08. Februar 2007 Langen (D), Stadthalle:
Therion, Grave Digger, Sabaton
Dies ist das dritte Konzert, das wir in der Langener Stadthalle besuchen und schon zum zweiten Mal verpassen wir hier den Anfang eines Konzerts. Laut Homepage soll der Beginn um 20:30 sein, laut Karte um 20:00 und als wir kurz nach 19:30 die Stadthalle betreten, haben Sabaton ihren Auftritt bereits begonnen. Einige unserer Freunde, die Sabaton gerne sehen würden und die sich auf die Angabe auf der Homepage verlassen haben, kommen so gerade an, als Sabaton auf der Bühne ihren Gig beendet haben. Muß das sein?
Wie schon erwähnt, kommen wir zwar pünktlich in die Halle, verpassen aber trotzdem die ersten Songs von Sabaton. Anscheinend haben wir aber Glück und es wurden bisher nur ein oder zwei Songs gespielt, denn der Auftritt dauert doch noch eine ganze Weile. Das erste Stück das wir hören dürfen, ist Attero Dominatus, der Titeltrack des 2006er Albums. Die in Tarnklamotten gekleideten Schweden wissen schnell zu begeistern und insbesondere Fronter Joakim Brodén ist in seinem Schildkrötenkostüm eine echte Stimmungskanone. Mit Rise Of Evil gibt es ein weiteres Stück von der Attero Dominatus zu hören. Sänger Joakim irritiert derweil so manchen Fan, denn er beginnt, seine Mitmusiker zärtlich zu berühren. Auch die sehen nicht gerade begeistert aus, aber was soll man machen, wenn man wehrlos ist und von einigen hundert Augenpaaren beobachtet wird? Schweden sind eben irgendwie nicht normal…
Mit Into The Fire wird dann ein etwas älteres Stück von der Primo Victoria gespielt. Sabaton können richtig Stimmung machen und das Publikum geht ordentlich mit. Die ersten Reihen scheinen nur aus Sabaton-Fans zu bestehen, die jedes angekündigte Lied, egal von welcher Platte, lauthals bejubeln. Zum Abschluß des wirklich guten Konzertes gibt es dann noch Metal Crüe zu hören, das von vielen mitgesungen wird. Ich kannte die Band bisher nur vom Namen, aber die Schweden kann man jedem nur empfehlen. Klasse live Performance, gute Songs, einfach nichts zu meckern.
Die nun folgende Band darf man wohl mit Fug und Recht als deutsche Metal-Veteranen bezeichnen. Grave Digger beginnen ihren Set gleich mit dem Titelstück des neuen Albums Liberty Or Death. Sänger Chris Boltendahl freut sich einen Wolf auf der Bühne und man hat das Gefühl, daß er am liebsten ins Publikum springen und jeden Einzelnen umarmen würde. Das anschließende Scotland United bringt den kompletten Saal zum mitsingen und auch bei Grave In The No Man’s Land geht die ganze Halle mit. Leider entpuppen sich Grave Digger-Fans als sehr anhängliche Zeitgenossen, die einen liebend gerne bei Klassikern wie Excalibur umarmen und einem dabei laut und falsch ins Ohr brüllen. Mit The Terrible One stellt die Band ein weiteres Stück des neuen Albums vor und Herr Boltendahl ist wirklich gut drauf, sagt nahezu jeden Song an und post mit den Fans um die Wette. Da Grave Digger einen Auftritt in Headlinerlänge spielen, ihre Songs aber alle recht kurz sind, schaffen sie es, ganze 20 Songs in ihrem Set unterzubringen. Als Highlights seien hier Lion Heart, das schon einige Jahre auf dem Buckel habende Circle Of Witches, Morgane Le Fay und Knights Of The Cross genannt. Ein Stück, das natürlich auf keinen Fall fehlen darf, wird zum Abschluß des wirklich guten Auftritts von Grave Digger gespielt: Rebellion (The Clans Are Marching). Doch die Fans wollen die Band nicht gehen lassen, und so gibt es mit The Last Supper und Grave Digger eine schöne Zugabe. Aber noch immer haben die Leute nicht genug und so gibt es sogar noch eine zweite Zugabe mit The Round Table (Forever) von der Excalibur und dem schon fast antiken, aber immer noch mächtig Stimmung machenden Heavy Metal Breakdown. Am Auftritt von Chris Boltendahl kann man wirklich nicht meckern, aber die anderen hätten sich ruhig mal etwas mehr bewegen können. Trotzdem ein super Auftritt.
