14.09.2007 Kaiserslautern, Kammgarn Kasino:
DIE APOKALYPTISCHEN REITER
DIVINUS
Die Anreise war mal wieder eine der lustigeren Sorte. Mit mehreren Leuten in mehreren Autos, mit Alkohol und guter Musik. Da kann das Konzert ja eigentlich gar nicht mehr schlecht werden.
Den Auftakt machen als lokale Vorband Divinus aus Kaiserslautern, die schon vor einer
recht ansehnlichen Menge an Menschen spielen können. Leider ist der Sound bei ihnen nicht so das Wahre, und die Musik wird öfter mal von einem häßlichen Fiepen unterbrochen. Nichtsdestotrotz können die Lauterer mit Songs wie Forever Lost (Retold) ganz gut Stimmung im Publikum machen und offenbar haben sie auch gleich eine Menge Fans
mitgebracht. Denen serviert man dann einen neuen Song, der auf der im Januar erscheinenden CD enthalten sein wird. Mit Woodpeg Paranoia spielt man dann einen Song, zu dem es auch ein Video gibt und Sänger Daniel Ott wird vom Mikrokabel, das sich fieserweise ständig um die Monitorboxen wickelt, zunehmend in seinem Bewegungsdrang gehemmt. Ansonsten bewegt sich allerdings nicht allzuviel auf der Bühne, auch wenn der barfuß auftretende Bassist Matthias Klaes zum Ende hin zunehmend in Bewegung gerät. Death Or Rebirth ist einer der letzten Songs, die der Fünfer darbietet und man atmet langsam auf. Man kann die Band zwar nicht als schlecht bezeichnen, aber die Qualität wie auf Platte erreichen sie live längst nicht. Zudem klingen die einzelnen Songs sehr ähnlich, so daß man recht schnell gelangweilt ist. Aber immerhin wurden wir Zeuge des ersten Auftritts der Band mit dem neuen Drummer Michael.
Beim Headliner ist die Stimmung dann ganz anders. Als das Intro …Vom Ende der Welt erklingt und Die Apokalyptischen Reiter die Bühne
betreten, bricht ein Jubelsturm los. Mit Friede sei mit dir und Riders On The Storm hauen die Thüringer dann auch gleich ein heftiges Doppelpack vom aktuellen Album raus. Mit Terra Nola packt man dann ein eher selten gespieltes Stück von der Have A Nice Trip aus, bevor es wieder ein aktuelles Doppelpack gibt, das standardmäßig immer gespielt wird: Revolution (bei dem Sänger Fuchs die Fahne der Revolution – äh – der Reiter schwingt) und Seemann, zu dem sich Sänger Fuchs eine Seemannsbraut aus dem Publikum auf die Bühne holt, um mit ihr zur Musik zu tanzen. Danach darf sie dann zu Dr. Pest in den Käfig und sie beschreitet diesen Weg voll Freude, da Fuchs ausnahmsweise mal keine schüchterne Person
an Bord geholt hat. Bei Wahnsinn wird auch das Publikum wahnsinnig, hüpft und tanzt und es gibt massig Stagediver. Dabei bestätigt sich auch
wieder das Vorurteil „Frauen und Technik“. Eine junge Dame, die sich reichlich unelegant auf die Bühne befördern läßt, haut mal eben den Mikroständer nieder, ist aber nicht in der Lage, ihn wieder hinzustellen, so daß ein Roadie zu Hilfe kommen muß. Nach Sehnsucht gibt es das mittlerweile altbekannte Vier-Mann-Drumming von Sir G., Fuchs, Pitrone und Volk-Man, das zwar immer recht schön anzusehen ist und auch Spaß macht, aber eben irgendwann langweilig wird, wenn man es bei jedem Auftritt sieht. Da könnte man sich mal was Neues einfallen lassen. Zum Ausgleich ist Sänger Fuchs unter die Feuerspucker gegangen und begeistert damit die Fans im Saal und röstet die Fans in der ersten Reihe. We Will Never Die ist ein weiteres Stück aus dem immer größer werdenden Hymnenarsenal, über das die Band verfügt und wird entsprechend laut mitgesungen. Mittlerweile kommen
immer mehr Fans auf die Bühne, um dort mit der Band zu feiern, werden jedoch nach höchstens 10 Sekunden Aufenthalt von der Security mehr oder weniger
sanft nach unten befördert. Und damit auch alle, die nicht auf der Bühne stehen, Spaß haben, haben die Reiter ihre obligatorischen Riesenluftballons mitgebracht (nur dieses Mal in rot) und entlassen sie zu den Klängen von Du kleiner Wicht in die Freiheit bzw. die Arme des Publikums. Früher wurden die Zuschauer bei der Ankündigung des nächsten Stücks aufgefordert, ihre Sonne zu zeigen. Doch offensichtlich haben die Reiter mittlerweile genug Sonnen gesehen, den heute werden zu Die Sonne scheint zwei bemannte Schlauchboote über das Publikum zum Mischpult und zurück geschickt. Dabei werden die beiden Seefahrer bei ihrer Rückkehr recht unsanft aus dem Boot gekippt. Richtiges Anlanden will eben gelernt sein. Doch damit geht der
Auftritt auch schon zu Ende und die Band verläßt die Bühne. Aber die Lauterer sind hartnäckig und die Band gnädig und kehrt zu einer Zugabe zurück. Dabei gibt es dann aber erstmal Probleme, weil Pitrones Gitarre nicht so will, wie sie soll. Des Fuchses Kommentar dazu (in Richtung Publikum): „Ihr habt’s kaputtgesungen, jetzt schreit’s auch wieder ganz!“. Natürlich wird sofort ein disharmonisches Geheul allererster Güte angestimmt und das Instrument funktioniert tatsächlich wieder. Ob aus Freude oder vor Schreck, das wird man wohl nie erfahren. Die erste Zugabe ist das countrymäßig angehauchte Ghostriders In The Sky (Yippie i yeaaah!), doch die Leute hören nicht auf, nach Dschingis Khan zu schreien. „Wollt ihr’s wirklich hören?“ Natürlich wollen wir. Die Fans stürmen so massenhaft auf die Bühne, daß die Musiker kaum noch zu sehen sind und die Security alle Hände voll zu tun hat, um die Menschen wieder in den Zuschauerraum zu befördern. Zum endgültigen Abschluß gibt es dann ein Lied, über eine Sache, die wir schon immer wußten: Metal Will Never Die! Daher wird der Song auch vom ganzen Saal lauthals mitgesungen. Doch danach ist leider endgültig Schicht im Schacht, die Reiter verbeugen sich und verabschieden sich von den Fans per Handschlag (im Falle Dr. Pests per Peitschenhieb – Kult!) und zu den Klängen von Louis Armstrongs What A Wonderful World verläßt man den Saal.
Eigentlich war es ein typisches (und daher gutes) Reiterkonzert. Was aber etwas sauer aufstößt, ist daß die Tour als Special Edition Tour angekündigt wurde. Nur, was war so speziell an diesem Auftritt? Das einzige, was anders war als gewöhnlich, war die Farbe der Luftballons. Ansonsten hat man alles schon mal gesehen. Und mit knapp 90 Minuten war der Auftritt auch eher kurz. Da hätte ich mir schon etwas mehr erwartet.
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