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Bericht Dong Open Air 2005
Das diesjährige DONG OPEN AIR fand wieder auf dem Gipfel des Dong-Berges statt, den unsereiner wegen seiner lächerlichen 200-und-etwas Meter Höhe wohl eher als Hügel bezeichnen würde. Richtig, würde. Denn der Berg darf nicht befahren werden, daher wird am Fuß geparkt und man darf seine komplette Festivalausrüstung den Berg hochschleppen. Drum merke: Fährst du auf's DONG, nimm nur das nötigste mit, oder, wie einige Eingeweihte, Sackkarren und Bollerwagen. Das DONG OPEN AIR ist ein kleines, gemütliches Festival, das von den Mitgliedern eines Metalforums (http://walismus.sprintweb.de/whaleboard/main.php) organisiert wird. Dieses Jahr konnte das DONG seinen 5. Geburtstag feiern und zudem mit ca. 1500 Anwesenden einen neuen Besucherrekord verbuchen. Vorweg muß gesagt werden, dass auf dem DONG überwiegend relativ unbekannte Bands hauptsächlich aus der näheren und weiteren Umgebung des Ruhrgebiets spielen, so dass ich mit Liedtiteln nicht bei allen Bands dienen kann.
(Oben ein Überblick über das gesamte Festivalgelände)
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RAVAGE sind kurzfristig für DRAWLINE eingesprungen und dürfen damit dieses Jahr das DONG OPEN AIR eröffnen. Die fünfköpfige Band spielt oldschooligen Thrashmetal gepaart mit etwas Death. Sie können nicht wirklich viele Zuschauer vor die Bühne locken,was wohl auch daran liegt, dass viele jetzt (um 14:35 Uhr) erst ankommen oder noch mit Zeltaufbauen beschäftigt sind. Eine Band, die durchaus Potential hat, mir aber recht schnell zu eintönig wird.
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Als ORKUS zwei Stunden später die Bühne betreten, ist es vor selbiger schon deutlich voller. Die Band, die nächstes Jahr ihr 10-jähriges Bestehen feiern darf, ist schwer zu beschreiben. Man hat sich dann mal auf Black- /Deathmetal festgelegt, wobei es aber auch viele folkige Elemente in ihrer Musik gibt. Die Band zeigt sich auf der Bühne sehr agil, das Publikum schaut nicht nur, sondern lässt sich gern zum Mitbangen animieren.
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Um 20:00 Uhr erklimmen MINDCRIME die Bühne. Eine Band, die dem ein oder anderen bereits bekannt sein dürfte, da diese engagierte Band nahezu überall auftritt, wo sich die Möglichkeit bietet. Geschadet hat ihnen dieser Fleiß ganz sicher nicht, konnten sie doch jüngst einen Plattenvertrag abschließen. Die fünf Jungs aus dem Siegerland bezeichnen ihre Musik als 'Dark Melodic Power Metal', was ziemlich zutreffend ist. Sänger Christoph Weller hat die Meute im Griff (kein Wunder bei den vielen Auftritten, die die Band schon hinter sich hat), das Zelt ist gut gefüllt und vor der Bühne wird wild gebangt. Außerdem kann die Band den ersten Stagediver des Festivals verzeichnen. Er muß zwar noch streckenweise getragen werden, aber immerhin. MINDCRIME legen den Schwerpunkt ihres Auftritts auf das neue Album 'Tourniquet Sleep'. Was natürlich auch nicht fehlen darf ist 'Burning Glass' von der gleichnamigen EP sowie 'Dark Castle' von ihrem Debut 'Never Like Forever'.
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Der Headliner des ersten Tages ist SKYCLAD. Die 1990 gegründete Band feiert auf dem Dong Open Air ihr 15-jähriges Jubiläum mit einem Doppelauftritt. Der erste Auftritt (an diesem Abend) ist ein ganz 'normaler' SKYCLAD-Auftritt. Die Band strotzt nur so vor Energie, nur Georgina Biddle ist in ihren Bewegungen eingeschränkt, der ihre Geige verkabelt werden muß, weil der Sender nicht funktioniert. Der Füllstand des Zeltes erreicht sein Maximum an diesem Tag; SKYCLAD scheint jeder zu mögen, sogar beinharte Black-Metaller gehen zu den folkigen Tönen der Briten richtig ab. Im Zelt herrscht eine ausgelassene Stimmung,es wird gedivt, was das Zeug hält. Ein wirklich überzeugender Auftritt. Man merkt der Band ihre Spielfreude deutlich an. Und auch die Band scheint sich zu freuen, wieder auf dem Dongberg spielen zu dürfen (SKYCLAD waren bereits 2003 Headliner).
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Den zweiten Festivaltag eröffnen AARDVARKS. Der Vierer aus Bonn gibt von Anfang an Vollgas. Die Jungs spielen eine Mischung aus Thrash und Death Metal mit einigen oldschooligen Einspritzern. Die Band gibt es bereits seit 1993; dass ihnen der Durchbruch bisher noch nicht gelang, liegt wohl an den vielen Besetzungs-wechseln, die sie schon hinter sich haben. Die Band legt einen tighten Auftritt hin, und glänzt durch ihre Bewegungsfreudigkeit. Vor und auf der Bühne wird gebangt, was das Zeug hält (sogar der Drummer schüttelt ständig seine Matte); wer hier nicht nassgeschwitzt ist, hat irgendwas falsch gemacht. Trotz der frühen Stunde ist das Zelt recht gut gefüllt, was die Qualität dieser Band unterstreicht.
