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Bericht Feuerfänger Festival 2009
Samstag, 13.06.2009
2007 fand das Feuerfänger Festival noch in einem dunklen Keller in Zweibrücken statt und war eigentlich bloß ein Undergroundkonzert. Nach 2 Jahren in der Versenkung kann es jetzt seine Auferstehung feiern. Und richtig groß ist es auch geworden. Der diesjährige Veranstaltungsort ist das Rocker Billy’s Cage in Überherrn. 16 Bands spielen dort auf zwei Bühnen, so daß auch die Krew mit zwei Leuten vor Ort ist. Drinnen gibt es einen großen Saal mit kleiner Bühne und draußen die große Open Air-Bühne. Für das leibliche Wohl ist gesorgt und es gibt auch genügend Sitzgelegenheiten für die Fußkranken. Um 15:00 Uhr startet das Festival bei strahlendem Sonnenschein (von Metallern an diesem Tag auch gerne als „scheiß Hitze“ bezeichnet) und so steht der großen Party ja nichts mehr im Wege.
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Das Festival eröffnen Innuendo, die bereits auf dem ersten Feuerfänger Festival gespielt haben. Sofort fällt auf, daß sie sich seitdem sehr verbessert haben, insbesondere am Gesang, (was vor allem daher rührt, daß mit Helena Rudolph eine neue Frau am Mikro steht, die nicht nur durch ihre extravagante Haarfarbe auffällt). Und natürlich gibt es dann auch gleich die üblichen „Ausziehen!“-Zwischenrufe, die genauso natürlich ignoriert werden. Allerdings scheint Sängerin Helena insgesamt etwas schüchtern zu sein und macht kaum Ansagen. Die kommen statt dessen von Keyboarder Julian Colbus. So kündigt dieser auch das Evanescence-Cover Bring Me To Life sehr interessant an: „Der ein oder andere von euch weiß ja, wie wir dieses Stück spielen
“, was prompt zum Ruf aus dem Publikum „Mit Instrumenten!“ führt. Doch der Keyboarder kann das noch toppen: „Und mit der Nase! Sonst gehen die Streicher nicht
“. Neben Spaß machen die Lebacher aber auch richtig gute Musik, gerade in Anbetracht ihres Alters von gerade mal 20 Jahren, allerdings ist sie schon noch etwas ausbaufähig und auch an der Bühnenpräsenz kann man noch etwas arbeiten.
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Auch mit Heralder sieht man auf dem Festival bekannte Gesichter, denn auch sie waren schon beim ersten Mal dabei. Heute sind sie die erste Band, die den Zeitplan etwas nach hinten verschiebt. Beim ersten Song gibt’s noch einige Verspieler und so wird danach erstmal noch der Sound konfiguriert. Dann geht der Auftritt mit Twilight Entrance aber endlich richtig los. Das Publikum ist zahlreich anwesend und feiert die Band ab; dafür werden dann ziemlich viele neue Songs, wie z.B: Wraith Hunter, vorgestellt. Die meisten sind dem Publikum zwar weitestgehend unbekannt, andere wie z.B. Sherwood Assembly wurden dagegen schon öfter live präsentiert. Abgefeiert werden aber trotzdem alle. Leider sind jedoch die weiblichen Vocals zu Beginn des Auftritts mal wieder kaum zu hören, gegen Ende wird dies jedoch immer besser. Daneben gibt es auch viel Altbekanntes zu hören, z.B. A Legend Of Victory und Battleground. Heralder können sich über ziemlich viel Applaus freuen, allerdings muß ich sagen, daß ich die Band auch schon besser gesehen habe. Irgendwie will der Funke heute nicht so richtig überspringen. Aber immerhin hat man mit dem lila Bass und der gelben Gitarre schöne Farbkontraste auf der Bühne. Etwas schade ist, daß beim letzten Song, Sherwood Assembly, schon sehr viele Zuschauer verschwinden, um sich Nocturnal Opera auf der Innenbühne anzusehen. Zudem habe ich doch sehr Queen Of Snowfall vermißt.