Setlist Grave Digger:
Liberty Or Death
Scotland United
Grave In The No Man’s Land
Excalibur
The Terrible One
Valhalla
Lion Heart
Circle Of Witches
The Dark Of The Sun
Maidens Of War
Raven
Highland Tears
Morgane Le Fay
Silent Revolution
Knights Of The Cross
Rebellion (The Clans Are Marching)
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The Last Supper
Grave Digger
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The Round Table (Forever)
Heavy Metal Breakdown
Den Schweden Therion zuzusehen ist immer wieder ein Genuß. Hier wird Musik nicht einfach nur gespielt; hier wird Musik gelebt und zelebriert. Hier wird nicht simpel musiziert, hier wird auch geschauspielert, inszeniert und werden Töne sichtbar gemacht. Bühnendekoration, Klang und Licht bilden eine untrennbare Einheit und machen nahezu jedes Therion-Konzert unvergeßlich. Auf dieser Tour hat die Band besonders aufwendige Dekorationen dabei, die die Bühne in eine andere Welt verwandeln. Beim ersten Stück kommt (fast) jedes Bandmitglied zum Bühnenrand und gibt zur Vorstellung ein kurzes Solo. Mit Der Mitternachtslöwe beginnt der Auftritt der Schweden dann richtig. Danach gibt es die (leider) einzige Ansage des gesamten Auftritts, als Mats Levén The Blood Of Kingdu ankündigt. Irgendwie sind Therion heute überhaupt nicht kommunikativ. Ein Sänger ganz besonderer Couleur ist Snowy Shaw...mal droht er seinen Mitmusikantinnen mit Schlägen, mal züngelt er mit dem Mikroständer oder erzählt anscheinend seiner Kollegin Katarina Lilja Witze, während die krampfhaft versucht, ernst zu bleiben. Und zwischendrin singt der Knabe natürlich auch, mal an vorderster Front, mal hinter den Eisenzäunen, die den Backgroundchor von der Bühne abgrenzen. Mit dem eher ruhigen An Arrow From The Sun von der Lemuria geht es dann weiter, bevor uns mit The Perennial Sophia einer der ganz starken Tracks der neuen Platte Gothic Kabbalah präsentiert wird. Die Gesangsfraktion, mit 4 Personen genauso stark wie die Instrumentalfraktion besetzt, bietet eine fantastische Leistung. Jeder hat seine Solopassagen, aber genauso übernimmt jeder auch mal den Background Gesang (oder unterhält sich während dem Singen mit den Roadies, wie Snowy Shaw). Natürlich dürfen auch Duette nicht fehlen, die von Mats Levén und Katarina Lilja perfekt und mit reichen Gesten versehen vorgetragen werden. Das epische Son Of The Sun kehrt dann wieder zurück zur Lemuria. Nach einigen älteren Songs verlassen fast alle Musiker die Bühne und Drummer Petter Karlsson beginnt ein Drumsolo.
Die Drumsolo-Hasser verdrehen bereits die Augen („Nicht die auch noch…!“), doch die Sache entwickelt sich noch sehr interessant. Denn bei seinem Solo wird Karlsson von den beiden Sängern Mats Levén und Snowy Shaw tatkräftig unterstützt. Auch bei den späteren Stücken kommen die beiden dann immer wieder zum Einsatz. Daß Snowy Shaw bei der ganzen Poserei auch schon mal ein Drumstick abhanden kommt, fällt dabei musikalisch noch nicht einmal auf. Therion setzen danach ihren Auftritt mit The Rise Of Cthulhu fort. Leider ist der Gig kurze Zeit später schon beendet, doch wird der Abschied versüßt mit einem gelungenen Arrangement, bei dem die Sänger während eines Gitarrensolos von Mastermind Christofer Johnsson, mit schwarzen Flaggen auf der Bühne posieren. Ein würdiger Abschluß für dieses großartig inszenierte Gesamtkunstwerk! Aber für einen absolut perfekten Konzertabend fehlt natürlich noch die Zugabe der Schweden. Als sie auf die Bühne zurückkehren, spielen sie neben Lemuria noch ein paar andere Stücke, bevor dieser herrliche Abend zu Ende geht. Wirklich enttäuscht bin ich jedoch, als ich mich kurz vor Ende des Konzerts mal umdrehe: Gähnende Leere. Waren die alle nur wegen Grave Digger da? Oder mußten alle schon früher nach Hause? Therion-Fans, wo seid ihr???
Dieser Konzertabend wäre perfekt gewesen, hätte er nicht früher als angekündigt begonnen. So verpaßten einige Zuschauer Sabaton, die das wirklich nicht verdient haben. Viele Zuschauer waren auch überrascht, daß Grave Digger bereits als zweite Band spielten, aber durch den langen Set sollten eigentlich alle zufriedengestellt sein. Über den Auftritt von Therion möchte ich gar keine Worte mehr verlieren, sonst gehen mir noch die Superlative aus. Wer dieses Konzert verpaßt hat, ist wirklich selber schuld!
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