Und schon wieder ist ein Jahr vorbei. Heuer zieht es uns schon zum fünften Mal auf den heiligen Berg. Und zum Jubiläum hat man uns was ganz besonderes geschenkt: Die Treppe auf die Halde ist endlich fertig! Stairway to heaven, im wahrsten Sinne des Wortes. Diese Treppe ist wirklich ein Segen, verkürzt sie doch die für Auf- und Abstieg notwendigen Zeiten enorm. Nur die Bollerwagenzieher und Traditionalisten müssen noch außen rum. Allerdings merkt man hier auch die extreme Konditionsschwäche, die unter den Metallern grassiert wie die Pest im Mittelalter. Leider ist uns der Wettergott nicht wirklich gewogen und wie im letzten Jahr reisen wir auch dieses Jahr durch Regen und Nebel an. Doch anders als vor einem Jahr reißt der Himmel nicht auf, sondern wir müssen mit ziemlich kühlem, durchwachsenem Wetter leben. Ein echtes Novum auf dem Dong, auf dem es seit 2004 nicht mehr geregnet hat. Darauf erstmal ein Bier, das in diesem Jahr echt arschkalt ist.
Freitag, 18.07.2008
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Ein weiteres Novum auf dem Dong ist es, daß wir es dieses Jahr erstmals schaffen, auch die allererste Band anzusehen. Dies sind die Oberhausener Path Of Golconda, die nicht nur das Festival eröffnen, sondern an beiden Tagen noch in unterschiedlicher Funktion unterwegs sind. So kann man sie als eher minderbegabte Frisbeespieler und Müllmänner from Hell mit Kopfballschwäche bewundern, oder aber auch als Animateur, Freund und Helfer des jüngsten Metal-Nachwuchses beobachten. Doch auch auf der Bühne machen sie eine gute Figur und läuten das Festival wahrhaft würdig ein. Neben bewährten alten Songs wie A Cannibal Crusade wird auch neues Material vorgestellt und obwohl viele Leute gerade erst anreisen, können sie sich über ordentlichen Zuspruch freuen. Und das zu Recht. Trotz des auf Dauer doch etwas eintönigen Gesangs ist man instrumental richtig gut, teilweise fast schon episch. Wer auf melodischen Death/Thrash steht, sollte sich diese Truppe mal zu Gemüte ziehen.
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Die nächste Band, Enemy Within ist extrem kurzfristig für Scarlet Fire, die erst am Montag abgesagt haben, ins Billing gerutscht. Daher ist der Fünfer heute auch nur zu viert, denn einer der beiden Gitarristen kann dank Schichtdienst nicht anwesend sein. Musikalisch sind sie zwar ganz o.k., aber insbesondere Sänger Christian fällt mehr durch Unfreundlichkeit als durch Leistung auf. Irgendwie hat man den Eindruck, daß der Junge überhaupt keinen Bock hat, hier zu spielen. So bedankt er sich auch erstmal bei den Organisatoren des Dongs für die Absage, die die Band zunächst bekommen hat und dafür, daß man so kurzfristig einspringen durfte. Zudem hat er die ganze Zeit beim Singen Kaugummi im Mund. Bemerkenswerte Leistung, den nicht zu verlieren, aber weder das, noch die Musik sind mein Ding. So setze ich mich dann auch recht früh ab, wie so viele andere, denn Enemy Within haben deutlich weniger Zuschauer als Path Of Golconda.
Auch Roots Of Death spare ich mir, jetzt ist erstmal Nahrungsaufnahme am formidablen Essensstand angesagt.
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Lyriel aus Gummersbach schlagen danach ganz andere Töne an. Die erste und einzige Band mit Frontfrau auf dem diesjährigen Dong unterhält mit eher ruhigen Stücken, hat aber durchaus auch einige rockige Nummern im Angebot. Leider wirkt Sängerin Jessica Thierjung über große Strecken des Sets etwas emotionslos, ist aber trotzdem in der Lage, auf die obligatorischen „Ausziehen!“-Rufe souverän mit „Später!“ zu antworten. Man bietet einen schönen Querschnitt durch die beiden bisher erschienenen Alben Prisonworld und Autumntales und mit Foemans Bride gibt es sogar einen Song vom kommenden Album zu hören, das „hoffentlich dieses Jahr noch“ erscheinen wird. Zu Beginn wirkt auch die Musik etwas eintönig, doch gegen Ende werden die Songs immer besser. Insbesondere das groovige Days Of Yore und das melodiöse Memoria wissen zu gefallen. Mit Lind e-huil gibt es auch ein Stück in Sindarin, der Sprache der Elben, was auch mal sehr interessant zu hören ist. Interessant an Lyriel ist aber nicht nur die Frontfrau, sondern man hat mit Cello und Violine gleich zwei Streicher in der Band. Leider ist vor allem das Cello meist nur sehr schlecht zu hören, was wirklich schade ist. Ansonsten hat die Band sehr gut gefallen, klingt aber auf CD wahrscheinlich noch wesentlich besser, da es doch einige Soundprobleme gab.
