24.10.2008 Losheim, Eisenbahnhalle:
TÝR
HOLLENTHON
ALESTORM
SVARTSOT
GWYDION
Aaskereia, die wilde Jagd, stürmt über Europa und macht als Viking Metal Fest Station in der Eisenbahnhalle in Losheim. Viele sind ihrem Ruf jedoch leider nicht gefolgt und so steht man zu Beginn erstmal in einer recht leeren Halle. Dafür gibt es aber neben dem toureigenen Merchandise einen weiteren CD-Stand, an dem man sein Geld loswerden kann. Und vor der Halle auf der kleinen Lokomotive grüßt uns singend Chris Bowes von Alestorm – wie sollte es auch anders sein.
Die erste Band, Gwydion, muß dann auch vor leeren Reihen spielen. Gerade mal eine Handvoll Leute hat sich vor der Bühne eingefunden. Den Portugiesen bleibt nichts anderes übrig als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Aber in dieser Situation waren sie im Laufe der Tour wohl schön öfter und sind darin mittlerweile recht geübt. Weniger geübt sind sie ansonsten im Stageacting. Die Band wirkt auf der Bühne doch noch arg unsicher. Aber das sollte sich in nächster Zeit wohl geben. Songs wie Descendent Of Don oder das wirklich gute Viking’s Horned Parady werden von den Fans abgefeiert. Im Laufe des Auftritts kann man nicht nur immer mehr Leute vor die Bühne locken (was zum Teil wohl auch daran liegt, daß viele jetzt erst ankommen), sondern man kann auch einige besonders ausgelassene Fans begrüßen. Dennoch ist der Auftritt irgendwie arg kurz, nicht einmal eine halbe Stunde.
Danach betreten die verrückten Dänen Svartsot die Bühne. Auf dieser Tour sind sie nur zu Fünft, da Flötenmeister Stewart C. Lewis aufgrund einer schweren Erkrankung seiner Frau leider zu Hause bleiben mußte. Auf einigen Konzerten der Tour gab es zwar einen Ersatzmann, aber Losheim gehört zu den Terminen bei denen uns die Flötentöne vom Band beigebracht werden.
Los geht es mit Jotunheimsfærden und Skovens Kælling. Die Männer mit dem Faible Setlisten auf Essgeschirr zu schreiben haben doch schon deutlich mehr Fans als Gwydion und entsprechend ist die Stimmung auf und vor der Bühne. Da die Band heute auf einer etwas größeren Bühne spielt,
kann Sänger Claus Gnutzmann auch wieder mit Axt auftreten und heroisch Spillemandens Dåse ankündigen. Auch zu Skønne Møer wird recht ordentlich gebangt, bevor man dann mit Bersærkergang zum Höhepunkt der Show kommt. Doch einen Trumpf hat man noch im Ärmel. Denn man präsentiert einen neuen Song namens Holmgang. Und den kann man nicht alleine spielen, sondern man Bedarf der Hilfe eines Freundes, und zwar Chris Bowes von Alestorm, der die Bande mit seinem unglaublich hübsch designten Keyboard unterstützt (cute squirrels are the law!). Kaum verwunderlich, daß da ausgelassene Stimmung herrscht, obwohl der Song noch unbekannt ist. Mit Gravøllet beschließt man dann den Auftritt. Ich selbst finde die Band gar nicht mal so besonders toll, zumal Hauptstimmungsmacher Stewart C. Lewis auf der Tour fehlte, aber die Dänen konnten doch ordentlich abräumen und scheinen unter den Anwesenden nicht wenige Fans zu haben.
Jetzt wird es richtig interessant. Die schottischen Piraten von Alestorm entern die Bretter und können ihre Enterhaken sofort im Publikum versenken.
Mit Over The Seas startet man den Auftritt und hat spätestens bei The Huntmaster die Lacher auf seiner Seite.
Reime wie „With the power of ale he could not fail“ sind einfach so dämlich, daß sie schon wieder genial sind.
Und natürlich kinderleicht mitgesungen werden können. Ebenfalls für Begeisterung sorgt das neue Design des Chris’schen Keyboards, das neben verschlungenen Ranken auch süße kleine Tierchen zieren. That’s metal!!! Nancy The Tavern Wench spielt man dann mit Gastdrummer.
Schrotti, der Drumtechniker darf auch mal ran und wird vom Publikum zum Drumsolo gezwungen. Und irgendwie wirkt der arme Mensch auch gezwungen. Wer weiß, was da wieder hinter den Kulissen ausgeheckt wurde. Beim folgenden Terror On The High Seas geht das Publikum ab ohne Ende, teilweise liegt die erste Reihe fast auf der Bühne, bei Set Sail And Conquer wird es fast noch mehr. Auch die Band sorgt für ordentlich Bewegung auf der Bühne. Nur Neuzugang Tim Shaw wirkt noch etwas steif und schüchtern. Und das obwohl er nicht so „häßlich“ wie sein Vorgänger Gavin Harper ist. Für erneute Begeisterung sorgt What Shall We Do With A Drunken Sailor, das bei dieser Band ja wie die Faust auf’s Auge paßt. Das wilde Wenches And Mead bildet dann den Höhepunkt der Show, die mit Captain Morgan’s Revenge leider schon zu Ende ist. Unglücklicherweise ist die Show auch für viele Zuschauer hier zu Ende.