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Die Innenbühne des Feuerfängerfestivals entpuppt sich als Alptraum eines jeden Photographen. Wenig beleuchtet mit einem hellen Spot an der Wand über dem Drummer. Wie sich auf Nachfragen herausstellt, war einfach kein Platz für eine größere Lichtanlage. Des einen Freud ist des andern Leid und so können sich Nocturnal Opera, trotz hellem Sonnenschein draußen, über stimmiges Licht für ihren Düstermetal freuen. Mit Olli von Hellowed ist eine Aushilfskraft für den in Berlin weilenden Keyboarder an Bord, die fachlich kompetent, aber optisch unangepaßt (kein Corpsepaint) daherkommt. Außerdem ist seit März mit Michael ein neuer Mann an der Leadgitarre vertreten. Zu Beginn wird mit aktuellem Material eine morbide Atmosphäre erzeugt. Sternenstaub, Maigift und Quarantänenfest starten die dunkle Party. Im Publikum sind viele Gesichter zu sehen, die man auch schon auf anderen Konzerten der Band sah. Scheinbar haben sich die Jungs aus dem Umkreis von Neunkirchen ein stabiles Stammpublikum erspielt. Dieses darf sich auch an klassischem Material von der Demo erfreuen, nämlich Ground Zero mit einer „Wall of Love“ und Forgotten mit welchem sie schon auf dem Saarland Underground Sampler 2009 vertreten sind. Das Publikum fordert natürlich eine Zugabe und bekommt diese auch.
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Mit Infinight betritt eine weitere saarländische Band die Open Air-Bühne. Mittlerweile hängt man mit der Zeit doch etwas hinterher und so gibt man mit The Downward Spiral gleich Vollgas. Beim folgenden The Swarm hat man dann leichte Soundprobleme, dafür machen aber die Jungs von Hellowed vor der Bühne ordentlich Stimmung und ziehen den Rest des Publikums mit. Richtig gut wird die Stimmung jedoch beim Dio-Cover Holy Diver, bei dem fast das gesamte Publikum mitsingt. Da geht Sänger Martin Klein gleich mal das Herz auf. Denn wenn die Zuschauer mitsingen, dann sind sie wach. Und dafür gibt es jetzt mit Like Puppets einen neuen Song (den man live aber schon öfter hören konnte). Dann gibt auch die Gitarre von Marco Grewenig auf und während das behoben wird, stellt Martin fest, daß es „uff da Bühn ganz scheen heiß is“. Doch tröste dich, vor der Bühne auch! Here To Conquer ist nicht mehr ganz so neu, „awwa es glitzad noch!“. Der angebliche Sommerhit 2009 wird auch tatsächlich mitgesungen und von einigen Übermütigen gar mitgeklatscht. Mit Goodbye Cruel World präsentiert man uns dann auch schon den letzten Song. Denn Sänger Martin kann kein Navi bedienen, kam daher zu spät an und so muß die Band ihr Set kürzen, um wenigstens halbwegs im Zeitplan zu bleiben. Dafür erhält sie aber tatkräftige Unterstützung vom vielseitig einsetzbaren Hellowed-Sänger Olli, der kurzerhand auf die Bühne geholt wird, um ein kleines Duett zu schmettern. Damit haben Infinight einmal mehr einfach nur Spaß gemacht und gezeigt, daß es im Saarland auch gute melodische Metal-Bands gibt.
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Mit den Otzenhausener Death Metallern Slaves Under Machine Gods wird das Tempo im Innenraum merklich angezogen. Sänger Oliver Stein gehen die Growls heute offensichtlich leichter als sonst über Lippen. Gespielt wird eine schöne Mischung von älteren und neueren Stücken. Wie immer machen die Jungs an den Saiten alles richtig. Druckvoll wird das Programm durchgezogen. Mit nur sporadischen Ansagen. Hervorzuheben wären das extrem schnelle Spectors, bei dem kaum ein Nacken mitkommt. Das geniale Impulse and Impact mit der etwas lustlosen Ansage: “Wenn man mit sich selbst nicht so im Reinen ist und an sich rummacht”. Mit ihrer Hymne an den römischen Kriegsgott Ares findet der Auftritt einen würdigen Abschluß. Der Bitte von Jan Drumm: ”Mach scheene Fotos!” konnte ich leider aufgrund der Beleuchtungs- und Platzsituation nicht ganz nachkommen.