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Die nächste Band bildet dazu einen krassen Gegensatz. Moder haben offenbar das Black Metal-Lehrbuch ganz genau gelesen und fahren alles auf, was man im Black Metal so braucht: Jede Menge umgedrehte Kreuze (auf der Bühne, als Anhänger, sogar als Nieten auf dem Gitarrengurt), Corpsepaint (wenn auch nur eine dezente Blässe aufgelegt ist), seltsam klingende Liedtitel (Unheiliges Massaker, Kadavergarten) und Grabkerzen. Wirkt in dem hellen Zelt leider etwas deplaziert und fast schon lächerlich. Doch die zahlreich anwesenden Fans stört das nicht im Mindesten und Moder werden ordentlich abgefeiert. Vielmehr als eintöniges, stumpfes Gebolze kann ich aber nicht raushören, auch wenn die Menge im Zelt das sicherlich anders sieht. Dazu gibt es dann noch eine Minipyroshow, als bei einigen Songs etwas größere Wunderkerzen auf dem umgedrehten Holzkreuz gezündet werden. Auch dafür gilt: Wirkt mehr lächerlich als beeindruckend. Irgendwie ist diese Band nicht mein Fall, dafür kann sie aber eine beachtliche Zahl an Zuschauern vor die Bühne ziehen.
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Nach diesem Gerumpel ist es wieder Zeit für filigrane Gitarrenarbeit. Die international bunt gemischte Truppe von Civilization One entert die Bühne und legt gleich los. Im Grunde ist das, was die Mannen um Sänger Chitral Somapala fabrizieren, typischer Powermetal, aber eben auf sehr hohem Niveau. Auch die Show macht wirklich Spaß, Somapala wirkt sehr sympathisch und kann mit seinen Mitsingspielchen viele Leute zum Mitmachen animieren, obwohl sich die Zuschauerzahlen doch arg in Grenzen halten. Die Band bietet eine sehr engagierte Show, Gitarrist Christian Münzner geht geradezu auf in seinem Gitarrenspiel und das Energiebündel von Sänger hüpft und springt über die ganze Bühne. Da die Band noch sehr jung ist (allerdings aus erfahrenen Musikern besteht, die aus Bands wie Heavenly, Firewind oder Secret Sphere stammen), hat man gerade einmal ein Album namens Revolution Rising veröffentlicht. Aus diesem Album werden dann fleißig Songs wie Welcome To Paradise und Legends Of The Past (Carry On) gezockt, die auch wirklich zu begeistern wissen. Obwohl man sich auf einem hohen technischen Level bewegt, ist die Musik selbst eigentlich nur wenig mehr als typischer Power Metal, was ein Großteil der Festivalbesucher wohl ähnlich sieht. Als Power Metal-Fan sollte man die Band aber auf jeden Fall mal anchecken.
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Die Krefelder Grind Inc. spielen nicht wie ihr Name erwarten läßt Grindcore oder ähnliches, sondern eine Mischung aus Death und Thrash Metal, die sie selbst als Brutal Death Metal bezeichnen. Nun, leicht grindig klingt es aber doch. Man bollert stumpf durch die Botanik und Sänger Christoph Mieves, der vom optischen her stark an Gerre von Tankard erinnert, sieht aus als stünde er kurz vorm Kollabieren. Die Band wurde uns zwar empfohlen, nach unserem Geschmack ist sie jedoch ganz und gar nicht. Mehr als ein paar Songs halten wir nicht aus und verziehen uns lieber.
