Amorphis
Eclipse
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Nuclear Blast
(17.02.2006)
Tracklist:01. Two Moons
02. House Of Sleep
03. Leaves Scar
04. Born From Fire
05. Under A Soil And Black Stone
06. Perkele (The God Of Fire)
07. The Smoke
08. Same Flesh
09. Brother Moon
10. Empty Opening
Genre: Doom Folk Gothic Metal
Gesamtspielzeit: 44:11
Web: www.amorphis.net/
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Alben von Amorphis standen seit Erscheinung ihres Werkes Tales from the thousand lakes unter einem enormen Erwartungsdruck. Über die Jahre ist diese Erwartungshaltung allerdings mit sinkendem Härtegrad im Allgemeinen bei den Fans eher Enttäuschung gewichen. Doch dann kamen schließlich und endlich in den letzten Jahren Diskussionen in der Band auf. Die Berichte laufen allerdings in 2 komplett widersprüchliche Richtungen. Zum einen verlautete es von offizieller Bandseite, man wolle sich wieder auf etwas härtere Pfade bewegen und Sänger Pasi Koskinen sei dazu nicht bereit. Andererseits konnten wir aber über eher interne Quellen erfahren, dass Pasi genau denselben Grund aufführt, Amorphis seien im zu weich geworden. Nun gut, da Pasi mit seiner neuen Band Ajatarra schneller einiges an Output gelungen ist können wir sicher gehen, dass er definitiv für Härte steht! Dadurch war natürlich die Furcht groß, dass Amorphis nun noch weicher werden, als sie es ohnehin schon geworden sind. Dem wirkten großspurige Statements von der Homepage entgegen, man wolle wieder zurück zu seinen Wurzeln gehen. Na, den Spruch haben wir nun alle wirklich inzwischen dermaßen oft gehört und sind nahezu immer enttäuscht worden. Aber immerhin. Als dann der neue Sänger Tomi Joutsen als Ersatz nach langer Suche gefunden wurde gabe es erneut ein Statement: das neue Album soll sogar wieder growls beinhalten! Es soll ein Spektrum von atmosphärischen Melodien bis hin zu epischer Härte haben verbunden mit klarem Gesang und Growls. Hui, na da stieg die Spannung noch mal gehörig an!
Und jetzt, wo ich das Album gerade durchhöre, muss ich sagen: passt! Die Ankündigungen haben nicht zu viel versprochen und Ecplipse stellt definitiv seit Elegy das härteste Album der Finnen da! Man erkennt das Album von der ersten bis zur letzten Sekunde an Amorphis-typischen Elementen, wie der allgegenwärtigen Hammondorgel, aber auch dem charakteristischen Gitarrensound, den orientalisch anmutenden, traditionell finnischen Melodien und dem ein oder anderen Effekt. Andererseits bringt der neue Sänger aber auch eine gehörige Portion frischen Wind dazu, meiner Meinung nach nicht nur zum Guten. Zugegeben, sein stimmliches Spektrum ist wirklich sehr brauchbar, es reicht von geradezu akerfeldtschen Growls über einen cleanen Gesang, der an einen Vintersorg erinnert, hin zu eine dicken Schmalzpatina, an die man sich erst gewöhnen muss. An diesen Stellen fühlt man sich dezent an die Landsmänner von Sentenced oder gar HIM erinnert. Aber gut, dazu mehr im Einzelnen!
Wie schon erwähnt, wer bei den ersten Klängen des Openers Two Moons nicht sofort weiß, dass er es mit einem Amorphisalbum zu tun hat, sollte seine Hausaufgaben nochmal machen! In knapp einer Minute durchlebt der aufmerksame Hörer eine Sprung von einem typischen Orgelintro über einen thrashigen Shoutpart hin zu einem sehr melodiösen Refrain, wo sich Tomis Stimme harmonisch einfügt.
Weiter gehts mit dem ersten Hit des Albums: House Of Sleep. Ein verdammter Ohrwurm! Die ersten 30 Sekunden des Songs brennt sich das Motiv des Songs dermaßen tief in die Gehörgänge, dass ich persönlich seit Tagen nicht mehr anders kann, als es ständig zu summen, singen, pfeifen oder meine Umwelt damit sonstwie akustisch zu belästigen! Aber dann erstmal der große Schock, der bereits erwähnte schmalzige Gesang setzt ein, dazu eine triefende Klavierlinie und sogar noch ein paar weiche Frauenstimmen! Aber der Schock wird langsam vom Hörer genommen, die Stimme wird härter und wieder allmählich mit dem Hauptmotiv auf den Gitarren verwoben. Hmmm, irgendwie passt das ganze doch, eine super Steigerung in den Refrain. Da sieht man es mal wieder, man gewöhnt sich an alles.