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Nun kommt mit Cheeno eine weitere melodische Band auf die Open Air Stage. Man beginnt mit 64ad, bei dem Gitarrist Joey Siedl unfreiwillig sein Instrument ausstöpselt und damit beweist, daß übermäßiges Posen auch Nachteile haben kann. Und statt dem Feuer in Rom brennt heute die Sonne in Überherrn glühend heiß auf der Bühne und läßt die Musiker ordentlich schwitzen. Doch weiter geht’s mit Invisible und Buddhistic Hands, das Sängerin Jennie Kloos spontan Bassist Carsten Pinkle widmet – auch wenn sie selbst nicht so genau weiß warum eigentlich. Dafür kann sie bei @ und vor allem bei Silizium einmal mehr zeigen, wie variabel sie ihre Stimme einsetzen kann. Leider haben Cheeno, im Vergleich mit den Bands vor ihnen, eher wenig Zuschauer, was aber eigentlich nur daran liegen kann, daß die Band live sehr aktiv ist und man sie eigentlich ständig irgendwo sehen kann. Bei Go hat man mit kleineren technischen Problemen zu kämpfen und Floor No. 7 wird spontan in „Phil brauch e Bier“ umbenannt, wobei sich herausstellt, daß auf der Bühne allgemeine Biernot herrscht. Mit Bye Sequence nähert sich der Auftritt seinem Ende und mittlerweile haben sich auch mehr Zuschauer vor der Bühne eingefunden. Die machen Cheeno dann zur ersten Band des Tages, bei der eine Zugabe gefordert wird. Und die gibt es dann mit The Ruler, obwohl Jennie ja eigentlich was anderes spielen wollte. Aber als Frau wird man da wohl einfach überstimmt. Dafür kann Joey dann aber sein gesamtes Poserrepertoire vorführen. Insgesamt gehört der Auftritt aber zu den besseren Cheenokonzerten und Sängerin Jennie wirkt auch immer selbstbewußter und sicherer auf der Bühne.
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Als ich danach drinnen ankomme, haben Wanderreigen bereits angefangen. Auf der Bühne ist es mit sechs Personen ganz schön eng. Die Musik des Sechsers klingt stellenweise ganz schön schräg, ja, tut fast schon in den Ohren weh, was jedoch wohl hauptsächlich am nicht wirklich optimalen Sound auf der Innenbühne liegt. Dennoch macht die Band richtig Stimmung und vor der Bühne herrscht ein ganz schönes Gedränge. Beim Tanzlied muß ich dann aber schon wieder runter, um Ivory Night zu sehen.
Zu Rum und Ratten komme ich dann als Wachablösung aufs Deck. So extrem schlecht ist der Sound nicht mehr und so erklingen noch zwei Lieder des Kessel Buntes. Der heitere Mittelaltermetal à la Schandmaul vermag zu gefallen.
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Ivory Night sind im direkten Vergleich mit dem „digge Wanderreige“ die eindeutigen Verlierer. Es finden sich kaum Zuschauer vor der Bühne ein, um der deutschen Backing Band von Ross The Boss (Ex-Manowar) zu frönen. Zwar machen die Lauterer Bonuspunke mit ihrem Aussehen („Gugg! Die hann uff da Gruub geschafft!“), musikalisch können sie mit ihrem rockigem Metal allerdings nicht viel reißen. Dazu kommt, daß die Band nicht wirklich motiviert wirkt. Ich habe die Jungs vor Jahren schon einmal gesehen und damals waren sie viel besser und haben vor allem viel mehr Spaß gemacht. Daher entscheide auch ich mich dafür, mir die Band lieber von weiter hinten anzusehen und mal was zu essen.
