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Bericht Up From The Ground 2005 einleitung | samstag
Während die Nächte sich als saumässig schweinekalt erwiesen zeigte sich doch bereits recht früh morgens wieder die Sonne und das Wetter war so gut wie man es sich für den Abschluss der Festivalsaison nur wünschen kann. Also ging es dann auch - wenn noch leicht schwankend - am Freitag morgen zum ersten Rundgang: Das Gelände ist recht klein, für den Campingbereich standen nur zwei Dixis und zwei Wagen mit Spülklos zur Verfügung die bereits jetzt ziemlich versaut waren. Zum Duschen wurde dem Besucher das nahegelegene Freibad empfohlen. Ebenfalls ziemlich nahe gelegen und gut zu Fuß erreichbar ist der Ort, und damit Supermarkt und Bäckerei (an dieser Stelle nochmal Danke an Kira die so nett war für Brötchen zum Frühstück zu sorgen und die meine Zuckervorräte wieder Instandsetzen konnte).
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Nachdem mit vielen Brötchen und ausrechend Kaffee der Kater erfolgreich bekämpft worden war gings dann los mit der Musik. Als Ersatz für Koldbrann eingesprungen ging der Tag gleich heftig los mit der deutschen Black Metal Hoffnung Dark Fortress. Trotz eitlen Sonnenscheins wurde hier so gut es ging mit Corpsepaint im Gesicht der Dunkelheit gehuldigt. Nicht nur der Name erinnert hier an die Vorbilder aus Norwegen, sondern durchaus auch die Musik in ihrer leicht pompösen, sehr atmosphärischen Art. Trotzdem zeigen Dark Fortress sich als eigenständige kreative Formation, die mit ihrem letzten Album Stab Wounds aus dem Schatten der Vorbilder herausgetreten war und auch viele gute Kritiken einheimsen konnte. Inzwischen arbeiten die Musiker aus ST. Blasien bereits am nächsten Longplayer aus dem sie auch ein neues Stück (Catawomb) präsentierten, und es bleibt ihnen zu wünschen beim nächsten man einen dankbareren Platz im Lineup zu finden als in der Mittagssonne, in der eine düstere Stimmung schnell dahinschmilzt.
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Als nächstes standen dan die Ludwigshafener von My Darkest Hate auf dem Programm. Schwere, rollende, fast groovige Mid-Tempo Stücke dominieren hier, dazu allertiefstes Gegrunze von Frontman Chris Simper. Ich bin nicht der allergrösste Fan von Oldschool-Death-Metal, der Rest des anwesenden Publikums scheint da aber ganz anderer Ansicht zu sein und die Band darf sich über ansehnlichen Beifall und ausgiebiges Mitgegröhle (I will follow, Eye for an Eye) freuen.
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Aus dem Rahmen fiel dann recht deutlich die nächste Band: End of Green. Bereits als Außenseiter angekündigt zeigen sich de Stuttgarter weder von der Sonne noch vom rech zäh reagierenden Publikum beeindruckt. Sänger Michelle Darkness trug trozig seine Wollmütze und die Sonnenbrille obendrauf statt mittendrin und das Publikum brauchte durchaus einige Songs um mit der verhältnismässig soften Musik warm zu werden. Schon auf dem Summerbreeze Festival in der Woche zuvor hatten End of Green ihr neues Album Dead End Dreaming erfolgreich vorgestellt, und auch hier lieferten die die Gothic-Rocker eine gute Vorstellung ab und brachten ihre ihre traurig-melancholische Musik, die man nur als rockige Mischung aus HIM und Type O Negative beschreiben kann, gut rüber.
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Nun aber dann doch zurück zu den härteren Seiten der Musik. Reformiert aus den Überresten der schwedischen Band Gates of Ishtar machen The Duskfall genau das, was man von ihnen erwartet: schwedischen Melodic Death Metal vom Feinsten! Wo einige Vertreter des Genres die 'Göteborger Schule' zum 'Metalcore' verkommen liessen bleiben The Duskfall ihren Wurzeln treu, mit thrashigen Riffs und Melodien die interessant aber nicht überladen wirken. Der Gesang von Frontman Kai Jaakkola ist kraftvoll und durchsetzungsstark und zu keinem Zeitpunkt langweilig, nur eins muss man dem Mann mal erklären: Das ist ein Metal-Festival, und wenn einer die ganze Zeit mit ner Flasche auf der Bühne rumrennt, dann sollte das ne Bierflsche sein, keine Wasserflasche :) Die Vorstellung des aktuellen Albums Lifetime Supply of Guilt ist auf jeden Fall sehr erfolgreich und von den Jungs werden wir sicher noch viel zu Hören bekommen.
