22.01.2009 Saarbrücken, Garage
GRAVE DIGGER
ALESTORM
TALETELLERS
Nach längerer Zeit ist es mal wieder soweit: Ein Konzert in der Garage. Und wie immer kann sich die Garage nicht an die
Beginnzeiten halten bzw. nicht die richtigen Zeiten auf die Homepage schreiben. Ist das eigentlich so schwer? Wie auch immer,
als wir um 19:45 Uhr in der Halle sind, ist die erste Vorband schon kräftig am spielen und wie wir von einigen schon länger
anwesenden Bekannten erfahren, spielt die Band auch schon seit kurz nach halb Acht. Von wegen Beginn 20:00 Uhr
Daher sehen wir von den saarländischen Lokalmatadoren Taletellers, die zur Zeit mit Grave Digger durch Deutschland touren,
so gut wie gar nichts. In den Fotograben komme ich sowieso nicht mehr und ein Teil der verbliebenen Spielzeit geht dann noch
für diverse Begrüßungen drauf. Daher kann ich auch nicht wirklich viel zur Band sagen. Die Taletellers geben sich auf jeden Fall
redlich Mühe, posen auch ganz anständig, können das Publikum jedoch nicht wirklich mitreißen, was etwas schade ist. Leider
macht man auch sehr wenig Ansagen (zumindest in der Zeit, in der wir da waren), beim letzten Song kommt dann aber doch noch
etwas Stimmung auf.
Ungleich mehr Stimmung herrscht von Anfang an bei den schottischen Piraten Alestorm. Dafür haben diese andere Ausfälle
zu verzeichnen, z.B. den Sound. Doch dazu später mehr. Zunächst einmal fällt als optische Neuerung auf, daß es schon wieder
einen Line Up-Wechsel gegeben hat. Bassist Dani Evans bedient jetzt die Gitarren und Neuzugang Gareth Murdock steht nun am Baß.
Auch gut. Die Band beginnt mit Wenches And Mead, bei dessen Refrain sich wieder einmal die Begeisterung von Sänger Chris
Bowes für die deutsche Sprache zeigt, denn der Mann dichtet den Refrain kurzerhand in „Weiber und Bier“ um (bzw. ist das die
Version, in der der Song auf der neuen EP steht). Dann wandern auch schon die Drums ins Nirvana und in der kurzen Umbaupause
zockt man instrumental etwas What Shall We Do With A Drunken Sailor. Weiter geht es mit einem neuen Song,
Leviathan, dem Titelsong der aktuellen EP. Die allseits bekannten Songs Nancy The Tavern Wench und Over The
Seas werden vom Publikum zwar begeistert mitgesungen, der Sound ist jedoch alles andere als begeisternd. Immer wieder fallen
irgendwelche Instrumente oder Instrumentteile aus oder sind nicht zu hören, die Snare scheppert und insgesamt ist der Sound
so mies, daß man die einzelnen Songs kaum erkennen kann. Die Band selber spielt auch nicht immer synchron, was aber wohl daran
liegt, daß der Sound auf der Bühne auch nicht besser ist als davor. Irgendwann resigniert man dann und läßt seine verzweifelten
Zeichen an den Soundmann sein – hat ja sowieso weder Sinn noch Erfolg. Bei Huntmaster klingt es dann zur Abwechslung mal
so, als seien die Boxen komplett mit Watte vollgestopft, während bei Set Sails And Conquer dann fast nur noch Keyboard
und Gesang zu hören sind. Nach einer kurzen Bandvorstellung beendet man den Auftritt mit einem weiteren neuen Song und dem
unvermeidlichen Captain Morgan’s Revenge. Eine Zugabe wird zwar gefordert, ist aber leider nicht drin. Das heißt,
eigentlich ist es besser so. Denn ich muß wirklich sagen, daß ich noch selten so einen schlechten Sound gehört habe (der
teilweise wirklich wehgetan hat) und daß ich noch selten so das Ende des Auftritts einer Band, die ich eigentlich mag,
herbeigesehnt habe. Obwohl sowohl die Jungs als auch die Fans noch das beste aus der Situation gemacht haben – das war einfach
grausam.