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Jetzt sollten eigentlich Nion spielen. Da ist es schon mal verdächtig, daß die Mitglieder noch in ihren normalen Klamotten rumrennen. Schnell stellt sich heraus, daß die Band heute nicht spielen wird. Das große Rätsel ist jedoch: warum? Da brodelt natürlich schnell die Gerüchteküche. Angeblich war dem Keyboarder (welcher Keyboarder? Ich habe die Band jetzt dreimal live gesehen und jedesmal kamen die Keyboards vom Band. Auch auf der myspace-Seite der Band ist kein Keyboarder als Bandmitglied genannt) die Bühne zu klein, zu dunkel und überhaupt könnte man dem Publikum so keine professionelle Show bieten und dann spielt man lieber gar nicht. Mittlerweile hat die Band aber ein Statement zu der Sache abgegeben. Nion seien als Gesamtkunstwerk (bestehend aus Musik, Tanz und Licht) zu verstehen. Fehlt einer dieser Teile könne auch das Gesamtkunstwerk nicht bestehen. Daher habe man – nicht zum Gefallen aller Bandmitglieder – beschlossen, den Auftritt nicht stattfinden zu lassen da Nion nicht hätten Nion sein können. Dazu kann man jetzt stehen wie man will, ich persönlich finde ein solches Verhalten – obwohl ich es zu einem Teil auch verstehen kann – nach wie vor unprofessionell.
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Die Überraschung des Festivals sind die Münchner Cold Rush. Und das, obwohl der erste Song eher Richtung Hardcore geht und doch so manchen verschreckt. Insgesamt stehen auch hier wieder eher wenige Leute vor der Bühne. Doch schon beim zweiten Song, Fields Of Glass, fällt ein im Metal immer noch eher ungewöhnliches Stilelement auf: Elektro. Und das haben die Bayern sehr geschickt in ihrer Musik untergebracht. Trotz technischer Probleme und bayrischem Dialekt taut das Publikum zu Songs wie Warstomp langsam auf und zu Trust No One finden sich endlich auch mehr Zuschauer ein. Dann wird der Auftritt durch eine der typischen Konzertansagen unterbrochen: Sänger Sebastian Müller freut sich tierisch darüber, daß er das Kennzeichen eines falsch geparkten Autos durchsagen darf, denn „das Auto muß weg!!“. Mit dem nun folgenden Cover kann man dann beim Publikum richtig punkten: Ich will von Rammstein. Die Zuschauer singen laut mit und lassen sich auch gerne das Mikro vor die Nase halten, was den Sänger zu der Aussage „Sie sind nähergekommen – jetzt krieg’ ich Angst!“ verleitet. Mit dem ziemlich rockigen The Age I Wee beschließt man schließlich den Auftritt und schaffte es sogar, daß eine Zugabe gefordert wird. Da man jedoch im Zeitplan hängt, ist das leider nicht drin, was sehr schade ist, da die Band im Laufe ihres Auftritts doch sehr überzeugen konnte. Cold Rush hatten Spaß an ihrem Auftritt, ließen das Publikum dies auch deutlich spüren und konnten so die Zuschauer mit Leichtigkeit mitreißen.
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Daß Kammermetal funktionieren kann, wissen wir spätestens seit Coppelius. Der Versuch Kammermusik und Core zu mischen wird von Remember Twilight gestartet. Und geht zumindest am Anfang durch den katastrophalen Sound schief. Von der hohen Präzision des Zusammenspiels, die sie bei ihren Studioaufnahmen an den Tag legen ist nichts zu spüren. Das Ganze ist aber auch nicht mein Fall und deshalb erlebe ich nicht, ob
sich die Band später einspielt.
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Jetzt wird es auch auf der Open Air-Bühne mittelalterlich. Ob es Zufall ist, daß eine Band, deren Alben Rattenfänger und Seelenfänger heißen, auf dem Feuerfänger Festival spielt? Wie auch immer, Spielbann schaffen es, die bisher größte Zuschauermenge vor die Bühne zu bannen und auch die stärksten Publikumsreaktionen (zumindest an der Open Air-Bühne) hervorzurufen. Schon beim Opener Anderswelt stehen die Leute dichtgedrängt vor der Bühne, singen laut mit und auch bei Songs wie Erwachet, Die Reiter oder dem Lied zu Hameln ändert sich das nicht. Yasmin kündigt man als sehr ruhiges Liebeslied an, gegen Ende wird es aber doch rockig. Man merkt, daß Spielbann eben zu den etwas härteren Mittelalter-Metalbands gehören. Bei Herrscher der Nacht schafft es Sänger Seb sich selbst zu verwirren, da er aus unerfindlichen Gründen der Meinung ist, sein Mikro habe keinen Strom und er sei nicht zu hören. Die Entdeckung eines Schalters und die Beteuerungen der Zuschauer, daß sie ihn sehr wohl gehört haben, überraschen ihn doch sehr. Den Anfang von Lichterloh bekomme ich noch mit, dann muß ich leider schnell nach drinnen flitzen.