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Dann kommen die Kelten von Primordial in Sicht, allerdings bei Irland untypischem
Wetter: Sonnenschein! Sänger Alan A. Nemtheanga schreitet zunächst beim Soundcheck die Bühne ab und wirft einige erste finstere Blicke ins Publikum. Blutverschmiert und mit dem Trinkhorn am Gürtel, versteht sich. Man könnte ja meinen, eine
solche Band kann nur bei Dunkelheit und bestenfalls Regen die richtige Stimmung vermitteln, aber Alans Mimik und Gestik gleicht der eines stark expressionistischen Theaterschauspielers, sein Gesicht verzieht sich zu einer von Leid gezeichneten Fratze, wenn er das Schicksal seines Volkes besingt. Los geht es also mit The Gathering Wilderness vom gleichnamigen,frischen Album, ganz in grau, so neben dem Titelsong auch der 10-minütige The Coffin Ships. Das Album bildet auch deutlich den Schwerpunkt des Auftritts. Was daneben aber selbstverständlich nicht fehlen darf: Gods to the Godless von Spirit the earth aflame und dann eben noch der Überraschungssong von der älteren Journey's End. Man merkt auf jeden Fall deutlich, wie Alan mehr und mehr Stimmung macht und doch einige im Publikum begeistern kann. Mich eingeschlossen.
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Dann prügeln sich die die Österreicher von Belphegor über die Bühne, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Mit einem Härte- und Druckgrad sowie Gesang, wie man ihn eher beim Death Metal erwartet, sowie Black Metal typischen Melodien und blasphemischen Songs wie Necrodaemon Terrorsathan und Vomit Upon The Cross bildet sich eine messerscharfe Mischung, die sich wie eine Flex direkt zwischen die Augen fräst und bis hinter ins Kleinhirn. Das martialische Auftreten der Herren aus dem Alpenland unterstreicht diesen Eindruck und die Bühnenbeleuchtung, meist in eiskaltem blau oder dämonischem rot, machen ihn perfekt. Der Auftritt war übrigens promotiontechnisch perfekt inszeniert, denn
auf Grund der üblen Texte hieß es vorher dürften Belphegor in Deutschland nicht spielen. Daher auch die Abstinenz auf einigen anderen Festivals. Okay, mir war's auf jeden Fall für den Moment zu viel Krach und ich bin lieber was essen gegangen.
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Ektomorf? Schon wieder? Jaja, genau, die Ungarn haben dieses Jahr so ziemlich jedes Festival bedient dass irgendwie in der Nähe war und hängen im Herbst sogar noch ne Tour in Deutschland dran, damit jeder sie mindestens zweimal sehen kann. Im Programm wird angekündigt dass Ekomorf als Soulfly/Sepultura-Kopie verschrien sind und schon wenn man die ersten Takte über das Gelände durch die Dunkelheit hallen hört dann weiss man warum. Sound und Attitüde erinnern stark an die Vorbilder zu deren besten Zeiten und Front-Zigeuner Zoltan hat sich viel bei Mr. Cavalera abgeschaut. Aber grade deshalb sind Ektomorf absolut sehenswert, denn sie bringen unglaublich viel Energie ins Publikum und verwandeln mit Sicherheit jeden noch so müden Haufen in ein brodelndes Moshpit ('Jump, Jump, Jump, Motherfucker!!'). Der Gig wirkt wie ein Best-of-Ektomorf, keiner der Hits fehlt, I know them, Set me free und zum Mitsingen Fuck you all: alles dabei.
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Folkige Melodien, rasender Galopp über Gitarren die Gitarren und Keyboards die den besaiteten Mitarbeitern Konkurrenz machen, dafür steht Ensiferum. Nach dem fulminant gefeierten Gig beim Summerbreeze Festival im letzten Jahr lag die Messlatte für die Nordmänner und ihren Pagan-Power-Metal dieses Mal verdammt hoch. Optisch so wie erwartet, oben ohne, langhaarig und mit Kuhfell-Cowboy-Hut blieb akustisch jedoch das ein- oder andere zu wünschen übrig. Ob es an einer Erkältung oder an unserem Freund dem Alkohol lag, ist unklar, aber Frontman Petri Lindroos hat durchaus nicht jeden Ton so getroffen wie das vorgesehen ist. Der Menge ist das jetzt aber auch egal, und es wird kräftig gefeiert und mitgesungen, ein besonderes Highlight stellt wie erwartet natürlich Hero in a Dream dar.
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Zum Abschluss des Tages nimmt man dann endgültig Abstand vom Begriff 'Musik'. Birmingham in Englang ist wohl die Wiege der extremsten Ausprägung brutaler Akustik, dem Grindcore, und auch Heimat von Napalm Death. Den Namen hat jeder schon mal gehört, die Musik vermutlich auch. Mit Musik hat das Ganze an diesem Abend allerdings nicht zu tun, das Geknüppel ist ja ohnehin schon recht krass, aber der Sound erweist sich als ganz furchbar. Die Bassdrum total übersteuert dass es knackst, der Bass fehlt auf der PA und die Gitarre klingt als käme sie direkt aus einer Tretmine. Autsch. Aber egal: Das Publikum tobt und Mark Barney Greenway führt sich auf der Bühne auf wie ein geballter epileptischer Anfall. Sehr unterhaltsam. Das Programm führt einmal queerbeet durch die Jahrzehnte, von 'Suffer the Children' bis zu aktuellem Material vom neuen Album 'The Code is Red, Long live the Code'.
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einleitung | samstag
Bericht:
Alexter,
kAoSKoBoLd
Photos: Alexter, kAoSKoBoLd
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