07.06.2008 Neunkirchen, TUS-Halle:
SIN CITY
POWERWOLF
MESSENGER
GUN BARREL
STORMAGE
HERALDER
GODSLAVE
Wie immer auf den letzten Drücker kommen wir an der TUS-Halle an und sehen schon auf dem Parkplatz, daß weniger los ist als im letzten Jahr. Könnte vielleicht daran liegen, daß nur wenige Meter entfernt das Mittelalterliche Spektakulum stattfindet, das teilweise vom gleichen Klientel besucht wird. In der Halle angekommen, stellen wir fest, daß es mal wieder später losgehen wird. Auch gut, mehr Zeit, mal alle Leute zu begrüßen.
Mit ca. 30 Minuten Verspätung eröffnen Godslave mit A New War den Konzertabend bzw. -nachmittag. Leider haben sich zu so früher Stunde noch nicht wirklich viele Leute eingefunden, aber die da sind, stehen dann auch vor der Bühne. Spätestens dann, wenn Sänger Thomas Pickard die Leute fast unter Gewaltandrohung nach vorne „lockt“. Mit Slaves Of The Night präsentiert man einen weiteren Song vom Debüt Bound By Chains, bevor man dann Probleme mit den Drums hat, die erstmal behoben werden müssen. In der Zwischenzeit will das Publikum natürlich unterhalten werden, was dem Sänger jedoch nicht sonderlich schwer fällt. Zum Abschluß der Zwangspause gibt’s dann auch noch Luftrudern von Thomas – was auch immer uns der Künstler damit sagen will
Doch dann kann es auch schon weitergehen, mit neuem Material wie Out Of The Ashes oder das geniale Dead Reckoning sowie Where The Sun Sleeps. Dabei wird insbesondere vom Gitarristenduo gepost, was das Zeug hält und Sänger Thomas kann die Leute immer weiter anstacheln. Mit Lost Warrior geht das Gastspiel zu Ende und die Band erhält ihren verdienten Applaus – nur leider von zu wenigen Zuschauern.
Als zweite Band betreten Heralder zu den Klängen des von der aktuellen Scheibe Twilight Kingdom bekannten Intros die Bühne, auf der die Acht endlich einmal problemlos Platz finden. Getreu der Reihenfolge auf dem Album geht es dann mit Twilight Entrance weiter und man schafft es doch einige Leute vor die Bühne zu locken, die denn auch gleich ihr Haupthaar schütteln. Und dann spielt die Band auch schon ihr in meinen Augen bestes Stück, das sehr abwechslungsreiche Queen Of Snowfall mit seinen genialen Gesangsparts. Anschließend stellt man dem Publikum mit The Sherwood Assembly einen vielsprechend klingenden neuen Song vor, in dem es „ums Saufen“ geht. Sänger Björn Hacket hebt dazu erstmal einen und prostet dem Publikum zu, das selbstverständlich zurückprostet. Und auch zu dem neuen Material die Rübe schüttelt. A Legend Of Victory hört sich live sogar besser an als auf Platte, dafür gibt es dann bei Battleground ein paar Patzer in der weiblichen Gesangsfraktion, die aber nicht weiter ins Gewicht fallen, denn die Leute vor der Bühne haben ihren Spaß und das ist die Hauptsache. Beendet wird der Auftritt mit The Forest Hides The Prize Of Wisdom, bei dem die Bühne farblich dazu passend wunderschön grün ausgeleuchtet wird. Die Hochwälder konnten mit ihrem Auftritt einmal mehr ihr Können beweisen, leider hat sich aber auch gezeigt, daß sie fast immer mit Soundproblemen zu kämpfen haben. Die Sängerinnen waren wie fast immer nur hin und wieder zu hören und auch ansonsten hat es gern mal gewummert, wobei der Sound stark vom jeweiligen Standort in der Halle abhängig war.