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Um 15:25 Uhr dürfen SKYCLAD noch einmal zu ihrem zweiten Auftritt ran. Dieses Mal spielen sie ein reines Akustikset. Die Band ist noch sichtlich geschafft von nächtlichen Feiern am Vortag; Kevin Ridley begrüßt das Publikum mit den Worten 'Hi, nice to see you guys again…who of you guys got a hangover?' und die komplette Band hebt die Hand. Wegen der Hitze tritt Steve Ramsey auch 'in holiday-look' auf. SKYCLAD spielen eine mitreißende Show, Georgina kann endlich wie ein Derwisch über die Bühne hopsen (gibt es einen Quadratzentimeter, den sie nicht betreten hat???), da jetzt auch der Sender ihrer Geige funktioniert. Kevin Ridley lässt sich auch nicht von einer mitten im Song gerissenen Saite aus der Ruhe bringen, auch wenn er im ersten Moment leicht irritiert wirkt.Und: es gibt doch noch Zugaben auf Festivals. Da der Zeitplan auf dem Dong sowieso meistens hängt oder in der Umbaupause die Zeit wieder reingeholt wird, dürfen SKYCLAD überraschenderweise doch noch eine Zugabe spielen (wohl, weil sich die Organisatoren, die fast alle Fans der Band sind, selber einen Gefallen tun wollen).
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Nach dem Auftritt von SKYCLAD sehen wir die ersten Neonazis. Wir denken uns (noch) nicht viel dabei, es sind ja nur drei oder vier und sie verhalten sich friedlich. Später sollte sich noch zeigen, auf welche Ideen Neonazis so kommen…
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Nun entern XIV DARK CENTURIES, die umstrit-tenste Band des Festivals, die Bühne. Schon im Vorfeld des Festivals gab es Stimmen, dass diese Band nicht auftreten sollte, da sie rechtsradikale Tendenzen aufweise. Sicher, die Band meidet die Verwendung von Anglizismen, aber macht das schon Rechtsradikale aus Ihnen? Zumal sie sich auf ihrer Homepage gegen Rechtsradikalismus ausspricht und auch in ihren Texten nichts dergleichen zu finden ist.Die Band, die ihre Musik selbst als 'Heidnischen Thüringer Metal' bezeichnet, trägt Lieder ihres Debuts '…den Ahnen zum Grusse…' sowie ihrer aktuellen EP 'Jul' vor. Sänger Michel bewegt sich energiegeladen über die Bühne, dem Rest der Band fehlt es etwas an Stageacting. Der ansonsten gute Auftritt wird von den zahlreichen Glatzen in der ersten Reihe getrübt. Man hätte von der Band ein Statement hierzu erwartet, aber vielleicht war auch diese von der bisherigen Friedfertigkeit getäuscht.
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Der Headliner des zweiten Tages ist FINNTROLL. Angesichts des überfüllten Zelts scheint sich das Gerücht zu bestätigen, dass die meisten Besucher nur wegen FINNTROLL angereist sind. Betrachtet man jedoch die einzelnen Besucher, ist in einigen Fällen wohl nicht FINNTROLL, sondern Freund Alkohol schuld an der ausgelassenen Präsens vor der Bühne…FINNTROLL begeistern schon nachmittags bei der Autogrammstunde, wo die Bands trotz üblem Gedränge sich für jeden einzelnen Fan Zeit nimmt und mit Begeisterung getragene Socken signiert (nachdem diese den Riechtest bestanden haben…). Dafür weigern sie sich, die finnische Flagge zu unterschreiben, was sie noch sympathischer macht. Leider haben FINNTROLL nicht den Sound, der ihnen zustehen würde, aber sie machen das Beste daraus. Das ganze Zelt feiert die Songs des aktuellen Albums Nattfödd ab. Mit Människopesten, Eliytres, Fiskarens Fiende, Ursvamp, Det Iskalla Trollblodet, Grottans Barn und, nicht zu vergessen, Trollhammaren spielt die Band fast alle Songs des starken Albums. Aber selbstverständlich gibt es auch zur Genüge Songs der ersten beiden Alben Midnattens Widunder und Jaktens Tid, z.B. Skogens Hämnd. Ein wirklich würdiger Headliner, bei dem es noch mal richtig zur Sache geht. Nervig sind nur die Neonazis, die das Stagediven für sich entdeckt haben, und dies jetzt einfach nicht lassen können, sie müssen sogar von der Bühne getreten werden.
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Nach dem Auftritt von FINNTROLL eskaliert die Situation mit den Neonazis. Diese zerstören fremde Zelte und fahren sogar mit dem Auto über ein Zelt, in dem noch jemand liegt! Die Veranstalter sind etwas mit der Situation überfordert, und sie erfahren erst im Nachhinein, dass sie einen Platzverweis hätten aussprechen können. Auch die anwesende Polizei meinte, dass sie ohne Anzeige gar nichts machen könnte. Eine etwas hilflose Position. Zum Glück kam es nur zu Sachschäden, aber Gerüchten zufolge haben die Neonazis jetzt einige Anzeigen am Hals und dem Anführer der Gruppe droht eine Gefängnisstrafe. Die Veranstalter waren von der Anwesenheit der Neonazis überrascht und wohl auch überfordert, da sie noch nie Probleme mit diesen hatten. Sie werden aus der Situation jedoch ihre Lehren ziehen und nächstes Jahr gewappnet sein. Hoffen wir das Beste. Abschließend bleibt zu sagen, dass es bis auf die Sache mit den Neonazis (die irgendwie fast niemand mitbekam) ein sehr friedliches, entspanntes und lustiges Festival zu humanen Preisen (0.5 l Bier für 1€) war. Auf ein Wiedersehen 2006!
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