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Suidakra, die Co-Headliner des heutigen Abends sind als Ersatz für Primordial, die aus dubiosen Gründen ihren Auftritt zum zweiten Mal in Folge absagten, ins Programm gekommen. Keine Frage, ein wirklicher Ersatz für die Iren sind sie nicht, aber als Co-Headliner machen sie allemal eine gute Figur. Nachdem Suidakra im Jahr 2004 auf dem Dong mit einem Stromausfall zu kämpfen hatten und über eine Stunde warten mußten, bis sie endlich anfangen konnten (ich muß gestehen, ich gehörte damals auch zu denen, die aufgegeben haben und in ihr Zelt verschwanden), freuen sie sich heute auf einen Auftritt „ohne Stromausfall“). Doch man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, und so stehen sie kurzzeitig zwar mit Strom, dafür aber ohne Licht da. Dann kann’s aber auch endlich richtig losgehen. Die Band bietet einen schönen Querschnitt durch ihr gesamtes Werk, von fast jedem Album gibt es einen Song. Obwohl das Zelt nur zu gut zwei Dritteln gefüllt ist, machen die Anwesenden jede Menge Stimmung und bringen das Zelt zum Beben. Insbesondere als Dudelsackspieler Alex, der die Band live mit seinem Instrument unterstützt, die Bühne betritt, herrscht ausgelassene Stimmung und die Alex-Sprechchöre wollen gar nicht mehr abreißen. Dazu werden alte Hits der Band abgefeiert, wie z.B. Dead Man’s Reel, The Well Of Might und Darkane Times. Neuere Songs vom aktuellen Album Caledonia gibt es dagegen erst gegen Ende des Auftritts. Zum Abschluß spielt man Forth-Clyde das genauso bejubelt wird wie die alten Songs. Ohne Zugabe darf die Band nicht von der Bühne und so gibt es auch noch The IXth Legion zu hören. Damit haben Suidakra mal wieder einen sehr schönen Auftritt hingelegt, der ordentlich Stimmung gemacht hat, wenn auch nicht ganz so viele Zuschauer da waren.
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Neben den morgen spielenden Sabaton sind auch die heutigen Headliner aus Schweden, genauer gesagt aus Göteborg. Dark Tranquillity betreten als letzte Band des Abends die Bühne, die für sie sicher ungewohnt klein sein dürfte. Doch das macht den Schweden gar nichts aus. Von Anfang an geben sie Vollgas, vor allem Mikael Stanne gibt alles. Der Sänger läuft jeden Quadratzentimeter der Bühne ab, bangt was das Zeug hält und brüllt sich die Seele aus dem Leib. Spätestens bei Lost To Apathy tut es ihm das Publikum gleich. Mit Hedon gibt es dann gleich einen älteren Song und so zieht es sich durch das komplette Set. Der Sound ist eher minderprächtig, das gibt sich zum Glück jedoch nach einigen Songs. Neben aktuellen Sachen wie Inside The Particle Storm, Focus Shift und Misery’s Crown gibt es auch zahlreiche ältere Stücke wie Punish My Heaven, TherIn oder Lethe zu hören. Mittlerweile bebt das Zelt im wahrsten Sinne des Wortes und Mikael Stanne geht völlig in der Stimmung auf, auch wenn der Rest der Band etwas steif wirkt. Der Sänger sucht stets den Kontakt zum Publikum, schüttelt unentwegt ihm entgegengereckte Hände und strahlt dabei übers ganze Gesicht. Offensichtlich genießt es der Mann richtig, mal wieder auf einer kleineren Bühne zu stehen und eine Art Clubshow zu spielen. Eine kurze Verschnaufpause gibt es nur, als Stanne das Publikum bittet, für Drummer Anders Jivarp ein Geburtstagslied zu singen, da der heute sein Wiegenfest feiert. Und weil Dark Tranquillity heute in Deutschland sind, gibt es das Ständchen auch auf deutsch und Band und Publikum singen gemeinsam im Chor. Dann geht es aber auch gleich heftig weiter mit Damage Done. Auch bei My Negation tobt das Zelt und Mikael Stanne kommt aus dem Grinsen nicht mehr raus. Leider ist nach Final Resitance der Auftritt der Schweden auch schon zu Ende. Viel zu früh! Der Sänger dankt dem Publikum nochmals überschwenglich, unter anderem dafür, daß alle diesen Berg hochgeklettert sind um die Band zu sehen. Noch minutenlang wird eine Zugabe gefordert, leider jedoch keine gespielt. Statt dessen kehrt der Sänger noch einmal alleine zurück auf die Bühne und bedankt sich nochmals bei den anwesenden Fans. Trotz der guten Stimmung war jedoch eher wenig los im Zelt. Da hätte man sich bei einem Headliner doch mehr erwartet.
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Naja, dafür kommen dann noch zwei Orgas (oder was auch immer) auf die Bühne und präsentieren uns Hoch auf dem gelben Wagen. Wunderwunderschön. Zeit, ins Bett zu gehen.
Teil 2 |