Bei den anschließend spielenden Stormage aus Nordrhein-Westfalen finden sich nicht ganz so viele Leute vor der Bühne ein. Zwar gibt man sich sehr engagiert, doch wirklich reißen kann man mit dem dargebotenen Power Metal nichts. Sänger und Gitarrist Heiko Heseler greift zugunsten größerer Bewegungsfreiheit auf ein Headset zurück, das aber leider einfach nur irgendwie seltsam wirkt. Es sieht einfach besser aus, wenn man in ein „richtiges“ Mikro singt. Außer Hiding The Damned von der aktuellen Scheibe Sudden Awakening kriege ich nicht viel mit, weil ich wie so viele andere auch nach draußen an die frische Luft fliehe. Die Musik ist belanglos, typischer US-Power Metal eben und der Gesang ist stellenweise richtig grauenhaft. Nein danke.
Da sind die danach spielenden Gun Barrel eine wahre Wohltat. Zwar spielen auch die typischen Ami-Power Metal, können ihr Material aber ganz anders rüberbringen. Sänger Xaver Drexler springt wie ein Derwisch über die Bühne und zwischen den einzelnen Gesangsparts pfeift er wie wild ins Mikro. Wirkt irgendwie seltsam, scheint aber niemand zu stören. Ganz im Gegenteil: Es sind deutlich mehr Leute anwesend als bei Stormage und im Laufe des Auftritts kommen immer mehr dazu. Auch Gitarrist Rolf Tanzius post, was das Zeug hält und Bassist Tomcat Kintgen ist schon allein durch sein Aussehen einfach nur kultig, wirkt er doch wie eine ältere Version von Darkthrones herrlich krankem Fenriz. Neben altbewährtem Material stellt man vor allem auch Songs des gerade erst erschienenen Albums Outlaw Invasion, darunter zum Beispiel Keep On Movin’ oder Turn To Black vor. Fazit dieses Auftritts: hier stehen alte Männer mit mächtig Feuer unterm Arsch auf der Bühne, die so manchen Jungspunden noch zeigen können, wo der Hase läuft. Diese Engagement wird auch vom Publikum entsprechend gewürdigt und so sind Gun Barrel die erste Band des heutigen Abends, die eine Zugabe spielt.
Nun betreten die Hauptorganisatoren die Bühne. MessengeR organisieren nicht nur das Saarbangers Metal Festival, sie lassen es sich auch nicht nehmen, selber noch zu spielen. Die Band konnte sich in den letzten Jahren eine breite Fanbasis aufbauen, was man an den vielen Messenger-Shirts im Publikum leicht erkennen kann. Es sind sogar einige Fans aus Frankreich gekommen, die den Auftritt der Band fleißig mitfilmen. Der Schwerpunkt des Auftritts liegt auf dem noch aktuellen Album Under The Sign und man legt mit New Hope und Pharaoh los. Weiter geht es mit Feel The Fire und das Publikum geht voll mit. Man merkt schon, daß hier einige nur für Messenger gekommen sind. Die Band ist gewohnt gut, nur die ewig langen Gitarrensoli nerven irgendwann, werden von den Fans jedoch ausgiebig bejubelt. Messenger kann die bisher größten Fanreaktionen für sich verbuchen, es herrscht eine ausgelassene Stimmung und im Publikum sind ungewöhnlich viele Kinder zu sehen, die die erste Reihe besetzt halten. Den Höhepunkt der Show bietet wie immer die Bandhymne Kill The DJ, die Zeile für Zeile von den Fans mitgesungen wird. Auch die Mitsingspielchen von Sänger Siggi Schüßler werden bereitwillig mitgemacht. Zur Belohnung gibt es dann einen neuen Song zu hören, der heute zum allerersten Mal live vorgestellt wird. Zum Abschluß gibt es dann noch, wieder von der Under The Sign, das Stück Titans. Und gab es im letzten Jahr beim Messenger-Auftritt noch einen peinlichen Ritterkampf auf der Bühne, so gibt es in diesem Jahr einen peinlichen, total überfrachtet wirkenden Wikinger. Das könnte man sich wirklich sparen. Ansonsten ein runder Auftritt und insbesondere Sänger Siggi begeisterte einmal mehr mit den Tönen, die er so hervorbringen kann.