Während ich mir den Auftritt am Anfang von weiter hinten anschaute, übernehme ich hier den Posten komplett. Was soll ich sagen, ich bin begeistert. Störte mich bei früheren Konzerten noch der extrem nasale Gesang von Sänger Seb reißt er sich hier zusammen und legt eine nahezu perfekte Vorstellung hin. Auch mehr-oder-weniger-Aushilfssängerin Nic scheint in bester Laune und bei bester Stimme. Bei diesem Andrang vor der Bühne kein Wunder. Und so wird auch der Abschluß des Auftritts vom Publikum gefeiert und sind Lieder wie Vergiss mein nicht und Der letzte Vorhang wahre Selbstläufer.
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Drinnen legen jetzt 7 Seals los. Die Band hat gegen Spielbann eindeutig den Kürzeren gezogen und spielt vor nur wenigen Zuschauern. Man präsentiert nur Songs vom neuen, noch nicht erschienenen Album Moribund und so geht das Publikum nur wenig mit. Dabei klingt die Band gar nicht so schlecht. Ziemlich melodisch und phasenweise an In Flames erinnernd. Die vielen orchestralen Parts kommen aber vom Band. Auf Dauer ist das Ganze dann aber doch etwas eintönig. Bis zu Unforeseen Alliance kann ich bleiben, dann muß ich auch schon wieder weg, denn Tomorrow’s Eve will ich auf keinen Fall verpassen
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Tomorrow’s Eve sind für viele der Höhepunkt des Abends. Und das nicht nur, weil die Band sehr gut ist, sondern auch, weil sie sich live sehr rar macht. In ihrer Heimat waren sie zuletzt vor drei Jahren zu sehen. So sind denn einige auch nur für diese Band gekommen. Dabei ist man heute auch noch gehandicapt, denn Keyboarder Oliver Schwickert leidet am Karpaltunnelsyndrom, hat striktes Spielverbot verordnet bekommen und steht daher statt hinter den Tasten hinter den Knöpfen an Kanal 23. Beim ersten Song scheint Sänger Martin LeMar nicht ganz so gut bei Stimme, doch wie sich später herausstellt sind daran nur die bösen Salzpastillen schuld. Denn schon beim zweiten Song, Succubus, klingt er wieder wie der alte. Und geht richtig ab auf der Bühne, was zum lustig anzusehenden Effekt der dampfenden Schweißrübe führt. Nach Irreversible gibt es mit Not From This World ein ganz besonderes Schmankerl. Denn da Cheeno heute auch gespielt haben, ist deren Sängerin Jennie Kloos, die den Song auch auf Platte eingesungen hat, vor Ort. Und so legen die beiden ein wirklich geniales Duett hin. Davon unbeeindruckt ist die Snare, die dann erstmal den Geist aufgibt. Doch Drummer Tom Diener – ganz Profi – hat natürlich Ersatz dabei, den er nur noch schnell holen muß und dann kann’s auch schon weitergehen. Den armen Martin hat das aber so nervös gemacht, daß er erstmal den falschen Song ansagt. Also, zuerst kommt Distant Murmurs, dann The Market Of Umbra. Mit The Curse springt man zum neuen Album Tales From Serpentia und mit No Harm gibt es anschließend einen der besten Songs der Scheibe. Vor The Tower folgt dann die Bandvorstellung inklusive unglücklicherweise nicht auf der Bühne stehendem Keyboarder. Leider haben sich die Reihen mittlerweile unverständlicherweise gelichtet, doch viele halten noch aus. Martin sagt jetzt Faces an, doch leider kommt die Order, jetzt schnell zum Ende zu kommen, da man schon 20 Minuten über die Zeit ist und sich schon einige Anwohner beschwert haben. So gibt es statt Faces das kürzere Pain, mit dem der Auftritt dann zu Ende geht. Und obwohl das Publikum weiß, daß keine mehr gespielt werden darf, fordert es trotzdem fleißig nach einer Zugabe. Schade, daß keine drin war. Und schade, daß Faces, einer meiner Favoriten auf Tales From Serpentia, nicht gespielt werden konnte. Tomorrow’s Eve haben auf jeden Fall auch zu viert einen richtig genialen Auftritt hingelegt und Martins stimmliche Leistung war einmal mehr einfach nur beeindruckend. Hoffentlich dauert es nicht noch einmal 3 Jahre, bis man die Band wieder live bewundern kann.