Zum Glück ändert sich das dann beim Headliner Grave Digger mehr als deutlich, denn die Band hat einen richtig guten
Sound. Auch hier gibt es optische Neuerungen, denn Keyboarder Hans Peter Katzenburg hat eine Statusanhebung erfahren und darf
jetzt auch mit auf die Bühne. Zwar nur hinter die Drums, aber immerhin. Vielleicht schafft er es in ein paar Jahren ja mal an
den Bühnenrand. Man beginnt gleich mit dem Titelsong des neuen Albums, Ballad Of A Hangman und sperrt für diesen Song
auch den Graben für die Fotografen, denn es sind Pyros angesagt. Die Ruhrpottler wollen ihren Fans was bieten. Doch das tut
man in erster Linie mit der Setlist. Denn das ist nicht die gleiche wie auf der letzten Tour oder auf den Festivals, sondern
sie steckt voll mit alten Schätzen. Zunächst bleibt man jedoch mit Valhalla und Hell Of Disillusion beim neueren
Material. Zu Beginn haben auch Grave Digger mit leichten Soundproblemen zu kämpfen und das unbeabsichtigte Zwitschern der
Gitarre während einer Ansage führt Sänger Chris Boltendahl auf Animal Hoarding (Wellensittiche) in der Gitarrenbox zurück.
Ja ich wußte schon immer, daß der Mann nicht ganz normal ist. Mit Wedding Day, Witch Hunter und Lion Heart
packt man dann ein paar alte bis ganz alte Perlen aus, die gerade von der älteren Zuschauergeneration frenetisch bejubelt werden,
während das Gitarrenduo Hermann/Schmidt beim Posen Grimassen zieht, als hätte es übelste Schmerzen. Der Sound ist um Welten
besser als bei Alestorm, und die Setlist enthält nur noch Hits. Egal ob neues Material wie Silent Revolution,
Stormrider und The Last Supper oder auch älteres wie Headbanging Man, House oder Knights Of The
Cross. Mit My Blood Will Live Forever präsentiert man dann einen Song, der nicht regulär auf dem Album steht,
sondern auf der Single Pray zu finden ist. The Dark Of The Sun, Excalibur und Rebellion, auf das
man unmöglich verzichten kann, markieren dann als 90er-Truppe den Schluß des Auftritts. Aber eine Band wie Grave Digger läßt
man nicht ohne Zugabe gehen und so müssen die Mannen noch einmal ran. Zunächst gibt es The Reaper, dann Pray
und den endgültigen Schluß zelebriert man minutenlang mit Heavy Metal Breakdown und diversen Applausspielchen. So hat
man dann insbesondere den älteren Anwesenden ein seliges Grinsen ins Gesicht gezaubert. Die Pyros waren eine Neuerung gegenüber
der letzten Tour, auf Dauer dann aber doch langweilig, da immer gleich. Und diese Rauchsäulen, die es immer mal wieder
zwischendrin gab – die wirkten eigentlich mehr wie verhungerte oder hustende Pyros als irgendwie beeindruckend, aber darüber
kann man im Großen und Ganzen hinwegsehen. Und dann sollte bitte unbedingt irgendwer mal Chris Boltendahl ein „ti-äitsch“
schenken. Bitte! Rein musikalisch war es aber ein klasse Auftritt und bei den neuen Songs hat sich gezeigt, daß sie live
wesentlich besser rüberkommen als auf Platte und die Band hier echte Mitsinghymnen geschrieben hat.
Nach dem Auftritt trinken wir noch ein Schlückchen Met mit Chris und Gareth von Alestorm, die sich wie üblich als freundliche,
betrunkene und durchaus etwas verwirrte Zeitgenossen herausstellen. Leider müssen wir recht früh wieder gehen, da wir zur
arbeitenden Gesellschaft gehören. Sonst hätte das noch ein sehr lustiger Abend werden können. Bleibt nur die Frage offen,
warum Alestorm so einen extrem schlechten Sound hatten, während er bei den Taletellers und Grave Digger eigentlich in Ordnung
war.
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