Leaves Scar beginnt ruhig, dominiert von Flöten. Ha, Pustekuchen! Schön über den Gitarrenhals hinein geslidet ins tiefste Growlvergnügen. Aber wieder nur so kurz? Der Refrain wieder wunderbar klar! Aha, man setzt also hier auf Abwechslung pur! Aber spätestens nach diesem Song darf man die Hoffnung haben, dass Tomi die alten Songs aus Zeiten der Tales... ordentlich umsetzen kann. Ansonsten auch Leaves Scar ein wahnsinnig harmonischer Song mit mitreißendem, mehrstimmigen Refrain.
Weiter gehts mit einem rockig beginnenden Born From Fire, der auch keine wirklichen Überraschungen verbirgt. Sehr schlicht, eher langsam. Noch langsamer und gemächlicher der anschließende Under A Soil And Black Stone. Gut geeignet, um nochmals Tomis cleane Gesangsqualitäten unter Beweis zu stellen und exzessiv eine schwingende Hammondorgel einzusetzen. Wenn Amorphis diesen Song live spielen sollten ist er wohl prädestiniert zum Schunkeln und zum Einsatz von Feuerzeugen. Mir dann doch eine Ecke zu langweilig.
Dafür beginnt Perkele (The God Of Fire) aber um so härter! Zunächst durch eine orientalische Melodie eingeleitet gibts dann erstmal ein kräftiges Gitarrenbrett auf die Ohren. Das erinnert tatsächlich an die 'Wurzeln' der Finnen, jedoch immer wieder durchsetzt von einem cleanen Refrain, bei dem auch etwas an Härte verloren geht. Der Übergang zum nächsten Song mit Hitpotential The Smoke ist fließend, wobei sich dieser wieder etwas rockiger anlässt. Gitarrenlinie und Gesang kreuzen sich ein paar Mal, bis sie sich zu einem genialen Refrain vereinen. Gesangstechnisch wechseln sich erneut Growls und cleane Parts ab, aber auch dieser Song wird hautpsächlich durch das schöne Hauptmotiv dominiert. Danach gehts einem einfach richtig gut!
Damit man nicht wieder aus dieser Stimmung gerissen wird folgt mit Shame Flesh wieder ein eher ruhigerer Song. Der Refrain dann allerdings mit Chor wirkt, zumindest auf mich, etwas aufgesetzt monumental. Da könnten sogar noch Orchester Hits dabei sein, bin mir aber nicht ganz sicher, da es einfach insgesamt so überladen ist. Aber nicht falsch verstehen! Es handelt sich wirklich nur um 2 Wörter, ist immer nur ein sehr kurzer Moment im Refrain. Shame Flesh wäre also ein 'normaler', langsamer Song, wenn ich nicht jedes mal einen Herzinfarkt bekommen würde, wenn der Refrain in diesem Chor endet.
Umso harmonischer und stimmiger dann aber Brother Moon. Hier passt wieder alles, und viel mehr kann ich fast nicht sagen. Ein rockiger Midtemposong, der in einer Liveversion sicherlich einige Köpfe zum wackeln und Füße zum Tanzen bringen würde! Auf jeden Fall nochmal ein absoluter Höhepunkt gegen Ende des Albums, dass wir jetzt mit Empty Opening erreichen. Ein würdiger Abschluß! Zum ewig langen Ausklang würde vielleicht besser der Titel 'Open Ending' passen, aber ist ja auch egal.
Na, dann kommen wir mal zu einem Gesamteindruck. Die Finnen haben definitiv nicht zu viel versprochen, wenn sie Growls angekündigt haben und eine Mischung von neuen und alten Einflüssen, Eclipse hat sicherlich die härtesten Parts seit Elegy. Aber dennoch hat das neue Material nichts mehr mit Death Metal zu tun, vom Härtegrad her sind wir sicherlich sehr weit davon entfernt. Der neue Sänger ist scheinbar wirklich in Ordnung, wenn er sich jetzt auch noch live behaupten kann, dürfen wir wohl zufrieden sein. Man darf wohl auf das nächste Album sehr gespannt sein, denn wo man hier manchmal den Eindruck haben kann, es würde noch ausprobiert, dürfte sich zum nächsten Mal auch Tomi fest eingearbeitet haben. Vielleicht bringt wird er sich auch kreativ einbringen, das wird sich zeigen. Ich gebe Eclipse 8 von 10 möglichen Punkten. Abzüge gibt es auf Grund des ein oder anderen Ausrutschers und wegen einiger Durststrecken auf dem Album, wenn die Schmalzschicht weggekratzt würde, könnte ich vermutlich auch noch einen Punkt mehr geben. Wer sich nach Tales from the thousand lakes nicht mehr für die Band interessiert hat, sollte von einem Kauf absehen. Im Großen und Ganzen kann ich es aber jedem empfehlen, dem auch die letzten Alben von Amorphis nicht widerstrebt haben oder der generell auch mal für ruhigere, atmosphärische Klänge zu haben ist.
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[8 von 10]
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Autor: kAoSKoBoLd (30.01.2006)
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User comments
Alexter (13.04.2007 um 18:20 Uhr) |
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Einige brauchbare Songs drauf, der neue Sänger ist klasse, gut produziert aber doch irgendwie unterm Strich relativ langweilig. | | Bewertung: 6 (von 10 Punkten) |
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