08.08.2008 Saarbrücken, Garage:
NEW MODEL ARMY
New Model Army gehören zu den wenigen Bands, die das Saarland in aller Konsequenz auch besucht haben,
als es sonst mit Konzerten eher mau aussah. Dementsprechend voll war die Garage in Saarbrücken, als die Briten
mit ihrem aktuellsten Album High von 2007 die Mauern am 08.08.2008 vor einem sichtlich
begeisterten Publikum zum Wackeln brachten.
Wie man es inzwischen von einigen Touren kennt, sollte der Auftakt friedlich beginnen, indem Sänger, Gitarrist,
Frontman und letztes verbliebenes Gründungsmitglied Justin Sullivan, später unterstützt durch Keyboarder bzw.
Gitarrist Dean White, auf der Akkustikklampfe einige ruhige Songs zum Besten gibt. Inmitten der Festivalsaison
begrüßt Sullivan uns passenderweise auch mit 'Willkommen auf dieser Festival ohne Regen!'. Klar, ein
Engländer weiß sowas erst recht zu schätzen. Den Anfang macht mit Better Than Them ein Hit, der schon einige
Jahre auf dem Buckel hat und die Fans dementsprechend direkt in die richtige Stimmung versetzt.
Die Stimmung auf New Model Army Konzerten ist ohnehin immer etwas Besonderes und das ist nicht nur dem intensiven
und emotionalen Gesang und Auftreten der Band zu verdanken, sondern auch dem innigen Verhältnis zwischen ihr und den
jahrzentelangen Fans, die den Touren teilweise über ganz Europa folgen. Während ich mich mit den Menschen vor der Bühne
befasse hat im Übrigen Dean White die zweite Gitarre übernommen und begleitet Justin bei Changing of the light. Nach
One Bullet kommt es dann mit Heroes zu einem richtig intensiven Song, den ich persönlich auch so gut
und lange kenne, dass die Stimmung langsam auch von mir Besitz ergreift.
Die knappe Dreiviertelstunde New Model Army Unplugged gibt dann auch noch genug Raum für Lovesongs,
Turn Away, Stoned, Fired, Full Of Grace, You Weren't There und Snelsmore Wood. Gegen 20:45 verziehen sich
Sullivan und White dann für 20 Minuten hinter die Bühne, um sich auf den großen Auftritt mit der Band vorzubereiten.
Wer der Meinung war, dass das Konzert bisher bereits emotional war, der sollte jetzt eines besseren belehrt werden.
Mit Here Comes The War zündet die jetzt vollständige Band eine Lunte an, die das Publikum förmlich zum
Explodieren bringt. Dabei können die Altfans auch mal beweisen, wie energiegeladen und dennoch friedvoll so ein
Pogo aussehen kann, damit man der Anti-Kriegsthematik hier auch mal Rechnung trägt.
Schade, dass kaum Jüngere da sind, die davon lernen könnten.
Egal, nach diesem Klassiker geht es mit etwas neuerem Material weiter: Nothing Dies Easy, Island und
No Mirror, No Shadow und danach wieder zurück zu Zeiten von Impurity mit Lust for power.
Es folgen Ocean rising, Into the wind, Bloodsports und Get me out bis Justin die Gitarre verstummen
lässt und uns zum Nachdenken einläd. Macht ihr euch manchmal Gedanken über euer Leben, eure Liebe, die Zivilisation
und alles Andere? Dann klettert auf einen Hügel, seht euch die wunderschöne Landschaft an und erinnert euch daran,
dass es all das auch noch geben wird, wenn ihr schon lange tot seid... Seine persönliche Einleitung für den
Titelsong des aktuellen Albums High.
Dann aber genug der Ruhe und nach One Of The Chosen folgt mit Family einer DER Klassiker von
Thunder and Consolation, der Lust auf mehr macht. Und nach dem nächsten Song (Wired) ist es dann auch
soweit, die Stimmung entläd sich in einer weiteren Welle der Euphorie, als nach dem berühmten Violinenintro vom Band
die Klänge von Vagabonds aus den Boxen tönen.
Von der Euphorie berauscht feiern die Fans noch weiter mit Purity und Wonderful Way To Go, wenn möglich
auch tanzend auf den Schultern des Kollegen nebenan, bevor
die Band in ihre erste kurze Pause geht. Dieser folgt ein erster Zugabenblock, der unter anderem ganz weit zur Ghost of Cain
zurückgreift, mit Rivers, Master Race und Poison Street (An dieser Stelle sei in Richtung
der jungen Damen aus der ersten Reihe bemerkt, dass es sich bei dem mit berühmtesten Song der Band um 51.State
handelt, nicht wie von ihnen gefordert State 51).
Nach einer neuerlichen kurzen Pause beschließen die Briten ihr Set dann mit Bad Old World und I Love The World,
bei dem sich auch noch der letzte Fan die Kehle heiser schreien kann.
Dann ist es geschafft. Die Sinne noch leicht von den Eindrücken betäubt steuern wir dem Ausgang entgegen und stellen
draußen verwundert wie erfreut fest, dass man uns mal spontan noch ein Tourposter in die Hand gedrückt hat. Danke schön!
Und vielen Dank auch an New Model Army, die es noch immer schaffen eine einzigartige Stimmung zu verursachen. Immer wieder
gern!
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