19.11.2008 Saarbrücken, Garage:
SONATA ARCTICA
PAGAN’S MIND
VANISHING POINT
Jahrelang haben Sonata Arctica einen großen Bogen um unsere Region gemacht. Jetzt sind sie nach knapp einem Jahr schon zum
zweiten Mal in Saarbrücken. Und anscheinend ist das Publikum dadurch schon übersättigt, denn die Garage ist für eine Band dieser
Größenklasse eher spärlich gefüllt.
Den Auftakt machen die aus Australien stammenden Vanishing Point. Man macht zwar recht wenig Ansagen, zeigt sich dafür
aber umso spielfreudiger und schreckt auch nicht vor Spielchen mit dem Publikum zurück, das sich jedoch als äußerst willig
erweist, obwohl nicht sehr zahlreich vorhanden. Begeistern kann insbesondere Sänger Silvio Massaro, der mit seiner Stimme
wirklich beeindrucken kann. Eher erschreckend ist dagegen das Schuhwerk von Keyboarder Jake Lowe der mit evil Flip-Flops auf
der Bühne steht. Alles in allem eine gute Band, nichts besonderes, aber als Anheizer doch gut geeignet und dies ist ihnen auch
sehr gelungen.
Als zweite Vorband spielen Pagan’s Mind auf. Entgegen dem, was man aufgrund ihres Namens und ihrer Herkunft vermuten
würde, machen die Norweger keinen Paganmetal, sondern astreinen Prog Power Metal. Wer im Frühjahr schon auf der Tour von
Brainstorm war, der weiß das, denn auch da spielte die Band im Vorprogramm. Und wie schon im März, so spielt man auch heute
hauptsächlich Material der aktuellen Scheibe God’s Equation, z.B. Atomic Firelight. In Punkto Spielfreude kann
man seine Vorgänger Vanishing Point sogar noch übertreffen, dafür werden sie vom Publikum aber auch würdig empfangen und
können ordentlich Stimmung machen. Mit Hallo Spaceboy gibt es ein David Bowie-Cover und auf der Bühne hat man seinen
Spaß. Sänger Nils K. Rue marschiert mit Handtuch überm Kopf im Ägypterstil über die Bühne, holt sich einen Mitsänger dazu,
der angeblich Single ist und eine Frau sucht und ist sich auch sonst für keinen Scherz zu schade. Er treibt das Publikum
immer wieder an, dieses geht willig mit bis Though Osiris’ Eyes dann den Schlußpunkt des Auftritts markiert. Abschließend
kann man nur festhalten, das Pagan’s Mind wirklich ein Genuß waren und deutlich besser rüberkamen als im Frühjahr im Roxy.
Dann betreten Sonata Arctica die Bühne und ich bin schon mächtig gespannt, da ich die Finnen seit 2001 nicht mehr
live gesehen habe. Optisch wird auf jeden Fall schon mal einiges geboten. Neben vielen Back- und Sidedrops hat man auch
Verkleidungen für die Monitorboxen dabei, die aussehen, als seien sie aus Eis geschnitzt. Sänger Tony Kakko macht seine ersten
Ansagen auf deutsch, was ihm natürlich sofort die Sympathien des Publikums zuträgt. Musikalisch startet man nach dem Intro
zunächst so, wie das aktuelle Album Unia auch beginnt, nämlich mit In Black And White und Paid In Full.
Leider ist der Sänger am Anfang kaum zu hören und man hat mit Rückkopplungen zu kämpfen; das gibt sich jedoch zum Glück bei
White Pearl, Black Oceans. Sämtliche Ansagen werden von den Fans bejubelt und in der ersten Reihe rotieren die Köpfe.
Mit Replica und 8th Commandment gibt es anschließend zwei Songs vom ersten Album Ecliptica, das mir
persönlich immer noch am besten gefällt. Leider ist Replica in der Liveversion jedoch nicht so gut wie auf Platte;
irgendwie spielt man es viel schneller und der Song wirkt dadurch arg gehetzt. Mit Last Drop Falls und Black Sheep
gibt es dann zwei Stücke vom zweiten Album Silence, dazwischen mit Caleb wieder ein neues. Zu Draw Me gibt
es dann eine beeindruckende, extra lange Ansage, in der Tony Kakko etwas über die Entstehung des Stücks erzählt. Für Full
Moon gilt dann das gleiche wie für Replica. Zu schnell gespielt und einfach nicht so gut wie auf dem Album. Damit
ist der Auftritt dann auch schon vorbei, doch natürlich kehrt man noch einmal auf die Bühne zurück. Der Sänger erzählt uns
irgendwelche unverständlichen Sachen, bevor er das Publikum in drei Gruppen einteilt, um darauf a-Capella-Schlagzeug (z.B.
We Will Rock You) zu spielen. Einige der Anwesenden wirken doch etwas gelangweilt, da dies auf jedem Sonata-Konzert passiert
und selbst der Sänger räumt ein, daß der Witz alt ist, aber er mag ihn eben so. Für mich, der ich das Schauspiel zum ersten
Mal erlebe, ist es eigentlich ganz lustig. Mit It Won’t Fade und Don’t Say A Word gibt es dann zum Abschluß aber
doch noch ein paar Songs, die von der Band gespielt werden, bevor diese sich mit gemeinsamen Verbeugungen endgültig vom
Publikum verabschiedet.
Sonata Arctica waren zwar alles andere als schlecht, insbesondere Sänger Tony Kakko konnte glänzen, aber alles in allem haben
mir Pagan’s Mind doch besser gefallen. Denn während bei diesen noch echte Spielfreude herrschte, wirkten die Finnen zu aufgesetzt
fröhlich, zu wenig spontan, zu routiniert. Dennoch war es ein lohnender Konzertabend mit drei guten Bands, der sich vollauf
gelohnt hat.
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