01.11.2007 Saarbrücken, Garage:
GRAVE DIGGER
POWERWOLF
Als wir die Garage in Saarbrücken betreten, ist diese bereits gut gefüllt. Endlich mal wieder ein Konzert mit vielen
Zuschauern! Aber bei gleich zwei Bands, die auf der Bühne ordentlich Stimmung machen, dürfte das auch nicht so schwer sein.
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Den Auftakt machen Powerwolf, die beim Saarbrücker Publikum offene Türen einrennen. Schon beim Intro ist der Jubel
mindestens genauso groß wie später beim Headliner. Man beginnt – diesmal ohne Widmung an die Merchandiser (die bei den
günstigen T-Shirtpreisen beider Bands auch nicht nötig ist) – mit We Take It From The Living. Beim anschließenden
Prayer In The Dark, betet man gemeinsam mit dem Publikum zu – ja, zu wem eigentlich? Sicher zu dem neuen formschönen
Kelch, den sich Sänger Attila zugelegt hat, „um mehrrr Style rrrreinzubring-gen“. Aus diesem Trinkgefäß wird dem Publikum
dann fröhlich zugeprostet, während die Band We Came To Take Your Souls anstimmt. Bei Saturday Satan wird auf
der Bühne und im Publikum noch ausgelassen gefeiert, doch dann weist Sänger Attila die Zuschauer auf ihren schlechten
Lebenswandel hin: „Saarrrbrrrig-gen, Zigarrretten uund Alkohol sind nicht gut fürrr Sie! Denn wirrr brrrauchen Ihrrr Blut!
In Blood We Trust!“ Und weil es im Saarland „die beste Publikum“ gibt, gibt es jetzt auch eines der besten Stücke von der
aktuellen Scheibe Lupus Dei, nämlich Mother Mary Is A Bird Of Prey, das einfach direkt ins Ohr geht. Und wieder
ist der mächtige Sänger Attila unterwegs, um die Welt ein Stückchen besser zu machen, da sie ein einziger Sündenpfuhl geworden
ist. Gemeinsam mit Mister Sinister kämpft man dagegen an. Oder kämpfen alle gegen Mister Sinister? Wie auch immer,
wer übrig bleibt, muß sich auch noch vor den leidenschaftlichen Küssen des Kobrakönigs in Sicherheit bringen. Doch es sind
genügend wackere Recken im Publikum, um Kiss Of The Cobra King vom ersten Album Return In Bloodred gebührend
abzufeiern. Der Sänger verschwindet kurz hinter der Bühne, taucht jedoch gleich darauf in seinem Ornat samt Kreuz wieder auf
um „Frontorgler“ Falk Maria Schlegel mit lautem Gebrüll „den Teufel aus dem Panzerrr zu prrrügeln“. Das Publikum wirkt etwas
geschockt ob dieses ungewohnten Ausbruchs, doch Attila erklärt den Exorzismus ganz einfach mit „Wirr wollten mal machen etwas
Neues!“ Und dann packt er wieder seinen güldenen Kelch aus, und läutet unter zu Hilfenahme desselben sowie des Kreuzes im
wahrsten Sinne des Wortes die letzte Messe ein. Unglaublich, wie glücklich man eine ganze Halle mit einem einfachen „Pling“
machen kann. Doch kleine Kinder und Metaller müssen ja bekanntlich spielen und darum dürfen wir dieses Pling auch noch ein
paarmal hören. Lupus Dei schließt dann leider schon den Auftritt ab. Doch davor muß Sänger Attila noch einen echten
Power Metal-Schrei ausstoßen, weil er das „schon immerr mal machen wollte“. Zum Abschied verspricht er, für das Publikum zu
beten und es auch weiterzuempfehlen. Im Gegenzug will man die „Rumänen“ dann nicht gehen lassen und fordert unnachgiebig eine
Zugabe. Die würde der Sänger auch gerne spielen, „Wenn meine Leute endlich kommen würrrden!“ Vampires Don’t Die, das
nochmal kräftig mitgesungen wird, bildet so den endgültigen Abschluß. Die Band hat mal wieder richtig Spaß gemacht und diesmal
gab es auch keine größeren technischen Probleme. Und manch einer fragt sich, wie Grave Digger das noch toppen sollen.
