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KaosKrew::Konzertbericht:: Ministry - C U LaTour













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29.06.2008 Saarbrücken, Garage:


MINISTRY
MY UNCLE THE WOLF



Einlass ist 19:00, Beginn 20:00, so kennen wir das, so stand es geschrieben. Dass wegen der Vorband My Uncle The Wolf wohl niemand hier ist, ist uns klar. Aber warum müssen die dennoch vor 20:00 anfangen und so kurz spielen, dass Ministry bereits um 20:45 spielen? Mit Altstadt- und Nauwieserviertelfest ist die Parkplatzsituation mehr als bescheiden und wir müssen rennen, um dem Massacker noch beiwohnen zu können. Nach einigem Durcheinander beim Einlass und dann der Aussage, Fotozeit wäre vorbei, war die Stimmung erst mal weit unten... aber wer bei Ministry lange schlechte Laune behält, der muss wohl taub und blind sein. Denn unser aller Onkel Al gibt auf seiner Abschiedstour Vollgas!


Nichtsdestotrotz verpassen wir nicht nur die Vorband, was verkraftbar wäre, sondern auch den Beginn von Ministry mit Let's Go und dem Dick Song vom jüngsten und leider wohl letzten Album The Last Sucker. Die C U LaTour, die wir glücklicherweise in Saarbrücken erleben dürfen, ist die große Verabschiedung von Al Jourgensen von der Bühne, denn auch wenn das Ende von Ministry bereits mehr oder weniger sicher war ist es seit dem Tod des Bassisten Paul Raven im letzten Herbst beschlossene Sache. Hoffen wir mal für Al, dass im Herbst die Demokraten in den USA an die Macht kommen, wäre auf jeden Fall ein passendes Geburtstagsgeschenk für seinen 50sten Geburtstag.


Auch die nächsten Songs entstammen alle dem Letztwerk: Watch Yourself, Life Is Good und der Titelsong des Albums The Last Sucker selbst. Und noch ist das Publikum, das irgendwie wirklich ungewohnt wirkt, einigermaßen fit, zumindest wenn man den extremen Zustand im Pit vor der Bühne als Zeichen der vorhandenen Energie beurteilen kann. Ungewohnt in mehrerlei Hinsicht übrigens, denn zum einen finden sich hier gar nicht so viele Metaller, sondern ein gewaltiger Anteil Grufties, Punks und Alternativer! Und diese alle in ungewöhnlich hohem Alter... Kein Wunder, so viele Jahre, wie Ministry bereits auf dem Buckel haben! Schade, dass der Nachwuchs diese Macht auf der Bühne nicht mehr erleben wird. Denn derart gewaltig wie das Ministerium für Rabatz es gerade tut, hat, zumindest vor meinen Augen und Ohren, noch niemand die Garage zum Beben gebracht. Ein Sound wie eine Dampfwalze, aber geplättet ist keiner, wie immer bei Ministry fangen irgendwann doch alle an zu tanzen, zu pogen oder sich auf IRGENDEINE Weise zur Musik zu bewegen.


Inzwischen haben wir dann doch ein anderes Album aus dem Repertoire der Amis erreicht, das 2004er Werk Houses Of The Molé. Jede Menge W's kriegen wir um die Ohren mit No W, Waiting, Worthless und Wrong. Passend zu den Songs gibts auf der Leinwand hinter der Bühne eine Videopräsentation, sozusagen um das audio-visuelle Erlebnis abzurunden. Irgendwie äußerst trashig und morbide, besser passend geht gar nicht. Oh doch, der Zaun, der die Musiker vom Publikum trennt kommt auch noch dazu! Ist aber auch notwendig, um das Publikum vor Tommy Victor zu schützen, der auf der Bühne abgeht wie unter Drogen. Oh, schlechter Vergleich... Themawechsel, weiter geht's mit dem vorletzten Album Rio Grande Blood, womit das aktuellste Albumtrio abgeschlossen wird, nebst Rio Grande Blood selbst, Senor Peligro und Khyber Pass durfte vor allem LiesLiesLies auf keinen Fall fehlen! Dann mussten Al die Bühne erstmal verlassen, um zu verschnaufen.


Die Pause haben natürlich auch die Besucher genutzt, um Kräfte zu tanken, denn im Anschluß geht es nochmal richtig los! Wir gehen zurück in die alten Zeiten, Al greift selber zur Gitarre und gibt, wie sollte es anders sein, noch N.W.O. vom Topalbum Psalm 69 zum Besten! Jetzt gibt es kein Halten mehr und die Menge tobt, der Platz vor der Bühne ist ein einziges Wirrwarr von Haaren und verschwitzten Körpern. Weiter geht die Nostalgie mit Just One Fix und Thieves bevor Ministry nach einer weiteren Minipause mit einem Cover von Louis Armstrongs What A Wonderful World ein letztes Mal zurückkommen. Irgendwann schlägt das morbide Cover dann in eine apokalyptische Interpretation um, mit der sich Ministry von Saarbrücken, der Bühne und der Welt verabschieden.


Und mit dem Abschied lassen sich die Amis wirklich Zeit, auch wenn mit Al der wichtigste Mann des Abends die Bühne als Erster verlässt. Ein fantastisches Abschiedskonzert der Sonderklasse, dass einfach jeden Ärger zu Beginn vergessen lässt. Man fragt sich zwar vor allem, wem jetzt diese nervigen Verschiebungen in den Zeiten zu verdanken sind, aber letztendlich ist es doch müßig... Ändern können wir es doch nicht.
Verschwitzt, erschöpft, glücklich und ein bißchen wehmütig verlassen wir die Garage. Bleibt uns nur zu hoffen, dass das gewaltige Loch, das Ministry hinter sich lässt, irgendwie von einem Nachfolger gefüllt werden kann.



Autor: kAoSKoBoLd
Fotos: kAoSKoBoLd