Doch nun kommt die Band, auf die wohl die meisten hier gewartet haben. Die Wölfe haben die TUS-Halle zur Kathedrale umfunktioniert und gewähren nun dem Neunkircher Publikum eine Audienz zur Komplet. Wie auch im letzten Jahr spielen Powerwolf wieder zu später Stunde auf. Doch schon beim ersten Choral namens We Take It From The Living kommt es zu einer Störung der Messe, da die Gitarre von Charles Greywolf sich nicht deren Ordnung fügen will und erst einer entsprechenden Weihung bedarf. Derweil erklärt Pastor Attila, wie schelmisch er heute drauf ist und führt seine neueste Errungenschaft, einen tief religiösen Gong vor, der natürlich angebetet werden muß. Prayer In The Dark lenkt das ahnungslose Auditorium etwas ab, und so merkt es nicht, daß ihm seine Seelen abhanden kommen, denn die Wölfe sind nur aus einem Grund hier, den Attila sogar offen zugibt: We Came To Take Your Souls! Da satanischerweise nun auch noch die Technik streikt, muß der Herr Pastor die versammelte Gemeinde singen lassen, zu deren Ergötzung noch einmal der göttliche Gong vorgeführt wird. Als die Technik endlich wieder mitspielt, wird als Dankesspalm Lucifer In Starlight gemeinsam gebetet, bevor man passend zur Samstagabendmesse dem Saturday Satan huldigt.
Doch Satan ist weder der betenden Gemeinde, noch den Kraftwölfen gewogen, so daß es zu neuerlichen Ausfällen der Technik kommt, was zur Skandierung von „Scheiß Technik!“-Chören führt. Solch liederliche Worte sollte man in einer Kirche allerdings nicht in den Mund nehmen und so wird mit In Blood We Trust Buße geleistet. Um den Zürnenden endgültig zu besänftigen, wird das soeben vertrauensvoll vergossene Blut in Attilas güldenem Kelch, dargereicht von heraldischen Messdienerinnen, dem Mr. Sinister geopfert. Doch auch die Gottesmutter soll nicht leer ausgehen und bekommt ihren eigenen Choral (denn wie wir alle wissen sind Frauen sehr nachtragend, man sollte es sich mit ihnen also nicht verscherzen): Mother Mary Is A Bird Of Prey. Das weiß das Publikum zu würdigen und wedelt in ekstatischem Tanz mit Haaren und Händen. Doch einen Feind gibt es noch, gegen den jedoch auch die Kirche kein probates Mittel hat, denn Vampires Don’t Die. Mit dem finalen Choral Lupus Dei endet die heutige Messe doch das Publikum ist der Meinung, dass noch nicht intensiv genug gebetet wurde. So erbarmt sich denn der mächtige Wolf unser und kehrt noch einmal zurück. Und das, obwohl der arme Attila schon 687 Jahre alt ist. Der Kiss Of The Cobra King läßt seine Lebensgeister jedoch wieder erwachen und so kann er auch schon mal fieserweise an der Orgel rütteln und sie in Einsturzgefahr bringen wenn sich der Organist gar zu gotteslästerlich verhält. Und wieder einmal durften wir eine wunderschöne Messe erleben, auch wenn diese einmal mehr von Technikproblemen geprägt war.
Als Headliner tritt heute die AC/DC-Coverband Sin City auf den Plan. Auch sie haben einige Fans mitgebracht und unterhalten die Menge mit Stücken ihrer Idole, wie zum Beispiel Dirty deeds done dirt cheap. Die Band spielt sehr tight und klingt auch wirklich wie AC/DC, was in meine Augen jedoch heißt: genauso langweilig wie AC/DC. Auch wenn ich mit dieser Aussage jetzt gegen das ungeschriebene Gesetz verstoße, dass man die Australier einfach gut finden muß. Wir jedenfalls verabschieden uns nach wenigen Songs und machen uns auf den Heimweg. Das, was ich von der Band gesehen habe, war gut, aber erstens nicht mein Geschmack und zweitens bin ich kein großer Freund von Coverbands.
Das Fazit des diesjährigen Saarbangers Festival fällt im Prinzip genauso aus wie das des letzten Jahres. Die Organisation war top, aber es waren viel zu wenige Leute da. Der Sound war vor den Boxen im Fotograben und am Mischpult gut, davor, dahinter und daneben beschissen. Da sollte man sich vielleicht etwas Besseres einfallen lassen. Ansonsten bleibt nur zu hoffen, daß sich beim nächsten Mal ein paar mehr Nasen nach Neunkirchen verlaufen.
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