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Um deren Auftritt anzukündigen besteigt zunächst der Reaper, das langjährige Maskottchen der Band, die Bühne, was schon für
viel Jubel sorgt. Als dann Grave Digger die Bretter betreten, ist die Begeisterung groß. Nach dem obligatorischen
Dudelsackintro gibt es zum Auftakt ersteinmal mit Liberty Or Death ein neues Stück. Auch Son Of Evil und
Valhalla sind nicht wirklich alt, werden dafür aber auch nicht so häufig gespielt. Anschließend stellt Sänger
Chris Boltendahl den Fans den neuen Gitarristen Thilo Hermann vor, der die Band live verstärkt, so dass man jetzt mit zwei
Gitarristen unterwegs ist, was sich im Sound äußerst positiv bemerkbar macht. Mit Scotland United, The Grave
Dancer und Lionheart gibt es anschließend ein älteres Trio. Mit Grave In The No Man’s Land geht es weiter.
Chris Boltendahl scheint mal wieder bestens aufgelegt zu sein und grinst die ganze Zeit wie ein Honigkuchenpferd. Er sagt
fast jeden einzelnen Song an und kommuniziert mit den Fans. So erzählt er, dass die Band heute zum ersten Mal überhaupt in
Saarbrücken spielt und wir damit Zeugen einer Premiere werden. Ein Grund mehr, die Band gebührend zu feiern. Bei
Excalibur und The Dark Of The Sun wird im Publikum fleißig mitgesungen und viele sind jetzt schon restlos
begeistert. Dabei werden heute nicht nur die sehr bekannten Stücke, wie Morgane Lefay, Silent Revolution oder
Knights Of The Cross, die aus keinem Grave Digger-Konzert wegzudenken sind, gespielt, sondern auch Songs, die man
live eher selten hört, wie The House oder Rheingold. Doch damit ist man auch schon am Ende des Auftritts
angelangt und spielt endlich den Song, auf den wohl fast jeder im Publikum gewartet hat. Rebellion, das wohl
bekannteste Stück der Band wird Wort für Wort mitgesungen und ohne Pause geht man gleich in die Zugaberufe über. Auch hier
gibt es mit The Last Supper und The Grave Digger zunächst zwei eher neuere Songs, bevor mit dem uralten
Heavy Metal Breakdown der Auftritt endgültig zu Ende geht. Und da die Fans den Song so mögen, wird er in die Länge
gezogen und man läßt auch mal das Publikum ganz alleine singen, bevor die Band wieder einsetzt und sich dann endgültig
verabschiedet. Ein guter Auftritt, aber eben typisch Grave Digger. Ohne viel Show, ohne viel Ansagen („Lieber weniger Ansagen,
dafür mehr Songs!“), dafür mit vielen Liedern, aber trotzdem kam einem der Auftritt etwas kurz vor. Der neue Gitarrist sieht
zwar aus wie aus einer Bank entsprungen und wirkt noch etwas unsicher auf der Bühne, dafür haben sich die Songs aber
wesentlich besser angehört als mit nur einem Gitarristen.
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Insgesamt ein Konzert mit zwei stilistisch gut zueinander passenden Bands, das wirklich Spaß gemacht. Viele Zuschauer waren
sich anschließend nicht sicher, welche Band ihnen besser gefallen hat und die Reaktionen im Publikum zeigten das gleiche.
Es war nicht festzustellen, welche Band jetzt mehr Applaus bekommen hat. Ein Abend, der sich gelohnt hat.
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