dankend ablehnt und statt dessen auf Gitarist Dirk Sauer verweist, denn 'Der weiß es zu schätzen, die
alte Analratte!'. Zum Sound von Fluch der Karibik darf Felix Bohnke dann zum Drumsolo (hiermit wünsche ich mir ein Konzert ohne Drumsolo!) ran, was bei der heute im Saal herrschenden Hitze besonders fies ist. Außerdem wird es auf die Dauer ganz schön langweilig. Naja, dafür wird Tobi bei
The Pride Of Creation durch die vielen 'Ausziehen!'-Rufe ganz wuschig. Also wird man mit Save Me ganz romantisch und läßt das Publikum die Feuerzeuge nach oben recken. Dann jedoch schafft es der Sänger, sich mit der ihm eigenen Leichtigkeit beim Publikum unbeliebt zu machen. Erst gibt es fiese Sprüche gegen den heiligen FCS, was dazu führt, daß Tobi mit Fußbällen beworfen wird, worüber er sich jedoch köstlich amüsieren kann. Dann setzt er jedoch noch einen drauf und lobt das Saarland als Geburtsland von Erich Honecker, was zu Buhrufen führt, die jedoch schnell in 'Ausziehen!'-Rufe übergehen. Wie auch immer das zusammenhängen mag (Argh! Diese Bilder!). Tobi jedenfalls sieht ein, daß er es mal wieder geschafft hat, die Stimmung so richtig zu drücken und um dem entgegenzuwirken gibt's jetzt ein bescheuertes edguytypisches Mitsingspiel,
das es tatsächlich schafft, die Stimmung zu heben. Richtig lustig wird es dann erst wieder beim nächsten Song Lavatory Love Machine. Der Song an sich ist ja schon lustig, doch Tobi übertrumpft das Ganze noch, als er entsetzt feststellt: 'Was hast du denn auf deinem Schild stehen?' - 'Tobi, ich bin ein Kind von dir!???' Auf den Schreck hin bleibt nur Superheroes als Song, der dann auch schon der letzte sein soll. Immerhin verspricht uns der Sänger, daß die Band irgendwann in den nächsten 20 Jahren wieder in Saarbrücken spielen will. Dann vielleicht wirklich
mit eigenen Kindern im Publikum (?). Das wiederum läßt so lange nicht locker, bis die Band nochmals auf die Bühne kommt, wo Tobi erstmal erklärt, daß Dirk Sauer natürlich nicht schwul ist. Ob er trotzdem gerne männliche Schlüpfer auf der Bühne haben mag, bleibt uns jedoch unbekannt. Nach Sacrifice gibt's mit Babylon, das von den Zuschauern fleißig gefordert wird, endlich mal einen richtig alten Song. Und der Sänger verspricht, auf der nächsten Tour in Saarbrücken Station zu machen. Anschließend geht der Auftritt mit King Of Fools viel zu früh zu Ende. Gerne hätten ich und auch andere noch mehr Songs gehört, der Auftritt erschien einem einfach viel zu kurz.
Im Vorfeld hatten ja viele Bekannte gemosert, daß Edguy so schlecht geworden wären. Da ich die Band aber seit 2001 nicht mehr live gesehen habe, wollte ich mir auf jeden Fall selbst ein Bild machen. Und da kann ich die Ansichten meiner Bekannten nicht teilen. Zwar wurden meiner Meinung nach zu wenig alte Songs, v.a. kein einziger von der Savage Poetry gespielt, aber ansonsten war der Auftritt wirklich super. OK, das Drumsolo war nervig und ich hätte statt dessen lieber noch einen richtigen Song gehört, aber gut, man kann nicht alles haben. Der Sound war besser als bei Powerwolf, die Band war gut drauf, ich werde mir Edguy auch beim nächsten Mal ansehen.
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