Eine nicht unerhebliche Zahl ist wohl nur wegen Alestorm gekommen und verschwindet nach deren Auftritt, so daß Hollenthon vor deutlich reduziertem Publikum spielen müssen. Und das völlig zu Unrecht (obwohl es ja Österreicher sind). Denn unsere südlichen Nachbarn ballern vom ersten Song, On The Wings Of A Dove, an was das Zeug hält.
Auch bei Fire Upon The Blade vom zweiten Album With Vilest Of Worms To Dwell schraubt man das Tempo nicht runter und so kann man schon früh über Nackenschmerzen klagen. Die Band scheint dagegen absolut schmerzfrei zu sein und post und bangt ohne Unterlaß.
Nach I Draig Goch vom gleichen Album gibt es mit Ars Moriendi wieder ein neues Stück. Und mit Son Of Perdition das bekannteste Stück von Opus Magnum gleich hinterher.
Die drei Männer von der vorderen Front geben alles, bangen, posen und ziehen Grimassen was der Körper hergibt,
doch irgendwie ist alles Gebahren der Band vergebliche Liebesmüh’, denn das Publikum ist das lahmste, das ich bei Hollenthon je erlebt habe. „
Kommsche heut net, kommsche morje“, um es mal auf gut saarländisch zu sagen. Aber immerhin gibt es einige Unverzagte, die ordentlich mitgehen und auch alte Songs vom ersten Album wie Vestige – Non Monis Moriar zu würdigen wissen. Den Höhepunkt der Show bildet dann unzweifelhaft To Kingdom Come. Das Stück hat einfach einen genialen Groove. Doch Hollenthon können offenbar keine schlechten Songs schreiben und so kommt man mit dem superben Conspirator zum Ende der Show. Leider, leider muß man sagen. Nicht nur, daß der Auftritt irgendwie zu kurz war (aber jeder Hollenthon-Auftritt ist zu kurz), sondern man hätte sich schon gerne noch ein paar Songs vom aktuellen Album gewünscht, zum Beispiel Once We Were Kings. Doch es hat nicht sollen sein und so räumen die Österreicher jetzt das Feld für die Anführer der wilden Jagd.
Týr von den fernen Färöern obliegt diese Aufgabe. Wie schon seit einiger Zeit üblich beginnen sie mit Gandkvæði Tróndar, dem Intro der aktuellen Scheibe Land und gehen dann nahtlos in Sinklars Vísa über, das a capella beginnt. Hier merkt man dann auch, daß der Sound nicht ganz so toll ist, aber es ist noch gut erträglich.
Mit Dreams gibt es dann den ersten englischsprachigen Song, den ersten älteren Song und die ersten Ansagen. Und weil Sänger Heri so überaus freundlich ist, weist er nicht nur nochmals darauf hin, daß man sich die CDs am Merchandisestand weiter hinter in der Halle kaufen kann, sondern weil er ganz besonders freundlich ist, erklärt er es auch zweimal für die besonderen Nachfrager.
Anschließend gibt es mit Gatu Ríma wieder einen Song vom aktuellen Album. Es scheint jedoch für die Stimmung eher weniger zuträglich zu sein, gleich zu Beginn so viele Songs zu spielen,
die kaum einer kennt geschweige denn mitsingen kann. Und für alle die, die jetzt schon langsam murren, gibt es nun Hail To The Hammer, die Bandhymne, die jetzt wirklich jeder mitsingen kann. Und dann muß man natürlich auch ein Mitsingspielchen einbauen, das jedoch mit Begeisterung angenommen wird. Anschließend gibt es mit Wings Of Time einen Song über „The meaning of live and shit“ und mit Lokka Táttur einen weiteren färöischsprachigen Song über die Tricks und Kniffe des listigen Gottes Loki vom aktuellen Album. Mit Ragnarok kehrt man zu dem gleichnamigen Vorgängeralbum zurück, bevor es für alle Feierwütigen mit The Wild Rover einen Song zum grölen, schunkeln und saufen gibt. Und zum Bangen gibt es zum Abschluß Ramund Hin Unge hinterher. Eine Zugabe wird zwar zaghaft gefordert, heute gibt es aber keine. Schade. Naja, Týr haben auch nur noch vor gut der Hälfte der Zuschauer gespielt, die Alestorm hatten, und das war schon wenig.
Insgesamt war das Konzert sehr schlecht besucht und die Halle war weitestgehend leer. Sehr schade und man könnte jetzt hier eine der endlosen Diskussionen über schlecht besuchte Konzerte lostreten. Tatsache ist aber, daß es in diesem Oktober unglaublich viele Konzerte gab’, die einen Besuch wert sind, so daß logischerweise nicht jeder überall sein kann, sondern sich seine persönlichen Rosinen rauspicken muß. Schön war allerdings, daß immer einige Bandmitglieder aus den diversen Bands in den ersten Reihen zu finden waren, die ihre Kollegen abfeierten. Führend dabei Chris von Alestorm und die Svartsot-Leute (wie viele Stunden Film und wie viele Fotos haben die auf der Tour bitte aufgenommen??).
Wir hatten auf jeden Fall auch nach dem Konzert viel Spaß. Beim Verlassen der Halle grüßt uns singend Chris Bowes von seiner kleinen Lokomotive – wie sollte es auch anders sein. Gemeinsam mit ihm, den Jungs von Týr, einigen Gwydion-Leuten, der berühmt-berüchtigten Biermaschine sowie viel Met und Wodka lassen wir den Abend lustig und alkoholgetränkt ausklingen. Auch wenn das Konzert selbst nicht so der Bringer war, Spaß hatten wir doch.
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