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Torian ist die einzige Band, die sich keiner von uns angesehen hat, da wir beide unbedingt Tomorrow’s Eve sehen wollten. Sorry!
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Als letzte Band des Festivals spielen Banished Force. Die junge Band kann von diesem Slot jedoch nicht wirklich profitieren. Sehr viele Leute sind schon nach Hause gegangen und nur noch wenige Zuschauer haben sich vor der Innenbühne eingefunden. Aber die, die da sind gehen ordentlich ab zum Thrash, den die Truppe produziert. Die agiert nach der Devise „Mehr Thrash, weniger Ansagen“ und der Lohn dafür sind Fans, die noch ein letztes Mal pogen und bangen. Nachdem die Band ihr Set beendet hat, verliert sich das Publikum jedoch relativ schnell.
Und auch wir fahren jetzt. Es ist zwar noch eine Metaldisko angekündigt, doch ich bezweifle, daß da noch allzu viele Leute waren. Nach dem langen Tag voll Metal sind die meisten dann doch zu kaputt.
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Fazit:
Gleich vorweg: Dafür, daß das Festival in dieser Größe zum ersten Mal stattfand und in Anbetracht der Tatsache, daß der Organisator trotz seiner jungen Jahre die ganze Chose größtenteils alleine gestemmt hat, ist das Festival wirklich super gelaufen. Es gab Essen und Getränke, Merchandise und viele Sitzgelegenheiten. Licht und Sound auf der Open Air-Bühne waren super, die Security freundlich und auch der Einlaß lief ohne Probleme. Sogar den Zeitplan konnte man fast halten.
Einige Kritikpunkte sollen jedoch trotzdem angesprochen werden: Das Essen war doch eher in der oberen Preisklasse angesiedelt und für Vegetarier gab es nur den etwas ominösen Eiersalat – wenigstens Pommes wären nicht schlecht gewesen. Die Bühne im Innenraum war extrem schlecht beleuchtet und auch der Sound war dort nicht wirklich toll. Dafür hatte man dann aber den klassischen Clubmief. Etwas unglücklich waren auch die Überschneidungen bei den Bands. Leichte Verschiebungen im Zeitplan führten dann noch dazu, daß die Bands fast gleichzeitig spielten. So hat man am Ende doch viel weniger gesehen als man eigentlich wollte.
Prinzipiell ist die Idee mit den zwei Bühnen ja nicht schlecht, da man so die lästigen Umbaupausen geschickt umschiffen kann. Aber vielleicht wäre es besser, zwei oder drei Bands weniger einzuladen und statt dessen die Bands auf den beiden Bühnen immer direkt nacheinander spielen zu lassen (und dabei eventuelle Verschiebungen zu berücksichtigen), so wie dies jahrelang auf dem Summer Breeze praktiziert wurde.
Das war’s im Großen und Ganzen aber auch schon mit der Kritik. Daß die Toiletten etwas abenteuerlich waren, dafür kann ja der Veranstalter nichts.
Das Rocker Billy’s Cage ist auf jeden Fall eine ziemlich coole Location für solche Veranstaltungen, auch wenn sie nicht in allen Belangen optimal ist. Bleibt abzuwarten, ob das Feuerfänger Festival im nächsten Jahr auch wieder hier stattfindet, oder doch woanders. Nur hoffentlich hat man dann auch wieder so einen guten Draht zum Wettergott wie in diesem Jahr. Wir wären jedenfalls gerne wieder dabei.
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Bericht: Hypnos, Tyr
Photos: Hypnos, Tyr
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